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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Bolitho. »Sie hat ihre Ruhe gefunden.« Bolitho beugte sich vor und packte seine Hand. »Ich weiß.« Seine Stimme war kaum vernehmbar. »Ich weiß.«
    Keen befahl schwerfällig: »An die Riemen!«
    Das Boot setzte sich wieder in Bewegung. Langsam breitete sich das Tageslicht über dem Wasser aus. Bolitho blickte zurück. Fast unhörbar sagte er: »Es ist meine Schuld. Ohne mich wäre sie nie hierher gekommen.«
    Ruhig hielt ihm Keen entgegen: »Doch ohne sie hätte keiner von uns überlebt, Sir.«
    Eine halbe Stunde später war die Insel im wachsenden Licht klar sichtbar, und dicht unter Land hob sich mit ausgespannten Sonnensegeln deutlich die Tempes t ab.
    Doch diesmal gab es keinen Jubel, und während sie näherkamen, die plötzliche Aufregung an Bord der Fregatte wahrnahmen, die schrillen Pfeifen und lauten Befehle hörten und beobachteten, wie ein Boot zu Wasser gelassen wurde, war ihnen der grausame Verlust stärker bewußt als ihre Rettung.
    Das Boot der Tempes t erreichte sie in wenigen Minuten, nahm sie in Schlepp. Die bedrückte Stille hatte sich unvermittelt auch auf dessen Besatzung übertragen.
    Als Bolitho an der Bordwand hinaufkletterte und durch die Pforte trat, nahm er die sich herandrängenden Männer nur verschwommen wahr.
    Nur ein Gesicht hob sich ab, und er packte Herricks Hand, war aber unfähig zu sprechen und die Hand wieder loszulassen.
    Herrick sah ihn besorgt an. »Sie haben diesen weiten Weg zurückgelegt, Sir? Was ...«
    Er drehte sich um, als Keen hinter ihm sagte: »Die Lady ist heute nacht gestorben, Sir. In Sichtweite dieser verfluchten Insel.« Dann eilte er davon.
    Herrick sagte: »Kommen Sie, Sir. Wir sprechen später darüber.«
    Er winkte dem Bootsmann, aber den erschöpften und bedrückten Männern wurde bereits an Bord geholfen. Bolitho nickte jedem einzelnen zu, als sie an ihm vorbeikamen. Der diensttuende Leutnant Pyper wurde von zwei Matrosen getragen, Billyboy humpelte, einen Arm um den Nacken eines anderen gelegt. Jenner und Miller, Sergeant Quare und der unerschütterliche Blissett. Der Franzose Lenoir und Big Tom Frazer.
    Allday legte die Hand an die Stirn. »Alle an Bord, Captain.« Er beobachtete ihn, suchte nach einem Zeichen. Dann fügte er hinzu: »Sie können stolz auf das sein, was Sie getan haben, Captain. Da gibt's gar keine Frage.« Dann ging auch er langsam auf den Niedergang zu.
    Herrick folgte Bolitho nach achtern, vorbei an den stummen, beobachtenden Gesichtern. Ihm fiel auf, wie Bolitho seinen Uniformrock trug. Als ob er sein konstbarster Besitz auf der Welt wäre.
    Zögernd fragte er: »Haben Sie Befehle, Sir?« Er blieb zurück, als Bolitho ihn anblickte. »Selbstverständlich kann es warten, aber ...«
    »Es kann nicht warten, Mr. Herrick.« Wieder der ungestüme Griff nach seinem Arm. »Thomas, wir bekommen Arbeit. Bringen Sie das Schiff in Fahrt, bitte. Wir segeln zurück zu den Levu-Inseln.«
    Als Bolitho den Niedergang hinabstieg, sagte Lakey in erregtem Flüsterton: »Fünfhundert Meilen, Mr. Herrick, in diesem Boot! Und mit kaum etwas, wovon sie sich ernähren konnten.« Er schüttelte den Kopf. »Sie müssen eine verborgene Kraftreserve gehabt haben.«
    Herrick nickte bedrückt. »Ja, Mr. Lakey, das hatten sie. Doch jetzt ist sie tot. Ich könnte mich umbringen für manches, was ich gedacht oder gesagt habe.«
    Er bemerkte den Bootsmann, der vom Niedergang zu ihm herübersah.
    »Mr. Jury, seien Sie so gut, den Kutter zu versenken, ehe wir Anker lichten.«
    »Aber Sir, ein Boot! Jedes Boot ist hier draußen wertvoll.«
    Jury war schockiert.
    »In diesem Fall halte ich es für besser, ihn zu vernichten.« Herrick sah zum Skylight der Kapitänskajüte hinüber. »Ich wünsche bei Gott, ich könnte auch die Erinnerungen daran auslöschen.«

Kein Rückzug
    Am Morgen des ersten vollen Tages auf See sprang der Wind stark um, und mit diesem plötzlichen Wechsel kam ein kräftiger Regenguß.
    Bolitho beugte sich über die Heckbank, starrte mit leerem Blick durch die dicken Scheiben. Der Regen tanzte wirbelnd über die Wellen und schlug laut klatschend auf Deck auf. Von den verschiedensten Teilen des Schiffes her hörte er eilende Füße, Männer, die das von der Sonne ausgedörrte Tauwerk überprüften, um sicherzustellen, daß kein aufquellendes laufendes Gut in den Blöcken klemmte. Andere fingen das Regenwasser ein, um die Bestände zu ergänzen.
    Erschöpft lehnte er sich zurück, ließ seinen Körper widerstandslos den Bewegungen des Schiffes

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