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Fiasko

Fiasko

Titel: Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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einer Klimaregulierung mit Hilfe sehr großer, mit Fotozellen ausgestatteter Fotokonverter, aber das ergab keinen Reim auf den Kälteherd am Äquator. Am meisten verblüfften jedoch die Ergebnisse der Fourier-Analyse des gesamten Funkspektrums der Quinta. Von Modulation fehlte jetzt jede Spur, die Leistung der Sender aber hatte sich erhöht. Die Peilkarte des Planeten zeigte Hunderte von Sendern weißen Rauschens, das zu formlosen Flecken verschwamm. Die Quinta strahlte dieses Rauschen m allen Wellenbereichen aus. Es bedeutete entweder die Sendung von „Scrambling“-Signalen, also eine Art chiffrierten, durch scheinbares Chaos verdeckten Funkverkehrs, oder die vorsätzliche Herstellung eines derartigen Funksalats.
       Ter Horab verlangte eine unverzügliche Antwort auf die Frage, was dem HERMES innerhalb der nächsten Stunden, bevor jede Funkverbindung mit ihm abbrach, übermittelt werden sollte, konkreter gesagt, worauf sich die Kundschafter gefaßt machen und wie sie sich, im Zeta-System angekommen, verhalten sollten.
       Das Erkundungsprogramm hatte seit langem festgestanden und die jetzt beobachteten Erscheinungen natürlich nicht mehr berücksichtigen können. Niemand hatte es eilig, das Wort zu ergreifen. Mit unverhohlenem Widerstreben erklärte schließlich der Astromatiker Tuyma als Sprecher der SETI-Beratergruppe, zutreffende Ratschläge ließen sich dem HERMES überhaupt nicht erteilen — man solle eine Beschreibung der Tatsachen und deren hypothetische Interpretation übermitteln und sich auf die selbständigen Erwägungen der Kundschafter verlassen.
       Ter Horab wünschte diese Hypothesen zu hören, unerachtet ihrer Gegensätzlichkeit.
       „Was immer die Veränderungen der Quinta bedeuten — es sind keine an uns gerichteten Signale“, sagte Tuyma. „Darin stimmen wir alle überein. Manche sind der Ansicht, der Planet habe unsere Anwesenheit bemerkt und bereite sich auf seine Weise auf den Empfang des HERMES vor. Diese Vermutung gründet sich nicht auf rationale Werte. Sie ist meiner Ansicht nach einfach Ausdruck der Besorgnis oder, um es ohne Umschweife zu sagen, der Furcht, einer sehr alten Urangst, die einst den Begriff einer kosmischen Invasion als einer Katastrophe hervorgebracht hat. Ich halte es für Unsinn, die Erscheinungen so erklären zu wollen.“ Ter Horab verlangte Konkretes zu wissen. Ob die Männer des Erkundungsflugs Angst haben sollten oder nicht, würden sie selber entscheiden. Es ging um den Mechanismus der neuen Erscheinungen.
       „Die Kollegen Astrophysiker verfügen über konkrete Hypothesen, die sie vertragen können“, erwiderte Tuyma, von der Ironie in den Worten des Kommandanten unbeeindruckt, denn sie bezog sich ja nicht auf ihn. „Nämlich?“ fragte Ter Horab. Tuyma wies auf Nisten und La Piro.
     
       „Die Sprünge der Temperatur und der Albedo können durch einen Meteorenschwarm verursacht worden sein, der in das System der Quinta eingedrungen und dort mit künstlichen Satelliten zusammengestoßen ist. Daher konnten die Blitze kommen“, sagte Nisten.
       „Und wie erklärst du die Ähnlichkeit der Oberflächenblitze mit dem Zeta-Spektrum?“
       „Ein Teil der Satelliten der Quinta kann aus Eis bestehen, das vom Außenrand des Rings abgesplittert ist. Sie haben das Sonnenlicht nur dann in unsere Richtung reflektiert, wenn Ein- und Ausfallwinkel es zufällig so hergaben. Es können ja unregelmäßige Blöcke mit unterschiedlichen Drehmomenten sein.“
       „Was meint ihr aber zu diesem Kältefleck?“ fragte der Kommandant. „Wer kennt einen annehmbaren Grund für seine Entstehung?“
       „Das ist unklar. Ein natürlicher Mechanismus ließe sich allerdings ausdenken…“
       „Als Hypothese ad hoc“, warf Tuyma ein. „Ich habe mit den Chemikern darüber gesprochen“, meldete sich Lauger zu Wort. „Es kann dort eine endotherme Reaktion abgelaufen sein. Mir gefällt solch ein Kuriosum zwar nicht, aber es gibt Verbindungen, die Wärme schlucken, wenn sie miteinander reagieren. Die Begleitumstände geben der Sache eine drastischere Aussage.“
       „Was für eine?“
       fragte Ter Horab.
       „Eine unnatürliche, wenngleich nicht notwendig von Absicht zeugende.
       Beispielsweise eine Katastrophe in gewaltigen kryotronischen Kühlanlagen — sozusagen ein Brand von Industriebetrieben mit negativem Vorzeichen. Ich halte aber auch das nicht für wahrscheinlich. Für diese Behauptung besitze ich keinerlei

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