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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Wenn du wieder anfängst zu toben, ramme ich dir meine Muskete ins Maul, dachte er. Als sich etwas Weißes durch die Dunkelheit bewegte, erstarrte er. Aber es war kein Vogel. Nur ein Schaumspritzer von einem brechenden Wellenkamm.
    Die See schien schon heller zu werden, stellte er mit Unbehagen fest. Bald kam die Sonne. Die Qual.
    Jemand kletterte über die Ducht hinter ihm und fragte heiser: »Nichts?« Es war der Sergeant, der sich bereitmachte, seine Tour an einem Riemen zu übernehmen. Blissett schüttelte den Kopf. »Es fängt an zu dämmern.«
    »Ja.« Quare wirkte sehr bedrückt.
    »Macht nichts, Sergeant.« Plötzlich war es für Blissett lebenswichtig, daß Quare so war wie immer: zuversichtlich, hart. »Wir werden es schaffen.«
    Quare lächelte müde, verzog schmerzlich das Gesicht, weil ihm die aufgesprungenen Lippen weh taten. »Wenn du meinst?«
    Blissett wandte sich von ihm ab. Wenn Quare wirklich glaubte ... Er erstarrte, blinzelte heftig, weil etwas das gleichmäßige Gefüge der Wogen zu unterbrechen schien. Mit unsicherer Stimme sagte er: »Sergeant! Da vor uns ist Land.« Er packte Quares Arm. »Mein Gott, sagen Sie, daß ich recht habe.«
    Quare schluckte hart und nickte. »Ja, Junge, du hast recht. Ich sehe es auch.« Heftig drehte er sich nach achtern um.
    »Land voraus!«
    Die Riemen gerieten augenblicklich außer Kontrolle, als die Ruderer aufsprangen.
    Bolitho konnte sich nicht bewegen, da er, einen Arm um Violas Schultern gelegt, eingeschlafen war.
    »Mr. Keen! Was sehen Sie?« fragte er hastig.
    Aber die Antwort kam von Allday. »Das ist sie, Captain. Ich bin sicher.« Er sah sich im Boot um. »Da sind so viele verdammte Inseln, aber wir haben die richtige gefunden.« Ein paar wollten jubeln, andere weinen, aber selbst dazu waren sie zu ausgedörrt.
    Ruhig sagte Bolitho: »Viola, wach auf. Du hast recht gehabt. Das muß Rutara sein, obwohl es fast schon ein Wunder ist.« Allday hörte ihn, seufzte auf und rieb sich die schmerzenden Hände an seiner Hose. Er wollte in diesem Augenblick etwas Besonderes sagen. Etwas, das sie zusammenhielt, lange nachdem das Boot, die Qualen dieser Fahrt in ihrer Erinnerung verblaßt waren.
    Er sah Bolitho an und dann Viola Raymond. Bolitho hielt sie an sich gedrückt, wie er es den größten Teil der Nacht über getan hatte. Doch als er sie jetzt zu wecken versuchte, entglitt ihr Arm seinem Griff, hing an ihrer Seite herab und schwankte mit dem Stampfen des Bootes.
    Allday fuhr auf. Mit heiserer Stimme rief er: »Mr. Keen! Kümmern Sie sich um den Captain!« Er drängte sich nach hinten, stieß die Männer achtlos beiseite und fügte eindringlich hinzu: »Tun Sie, was ich sage, Sir.« Dann war er bei der Pinne, umfing sie beide mit den Armen und rief: »Fassung, Captain. Es ist sinnlos. Überlassen Sie sie mir, bitte!« Und als Bolitho anfing, sich zu wehren, rief er: »Haltet ihn!« Er drehte den Kopf, flehte mit brechender Stimme: »Um Gottes willen, Mr. Keen!«
    Erst jetzt hatte Keen begriffen. Er packte Bolitho um die Schultern, und Jenner umfaßte den Kapitän von der anderen Seite. Der Amerikaner entschuldigte sich stammelnd: »Ich muß das tun, Sir. Ich darf Sie nicht loslassen.«
    Allday hob Viola auf, nahm sie in die Arme, trug sie zur Mitte des Bootes und spürte, wie der Wind ihm ihr Haar ins Gesicht wehte. Ihr Körper war noch warm, aber ihr Gesicht lag eiskalt an seinem Hals.
    Mit unterdrückter Stimme sagte er zu Miller: »Der Anker, Jack.«
    Miller nickte. Wie alle anderen war er fast betäubt von dem, was geschehen war. Ihre überstandenen Leiden, der Anblick der Insel, es bedeutete alles nichts.
    Bolitho schrie auf: »Nein!« Allday hörte seine Schuhe auf den nassen Bodenplanken scharren, während Keen und Jenner ihn zurückhielten.
    Behutsam streifte Allday Bolithos Uniformrock von Violas Körper und hob sie über die Bordwand, während Miller eine Leine um ihren Körper schlang und den Anker des Kutters daran befestigte. Kein Hai oder Aasfresser sollte ihr nahe kommen.
    Sie war so leicht, daß sich die Oberfläche kaum bewegte, als er sie ins Wasser gleiten ließ. Er blickte der hellen Gestalt nach, die langsam in der Tiefe verschwand, bis nichts mehr von ihr zu erkennen war.
    Dann ging Allday nach achtern und blieb vor Bolitho stehen.
    Sein kräftiger Körper hob sich vor dem bleicher werdenden Himmel ab. Elend sagte er: »Machen Sie jetzt mit mir, was Sie wollen, Captain, aber es war das Beste so.« Er legte den Uniformrock neben

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