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Fiasko

Fiasko

Titel: Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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beobachteten, atmeten erleichtert auf: Genau auf den Bruchteil einer Sekunde ging GOD ans Werk, die bisher stummen Hypergolbooster des HERMES gaben Feuer, eine Batterie nach der anderen zündete, um das Raumfahrzeug in Schwung zu bringen.
       Gleichzeitig gaben die Ionentriebwerke her, was sie konnten. Ihre durchsichtige blaue Flamme mischte sich in das blendende Gleißen der Booster, der hitzeflimmernde Rumpf schwebte glatt und gleichmäßig in die ewige Nacht.
       In dem abgedunkelten Kontrollraum fiel das Licht der Monitore auf die Gesichter der Männer um den Kommandanten und verlieh ihnen Totenblässe. Der HERMES, der sich mit zunehmender Geschwindigkeit entfernte, zog eine immer längere, kontinuierliche Feuerspur. Am Rande des Blickfelds taumelte der leere Zylinder, der HERMES und EURYDIKE bis zuletzt verbunden hatte und, durch die Startsalven abgestoßen, ins Dunkel gefegt worden war. Als die Telemeter die notwendige Entfernung zwischen beiden Raumschiffen anzeigten, schloß sich der Heckspiegel des Milliardentonners, und aus der zentralen Öffnung schob sich langsam der stumpfe Kegel des Emitters. Blitze schössen daraus hervor, einmal, dann ein zweites und drittes Mal, bis eine Lichtsäule in den Raum schlug und den HERMES traf. In beiden Steuerräumen der EURYDIKE erscholl ein gemeinsamer Schrei der Freude und — wie zugegeben werden muß — auch der angenehmen Überraschung, daß alles so glatt gegangen war. Der HERMES verschwand bald von den Bildmonitoren, auf denen sich nur immer kleiner werdende leuchtende Ringe zeigten, als rauche ein unsichtbarer Riese zwischen den Sternen eine Zigarette und blase Kringel von weißem Rauch aus dem Mund. Zuletzt verflossen alle diese Kreise zu einem flimmernden Punkt — der Spiegel des Aufklärers reflektierte das Licht des Lasers, mit dem die EURYDIKE ihn antrieb.
       Ter Horab hatte das Ende dieses Schauspiels nicht abgewartet und war in seine Kajüte gegangen. Vor ihm lagen die neunundsiebzig schwierigsten Stunden: Die sideralen Operationen des GRACERS ORPHEUS sollten in Gravitationsresonanzen den temporären Hafen schaffen, in dem man dann ankern oder vielmehr untertauchen wollte, denn das bedeutete ja die vollständige Trennung von der Außenwelt. Der Zündbefehl an ORPHEUS war zwei Tage und Nächte unterwegs, und ausgerechnet m diesem Zeitraum kam es auf der Quinta zu Erscheinungen, die zu denken gaben. Bis zum definitiven Aussetzen ihrer Geräte konnten die Astrophysiker die gesamte galaktische Emission aus dem Raum des Sternbilds der Harpyie empfangen. Die Spektren Alpha und Delta bis hin zu Zeta wiesen keinerlei Veränderung auf, was ein wichtiger Prüfstein für die gute Qualität war, mit der auch die Quinta beobachtet wurde. Die von dem Planeten zur EURYDIKE gelangende Strahlung wurde gefiltert, die Filtrate von den Kaskadeverstärkern der Computer verglichen, übereinandergelagert und präzisiert. In stärkster visueller Vergrößerung war das Zeta-System ein Fleckchen, das man mit dem Kopf eines m der ausgestreckten Hand gehaltenen Streichholzes verdecken konnte. Die gesamte Aufmerksamkeit der Planetologen konzentrierte sich natürlich auf die Quinta. Ihre Spektro- und Hologramme boten ein Bild nicht so sehr des Planeten als der Vermutungen, die die Computer über ihn anstellten. Quelle der Information waren Photonenbündel, unregelmäßig über das Spektrum aller nur denkbaren Strahlungen verstreut, und so herrschte im Observatorium der EURYDIKE genau wie einst vor den ersten Teleskopen auf der Erde keine Eintracht in der kritischen Frage: Was sieht man wirklich, und was erscheint einem nur so, als sähe man es? Wie jedes informationsverarbeitende System kann auch der menschliche Verstand keine scharfe Grenze zwischen absoluter Gewißheit und Mutmaßung ziehen. Erschwert wurden die Beobachtungen durch die Zeta, die Sonne der Quinta, durch den Gasschweif der Septima, ihres größten Planeten, sowie die starke Strahlung des Sternenhintergrunds. Bisher war festgestellt worden, daß die Quinta in vielen physischen Hinsichten an die Erde erinnerte. Ihre Atmosphäre enthielt neunundzwanzig Prozent Sauerstoff, reichlich Wasserdampf und ca. sechzig Prozent Stickstoff. Die weißen Polkappen waren in ihrer hohen Albedo schon aus der Umgebung der Erdsonne zu erkennen gewesen. Der Eisring war unstreitig erst während des Flugs der EURYDIKE entstanden oder hatte zumindest die Ausmaße erreicht, die ihn erkennbar machten. Aus kosmischer Nähe wurde der

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