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Fiasko

Fiasko

Titel: Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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künstliche Charakter der Funkhelligkeit der Quinta nun zweifelsfrei festgestellt.
       Entladungen atmosphärischer Gewitter kamen nicht in Frage. Mit der Funkhelligkeit im Kurzwellenbereich nahm die Quinta es bereits mit der analogen Strahlung ihrer Sonne auf. Ähnlich hatte es sich auf der Erde nach der weltweiten Verbreitung des Fernsehens verhalten. Die Beobachtungsergebnisse, die man kurz vor dem Eintauchen in den temporären Hafen erzielte, waren eine jähe Überraschung. Ter Horab rief die Experten zu einer Beratung zusammen, obgleich er wußte, daß man deren Resultate nicht mehr direkt an die Besatzung des HERMES weitergeben konnte. Die Beratung hatte nur das eine mögliche Ziel: den Vorgängen auf dem Planeten schnellstmöglich die Diagnose zu stellen und diese Nachricht dem Aufklärer nachzusenden. Die mit Hochenergiequanten verschlüsselte Botschaft würde den HERMES mit seiner bewußtlosen Crew erreichen, GOD würde sie aufnehmen und den Männern nach ihrer Reanimation am Rande des Zeta-Systems übermitteln.
       Dieser Sternenbrief sollte so verschlüsselt werden, daß nur GOD ihn lesen konnte. Vorsicht nämlich schien angebracht, die Liste der auf der Quinta eingetretenen Veränderungen sah ziemlich besorgniserregend aus: 1. Über der Thermosphäre und der Ionosphäre des Planeten sowie zwischen ihm und seinem Mond, etwa zweihundert-tausend Kilometer von der Quinta entfernt, waren Serien kurzer Blitze registriert worden. Die Blitze selbst hatten etliche Nanosekunden gedauert, ihr Spektrum entsprach der Sonnenemission mit einer in Infrarot und Ultraviolett beschnittenen Strahlung. 2. Nach jeder Serie dieser Blitze, die jeweils mehrere Stunden anhielt, zeigten sich auf der Scheibe des Planeten m der zwischentropischen Zone dunkle Streifen beiderseits des Eisrings.
       3. Gleichzeitig verstärkte sich die Emission von Meterwellen über das bisher beobachtete Maximum hinaus, während auf der Südhalbkugel die Emission nachließ.
       4. Unmittelbar vor Beginn der Beratung zeigte das auf die Mitte der Planetenscheibe gerichtete Bolometer einen jähen Temperatursturz um hundertachtzig Grad Kelvin an — mit allmählicher Relaxation. Der kalte Fleck umfaßte ein Gebiet von der Größe Australiens. Die Wolkendecke darüber verschwand und bildete ringsherum einen sehr hellen Wall. Bevor die Wolken zurückkehrten, lokalisierte das Bolometer eine „Kältequelle“ punktförmigen Ausmaßes direkt im Zentrum des Flecks. Die heftige Abkühlung hatte sich also in kreisförmiger Front von der Quelle aus verbreitet, deren Natur man nicht kannte.
       5. Auf der dunklen, sonnenabgewandten Halbkugel des großen Quinta-Mondes erschien ein punktförmiger Blitz. Er flimmerte, als bewege er sich unabhängig von der Bewegung der Mondkruste, als laufe dicht über der Oberfläche im Bereich einer Zehntausendstelbogensekunde ein Feuer, gebildet aus Kernplasma mit einer Temperatur von einer Million Grad Kelvin.
       6. Bei Eröffnung der Beratung war der kalte Fleck unter Wolken verschwunden, die Bewölkung der Quinta aber hatte zugenommen und sich auf einer größeren Oberfläche als je zuvor stabilisiert: Sie bedeckte zweiundneunzig Prozent der Planetenscheibe.
     
       Es ist unschwer zu erraten, wie weit die Meinungen der Fachleute auseinandergingen. Die sich zuerst anbietende Hypothese von versuchsweisen oder militärischen Kernexplosionen konnte ohne Diskussion verworfen werden. Die Blitze hatten eine spektrale Gemeinsamkeit weder mit Explosionen von Aktiniden noch mit thermonuklearen Reaktionen. Eine Ausnahme bildete das Plasmafünkchen auf dem Mond: Sein thermonukleares Spektrum war kontinuierlich. Die Vorstellung eines magnetisch gehaltenen offenen Wasserstoff-Helium-Reaktors drängte sich auf. Den Nukleoni-kern war der Zweck eines derartigen Reaktors ein Rätsel. Die Blitze im Raum um den Planeten konnten verschiedene Ursachen haben: speziell abgestimmte Laser, die auf metallische Objekte, möglicherweise Nickel-Magnetit-Meteore trafen, oder aber kollidierende Körper mit großem Eisen-, Nickel- und Titangehalt, die mit Geschwindigkeiten von achtzig bis hundert Kilometern pro Sekunde frontal aufeinanderprallten. Auszuschließen waren als Quelle aber auch Spiegelumsetzer nicht, die Wellenschlucker für einen Teil der Sonnenwellen besaßen und von explosionsartig verlaufenden Havarien heimgesucht wurden. Die Beratung ging in einen verbissenen Streit über und entzweite die Fachleute. Man sprach von

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