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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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der Großrah Stricke anbringen lassen.«
    Die Wirkung zeigte sich sofort. Latimer fiel schluchzend auf die Knie. »Das ist nicht gerecht, Sir. Bitte hängen Sie mich nicht. Die anderen haben uns dazu gezwungen. Wir hatten keine Wahl.«
    »Es gibt viele, die sich den Piraten nicht angeschlossen haben und noch leben, um es zu bezeugen«, entgegnete Herrick.
    Fitzmaurice fragte höflich: »Soll ich den Bootsmann benachrichtigen, Sir?«
    »Lassen Sie mich überlegen.« Herrick sah zu, wie Latimer vom Boden hochgezogen wurde.
    Mossel sagte: »Wir werden sowieso gehängt. Was soll's, zum Teufel?« Er krümmte sich, als der Schiffskorporal ihm die Faust in die Rippen stieß.
    Herrick stand auf. Latimers Jaulen und seine eigene Rolle ekelten ihn an. Aber die Zeit drängte. Es stand mehr auf dem Spiel als der Hals eines verdammten Meuterers.
    Schroff befahl er: »Bringt ihn hinaus.« Zu Latimer fügte er hinzu: »Und Sie setzen sich auf diese Kiste. Ich will nicht, daß Ihr Schmutz die Möbel des Kapitäns verdirbt.«
    Als sich die Tür hinter Mossel geschlossen hatte, fragte Latimer: »Sind Sie nicht der Kapitän, Sir?«
    »Nein. Verstehen Sie also: was mein Kapitän nicht weiß, braucht er nicht zu berücksichtigen. Ich kann Sie auf der Stelle hängen, und niemand wird je danach fragen. Ich kann Sie zurück an Land bringen und sagen, daß Sie mir bei meinen Nachforschungen geholfen hätten, und man wird es glauben. Der Kapitän ist an bestimmte Regeln gebunden, ich bin das nicht.« Er beobachtete, wie die Lüge von dem Mann Besitz ergriff, dann schrie er ihn an: »Reden Sie also schon, oder Sie werden noch vor acht Glasen baumeln.«
    Die Geschichte, die Latimer vorbrachte, war ebenso phantastisch wie erschreckend.
    Mit brüchiger, heiserer Stimme berichtete der Mann, der unter Kapitän Lloyd zur Mannschaft des Vormastes gehört hatte, von seinem Dienst an Bord eines Piratenschoners; es war der unter dem Kommando von Mathias Tuke. Gefürchtet, und das mit gutem Grund, verschaffte sich Tuke dennoch eine Art Respekt bei seinen Leuten. Latimer berichtete von seinem Angriff auf die Nordinsel, wie sie Geschütze an Land gebracht und das Dorf in Brand gesetzt hatten. Er beschrieb Mordtaten und bestialische Grausamkeiten, die sich nach Tukes Vorbild bei seiner Gefolgschaft breitmachten, so daß der Tod zu alltäglich wurde, um darüber zu reden.
    Er berichtete, daß auch der Franzose Yves Genin an Bord des Schoners gewesen war, sich aber an den Morden und Plünderungen nicht beteiligt hatte. Er schien eine Art Übereinkommen mit seinem brutalen Geschäftspartner zu haben.
    Latimer hatte in einer Nacht eine Auseinandersetzung gehört, nachdem sie den ganzen Tag getrunken hatten. Tuke hatte getobt, daß er Genin überhaupt nicht brauche, daß schon das Gerücht, er sei bei ihm an Bord, genüge, um diesen Wahnsinnigen de Barras in eine Falle zu locken. Genin hatte ebenso erregt erwidert, daß seine Leute an Bord der Narva l ohne Nachricht von ihm nicht handeln würden. Herrick hörte gebannt zu. So war es also, beinahe genauso, wie Bolitho gesagt hatte. Genin war ein Köder, aber er hatte einige seiner Anhänger bereits in die Besatzung der französischen Fregatte eingeschmuggelt. Vermutlich hatten sie angemustert, als de Barras hinter seinem entkommenen Gefangenen herjagte.
    Das Schlimmste sparte Latimer sich für den Schluß auf.
    Mit seiner brüchigen Stimme berichtete er: »Ehe Tuke uns aussetzte, überfiel er den Schoner der Siedlung. Er folterte den Kapitän und warf ihn den Haien zum Fraß vor. Doch erst, als er alles über Ihr Schiff und Ihren Aufenthalt erfahren hatte. Er lachte wie wahnsinnig und quälte die ganze Zeit über den Kapitän des Schoners mit einer glühenden Messerklinge.«
    Herrick starrte ihn an. Der Schoner hatte die Siedlung also überhaupt nicht mehr erreicht. Die Tempes t war hier oben, und es war bekannt, daß sie hier war.
    Er fragte: »Sonst noch etwas?«
    Latimer betrachtete seine teerigen Hände. »Wir nahmen ein kleines Handelsschiff, holländisch war es, glaube ich. Es hatte Briefe an Bord, Nachrichten über den Aufruhr in Frankreich.«
    »Allmächtiger Gott!« Das war Öl ins Feuer. »Und dann?«
    »Ich und Mossel wurden erwischt, als wir von der Beute stahlen, Sir. Kapitän Tuke setzte uns aus. Er wußte, daß es hier kein Wasser gab und daß die schwarzen Teufel uns umbringen würden, wenn wir versuchten zu entkommen.« Herrick nickte. »Ihr Kapitän Tuke ist ein schlauer Mann. Er wußte, daß

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