FIDER (German Edition)
nichts von ihnen gehört. Wir müssen von einem Totalverlust ausgehen.«
Es kommt zu e inigen gemurmelten Flüchen. Einige Soldaten werden nervös. Insbesondere Sarac scheint sich nicht wohl zu fühlen. Er zittert und brabbelt vor sich hin.
»Ach Gottchen, ach Gottchen. Alle weg. Ich hab’s ja gesagt. Ganz viel geschrien haben die. Alle weg. Ach Gottchen.«
Niemand beachtet ihn. Selbst Codyczek verzichtet darauf, Sarac zur Schnecke zu machen. Stattdessen fährt Codyczek fort.
»Eine Verbindung zu unserem Hauptquartier oder zur Volksarmee ist ebenfalls fehlgeschlagen. Nicht einmal einen verpennten Milizionär konnten wir erreichen. Es hat den Anschein, als habe man uns tatsächlich aufgegeben. Was immer in diesem Kessel auch umgeht, es jagt der Regierung eine Heidenangst ein. Man will eine Ausbreitung mit allen Mitteln verhindern, auch wenn wir dabei draufgehen.«
Petursson schüttelt seinen Kopf. Er meldet sich nicht und er wartet nicht ab, bis ihm das Wort erteilt wird. Er redet einfach drauflos: »Bei allem Respekt, Herr Oberleutnant, aber das ist doch Unfug. Bislang ist es uns nicht gelungen, den Angreif ern einen nennenswerten Schaden zuzufügen. Wir wissen noch nicht einmal, wer die Angreifer überhaupt sind. Wie soll es dann den Strategen von der Volksarmee gelingen, diese Dinger aufzuhalten? Ich weiß nicht, wo Sie zuvor gedient haben, aber ich kenne die Volksarmee ziemlich genau. Gegen die sind wir, mit unserer Ausrüstung, echte Zukunftssoldaten. Wenn also irgendjemand oder irgendetwas aus diesem Kessel abhauen will, dann haut es einfach ab. Scheißegal, ob sich die Volksarmee vor dem Eingang aufgebaut hat oder nicht.«
Einige Männer murmeln Zustimmung. Auch Codyczek nickt.
»Gutes Argument, Petursson.«
»Ach, jetzt heißt es nicht mehr ›Schütze Petursson‹«, murmelt Betzendorff kaum hörbar. Codyczek ignoriert ihn einfach.
»Also, hier ist mein Plan«, sagt Codyczek dann mit gespieltem Optimismus. »Wir schicken einen kleinen Stoßtrupp los. Diese Methode hat vor einigen Tagen schon bei den Tonnern funktioniert. Mit etwas Glück funktioniert sie noch einmal. Dieser Stoßtrupp arbeitet sich bis zum Eingang des Kessels vor und kundschaftet die Stellungen der Volksarmee aus. Sollte es dort ein Durchkommen geben, gibt der Trupp über Funk Bescheid und der Rest der Truppe rückt nach.«
»Und was ist, wenn die Volksarmee den Kessel tatsächlich hermetisch abgeriegelt hat?«, fragt Begerow.
Codyczek zuckt mit den Schultern. »Dann bleibt noch Plan B. Der Trupp arbeitet sich dann an den Felsformationen entlang, bis er einen geeigneten Platz zum Aufstieg findet. Dann geht es rauf auf die Berge. Das Gelände ist extrem unwegsam. Jemand, der einigermaßen fit ist, könnte es aber schaffen, eine erhöhte Position zu erreichen. Das ist zwar gefährlich, doch vielleicht können wir von dort einen Notruf per Funk absetzen.«
»An wen?«, dröhnt Rakovskys Bass aus dem Hintergrund.
»An irgendjemanden«, sagt Codyczek gereizt. »Was weiß ich denn? Mit unseren tragbaren Geräten wird das Hauptquartier kaum erreichbar sein, aber vielleicht erreichen wir einen privaten CB-Empfänger.«
»Der müsste dann ein Funkgerät mit rotierender Signalmodulation auf militärisc her Frequenz haben«, sagt Betzendorff und grinst Codyczek breit an.
Codyczek schielt nur kurz zu Betzendorff hinüber. »Die Modulation kann man abschalten.«
Betzendorffs Grinsen klappt zusammen. »Oh.«
»Gar nicht schlecht.« Datso nickt vor sich hin. »Haben viele ein Funkgerät, hier draußen. Telefon ist hier nicht. Werden ja ewig die Leitungen geklaut. Kupfer ist teuer. Da freuen sich die Spitzbuben. Aber Funk, Funk haben hier viele. Immer gut, wenn man den Doktor rufen muss, weil die Matka gerade abferkelt. Da könnten wir jemanden erreichen. Keine Ahnung, ob uns das was bringt, aber einen Versuch ist es wert.«
Einige Männer murmeln Zustimmung.
Codyczek blickt noch einmal in die Runde. Dann nickt er kurz. »Gut, dann wollen wir keine Zeit verschwenden. Die Schützen Bukhalov, Kishishev, Lunchev und Sarac machen sich fertig. Perfekte Tarnung, Ausrüstung entklappern und um 1000 Zulu hier im Inneren Bereich antreten. Leutnant Gromek führt den Trupp jetzt in den Mannschaftsbunker und gibt erste Anweisungen aus. Der Rest tritt in die Stellungen weg und sichert, so gut es noch geht. Verteilen Sie sich nach eigenem Ermessen über die Stellungen. Sie sind keine Anfänger. Sie wissen, wie Sie das zu regeln haben.
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