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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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daß das keineswegs der Grund war. »Gut, gut. Ich hole also Frühstück für Sie.« Bolitho stand auf und ging zu den Fenstern. »Ich könnte nichts essen. Heute nicht.«
    »Sie müssen, Sir.« Herrick winkte Allday, der die Kajüte verließ. »Es kann eine Weile dauern, bis Sie wieder die Möglichkeit dazu bekommen.«
    »Das ist wahr.«
    Bolitho sah zum Wasser hinunter. Doch da war nur ein ganz schwacher Schimmer, der die Richtung der Strömung anzeigte. Und wieder überraschte ihn, mit welcher Schnelligkeit die Dämmerung heraufzog. Viele im Schiff mochten wünschen, daß sie nie käme.
    Er begann ruhig: »Wenn wir heute versagen, Thomas ...« Er brach ab, unsicher, wie er fortfahren sollte. Er wollte nicht, daß Herrick sich mit der Möglichkeit einer Niederlage abfand, aber er mußte ihn wissen lassen, wieviel seine Freundschaft ihm bedeutete, wie sehr sie ihn stützte. Herrick protestierte: »Lieber Himmel, Sir, so sollten Sie nicht reden.«
    Bolitho wandte sich ihm zu. »In der Kassette befindet sich ein Brief für Sie.« Er hob die Hand. »Wenn ich falle, sollen Sie wissen, daß ich einige Vorsorge für Sie getroffen habe.« Herrick trat auf ihn zu und rief aus: »Ich will nichts davon hören, Sir! Ich – ich will nichts haben!«
    Bolitho lächelte. »Sei's drum.« Er ging in der Kajüte auf und ab. »Ich wollte, es wäre den ganzen Tag über so kalt wie jetzt. Eine Seeschlacht ist auch ohne die sengende Sonne heiß genug.«
    Herrick senkte den Blick. Bolitho zitterte stark. Mangel an Schlaf, völlige Erschöpfung nach der Fahrt im offenen Boot, das alles fing an, sich zu zeigen. Er sagte: »Ich gehe jetzt, Sir.«
    »Ja. Wir gehen auf Gefechtsstation, sobald die Leute gegessen haben.«
    Herrick schien zufrieden zu sein, und Bolitho wartete, bis er gegangen war. Dann setzte er sich und ging noch einmal seine Pläne durch, suchte nach Mängeln oder Möglichkeiten zur Verbesserung.
    Er schenkte sich noch einen Becher Kaffee ein, hielt sich sein Schiff vor Augen, das noch im Dunkeln lag. Zwei Wachboote umkreisten es ständig, und an Land hatte Prideaux Streifen eingesetzt, die am Strand entlang und auf der Halbinsel patrouillierten. Sie mußten zurückgezogen werden, sobald es hell war. Die Tempes t war so schwach bemannt, während der Feind ... Ihn schauderte, und er trank den Rest seines Kaffees. Feind ... Wie leicht kam dieses Wort. Er erinnerte sich der französischen Matrosen, die er bei seinem Besuch auf der Narva l gesehen hatte. Bei dieser grausamen Behandlung hätten sie vermutlich ohnehin gemeutert, sich gegen de Barras und seinen Sadismus erhoben. Der Aufstand in Frankreich bot ihnen für ihre Rache einen noch weiteren Spielraum. Eine Schlacht mußte ihnen als ein kleiner Preis für ihre Erlösung erscheinen. Bolitho versuchte, sich ein Bild von Tuke zu machen, aber die Erinnerung an das Brandmal auf Violas Schulter zwang ihn, Tuke aus seinen Gedanken zu verdrängen. Statt dessen dachte er an Viola, klammerte sich an jedes Detail, fürchtete, etwas könne in seiner Erinnerung verlorengehen. Allday brachte ihm sein Frühstück, sagte aber nichts, als Bolitho es achtlos beiseite schob. Schweigend rasierte er ihn und holte ein frisches Hemd aus der Truhe, wie er es so oft von Noddall gesehen hatte.
    Auf dem Schiff war es sehr ruhig, nur ein träges Schwanken und das Knarren von Holz durchbrach die Stille.
    Licht fiel durch die Fensterscheiben auf die karierte Leinwand auf dem Kajütboden.
    Bolitho streifte seinen Uniformrock über und schnitt im Spiegel eine Grimasse. Im schwachen Licht sah er blaß aus, so daß sich Rock und Breeches und Goldstickerei scharf abhoben.
    Allday sagte ruhig: »So haben wir schon einige Male nebeneinander gestanden, Captain.« Er hob den Blick zum Skylight, als oben rastlose Schritte zu hören waren. »Ich werde mich nie daran gewöhnen können.«
    Bolitho betastete seinen Rock, diesmal froh über ihn, weil er die Kälte abhielt, bis die Sonne über den Inseln aufgegangen war.
    »Ich auch nicht.«
    Die Tür öffnete sich etwas, und Midshipman Fitzmaurice schob sein Mopsgesicht in die Kajüte.
    »Eine Empfehlung des Ersten Offiziers, Sir, und er wünscht Gefechtsbereitschaft zu befehlen, wenn es Ihnen recht ist.«
    Bolitho nickte. Die Förmlichkeit des jungen Mannes war ihm bewußt. »Mein Kompliment an Mr. Herrick. Sagen Sie ihm, ich sei bereit.«
    Augenblicke später wurde die Stille durch das Schrillen der Pfeifen, das Stampfen laufender Füße und die Vorbereitungen für

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