FIDER (German Edition)
alle gehört. Ich fürchte, damit können wir unseren Stoßtrupp abschreiben. Die Männer sind auf einen eingegrabenen Vorposten aufgelaufen, der sie sofort unter Feuer genommen hat. Mit hoher Wahrscheinlichkeit Volksarmee. Sarac konnte noch eine kurze Meldung absetzen, bevor die Verbindung zusammengebrochen ist.«
»Scheißdreck«, sagt Datso geradeheraus. »Dann haben die wirklich dicht gemacht.«
Codyczek nickt. »So sieht es aus. Offenbar schießen die auf alles, was sich von hier aus nach draußen bewegen will. Damit ist eine Verhandlungslösung vorerst vom Tisch. Ich fürchte, uns bleibt nur noch Plan C. Hat sich schon jemand darüber Gedanken gemacht?«
Petursson hebt seine Hand, allerdings nur bis auf Schulterhöhe. Er wartet nicht darauf, von Codyczek angesprochen zu werden. »Ich habe darü ber nachgedacht. Viel ist mir nicht eingefallen. Wir könnten höchstens versuchen, über die Berge zu gehen. Dort muss es ja irgendeinen Weg aus diesem Kessel heraus geben. Ansonsten bleiben uns nicht viele Optionen. Bleiben wir hier, dann werden wir aufgerieben. Vielleicht gehen uns auch einfach nur die Vorräte aus. Das ist alles keine Lösung.«
»Bei den Bergen haben wir keine Chance«, sagt Codyczek mit einem Kopfschütteln. »Zu steil und zu zerklüftet. Bis wir da eine Passage finden, die wir vielleicht benutzen können, müssen wir einmal komplett um das gesamte Gebiet herumlaufen. Das kostet zu viel Zeit. Alleine heute haben wir nicht mehr allzu lange Tageslicht. Ich möchte nicht unbedingt nach Einbruch der Dunkelheit außerhalb unserer Stellungen unterwegs sein. Wir alle wissen, was in der vergangenen Nacht mit dem zweiten Zug passiert ist.«
»Genau genommen wissen wir das nicht«, sagt Betzendorff. »Wir haben lediglich eine Lichterscheinung gesehen und Geschrei gehört. Daraus lassen sich noch keine gesicherten Er kenntnisse ableiten.«
»Ach, hör doch auf mit deinem geschwollenen Geschwafel«, sagt Datso. »Tatsache ist, die sind alle weg. Der Rest ist doch erstmal scheißegal.«
Codyczek schaut in die Runde. »Noch weitere Vorschläge?«
»Na klar«, sagt Leisinger mit seine r Zischstimme. »Wir sollten allmählich den Spieß mal umdrehen. Bis jetzt waren wir immer nur in der Defensive. Warum greifen wir zur Abwechslung nicht mal an? Irgendwo müssen diese Dinger doch herkommen. Wir müssen nur den Wald durchkämmen. Schön aggressiv vorgehen und in alle Richtungen sichern. Dann spüren wir diese Arschlöcher auf und räuchern sie aus.«
Im Hintergrund schnaubt Leutnant Gromek ein Lachen heraus. »Na klar. Wir hatten zwei Tage lang Spähtrupps im Gelände. Die haben nicht das Geringste gefun den. Und jetzt sollen wir das mal eben so, hopplahopp, zwischendurch erledigen? Wie lange wollen Sie den Wald denn durchkämmen?«
Leisinger macht gerade Anstalten, sich aufzublasen, als Codyczek interveniert.
»Stopp. Ruhe jetzt. Alles, was bislang gesagt wurde, hatte ich ebenfalls in Erwägung gezogen. Wirklich praktikabel sind diese Pläne allerdings nicht. Deswegen habe ich etwas völlig anderes ins Auge gefasst.«
Codyczek erhebt sich und breitet seine Arme aus.
»Wer immer uns auch angreift, wir können ihn hier draußen nicht abwehren, richtig? Deswegen wäre mein Vorschlag, den KVP aufzugeben und stattdessen zu einer Stellung auszuweichen, die leichter zu verteidigen ist.«
»Und was soll das sein?«, ruft jemand aus dem Hintergrund.
Bevor Codyczek antworten kann, schaltet sich Datso ein: »Der Grenzposten.«
Einige Sekunden lang herrscht Stille. Dann nickt Codyczek.
»Genau.«
»Ich weiß nicht.« Begerow zaudert. »Seit wir hier sind, haben wir keinen Kontakt mit diesem Posten. Die vom Hauptquartier haben auch gesagt, da rühre sich nichts. Die Grenzer sind wahrscheinlich auch überrannt worden. Wenn die es nicht geschafft haben, mit diesen Dingern fertig zu werden, dann schaffen wir das auch nicht.«
»Vielleicht doch.« Peturssons Miene hellt sich auf. »Die Grenzer wurden wa hrscheinlich überrascht, genau wie die Leute im Sägewerk. Die wussten nicht, was hier los ist. Wir wissen aber von unseren Angreifern. Also können wir uns vorbereiten und Barrikaden hochziehen. Es ist schon ein Unterschied, ob ich ohne echten Schutz im Wald liege oder ob ich einen Raum mit nur einem oder zwei Eingängen verteidigen muss. Einen Versuch wäre es wert. Natürlich könnten wir es noch beim Sägewerk versuchen, aber das ist nicht solide genug gebaut. Die Grenzposten, die ich erlebt habe, waren recht
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