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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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wir kommen, daß wir denken würden, diese Kanus würden uns bewachen, und daß wir hier vor Anker liegen blieben.« Er sah Prideaux an. »Und als er Genins Leute an Bord der Narva l verständigte, kam es dort zur Meuterei, was ich in mancher Hinsicht verstehen kann. Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß er ein Pirat ist und bleiben wird.«
    Prideaux schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Wenn er die Narva l einsetzen kann, um einen großen Coup durchzuführen, könnte er sich um Legalität und Anerkennung bemühen und dabei Genins Hilfe finden.« Herrick biß sich auf die Lippe. »Das mag alles so sein, aber wir leben nicht mehr in den Zeiten eines Henry Morgan.« Latimer hörte ihnen ängstlich zu. »Ich habe was von Versorgungsschiffen gehört, Sir«, sagte er. »Der Holländer hat Tuke so was erzählt. Sie kämen um Kap Horn auf dem Weg nach Neusüdwales.«
    Herrick wandte sich wi eder an Prideaux. »Da haben Sie es.
    Er wird nach einer neuen Basis suchen, seine erbeuteten Geschütze montieren und sich auf den größten Schlag seines Lebens vorbereiten.« Er blickte aus dem Heckfenster und sah die violetten Schatten, die sich vom Land her ausbreiteten. Er kam zu einem Entschluß. »Verdammt, morgen früh lichten wir Anker und kehren zur Siedlung zurück. Bei Dunkelheit wage ich es nicht, hier durch die Klippen zu fahren. Es war schlimm genug, hierher zu kommen.«
    »Und wir, Sir?«
    Herrick fixierte Latimer ein paar Sekunden lang. »Ihr Kumpan wird gehängt, allerdings nicht von mir. Ich will sehen, was ich für Sie tun kan. Es kann sein, daß Sie vielen das Leben gerettet haben. Das könnte Ihnen helfen.«
    Er wandte sich ab, als der Mann schluchzend aus der Kajüte geschafft wurde.
    Prideaux sagte erbittert: »Menschen das Leben gerettet? Mein Gott! Wir sind gar nicht in der Lage, irgendwo rechtzeitig hinzukommen. Ich meine, Sie sollten nach Sydney zurückfahren. Soll doch der Kommodore die Verantwortung übernehmen.«
    Herrick fühlte sich wohler, nachdem er einen Entschluß gefaßt htte. Ohne den Schoner konnte Bolitho ihn nicht benachrichtigen. Die Tempes t mußte wieder unter das Kommando ihres verantwortlichen Kapitäns, ohne Rücksicht auf das Fieber.
    »Benachrichtigen Sie Mr. Lakey«, sagte er. »Ich möchte den Kurs für morgen mit ihm besprechen. Danach treffen wir uns hier zu einer Konferenz.«
    Als Herrick allein in der Kajüte war, ging er an das Heckfenster und starrte auf das unruhige Wasser. Ein leichter Wind wehte; in der vergangenen Nacht hatte Sturm geherrscht, wenn auch in einiger Entfernung, doch auch hier war die See kabbelig. Man konnte nie sicher sein, was das Wetter brachte.
    Lakey trat in die Kajüte.
    »Wir gehen den Kapitän holen, Mr. Lakey«, begrüßte Herrick ihn.
    Der Steuermann sah ihn forschend an. »Es wird auch Zeit«, antwortete er trocken.
    Halb kauernd, halb stehend, hielt Blissett im Bug des Bootes Wache. Mit beiden Händen umklammerte er den Vordersteven, um sich im Gleichgewicht zu halten. Er war verzweifelt müde, vor Hunger schmerzte ihn der Magen so sehr, daß er sich gleichzeitig übel und benommen fühlte. Hinter seinem Rücken hoben und senkten sich die Riemen sehr langsam, und ihr Schlag war unregelmäßig und unsicher.
    Vor Kälte knirschte er mit den Zähnen. In einer Stunde etwa würde die Sonne wieder aufgehen, und dann ... Er bemühte sich, nicht daran zu denken, sich auf etwas zu konzentrieren, das seinen Kopf davon abhielt, hin und her zu schwanken. Gelegentlich hörte er die Pinne knarren und stellte sich Leutnant Keen vor, der dort saß und sich nach den Sternen richtete, um das Boot einigermaßen auf Kurs zu halten. Bei dem schweren Sturm hatten sie die Laterne für den Kompaß verloren, und es verlangte großes Können, das Boot vor dem Abtreiben zu bewahren, da die Ruderer zu erschöpft waren, um es zu bemerken.
    Deshalb war Blissett im Bug eingesetzt. Abgesehen davon, daß er einer der kräftigsten Männer im Boot war, hatte sein früheres Leben als Wildhüter seine Sehkraft ganz besonders geschärft. Er hatte keine Ahnung, ob die Insel, die sie vor Einbruch der Nacht gesichtet hatten, die von ihnen gesuchte war, aber das interessierte ihn auch nicht sonderlich. Doch bei dem hohen Grad ihrer Erschöpfung war es mehr als nur möglich, daß sie in der Dunkelheit an ihr vorbeifuhren. Er gähnte und versuchte, die Kälteschauer zu unterdrücken.
    Er ahnte, daß Penneck ihn vom Boden des Bootes aus beobachtete. Mit wilden Wahnsinnsaugen.

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