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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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nicht fortfahren. Auch ich habe ein Dokument.« Er wandte sich wieder Raymond zu. »Erinnern Sie sich, Sir? Ihre Befehle an mich bezüglich meiner Pflichten hier?« Er ging zum Fenster zurück und sah auf die im Wind schwankenden Palmwipfel hinaus. »Wir laufen nicht fort. Mir ist es gleichgültig, welche Kräfte gegen uns antreten. Ich habe mir viel zu lange das Gerede über die Dummheit von Marineoffizieren, die Unwissenheit gewöhnlicher Seeleute angehört. Doch wenn es dann schlecht steht, sind sie es, d ie plötzlich wichtig scheinen. Ich habe Sie von Krieg sprechen hören, als ob er ein Spiel wäre. Von einem gerechten Krieg oder einem sinnlosen. Mir scheint, für Sie ist ein gerechter Krieg einer, wenn insbesondere Sie in Gefahr sind, Mr. Raymond, und das habe ich herzlich satt.«
    Raymond starrte ihn mit wäßrigen Augen an. »Sie sind wahnsinnig! Ich habe es gewußt!« Er wedelte mit einem Arm in Richtung der Wand. »Sie werfen Ihr Leben fort, Ihr Schiff, alles, für diesen Misthaufen hier?«
    Bolitho lächelte flücht ig. »Vor einem Augenblick waren Sie noch der Gouverneur hier. Da lagen die Dinge anders.« Seine Stimme wurde härter. »Nun, für mich nicht.«
    Die Tür wurde aufgestoßen, und Hauptmann Prideaux kam hereinmarschiert, seine Stiefel stampften so laut auf den Binsenmatten, daß es klang, als käme ein ganzer Trupp.
    »Ich habe die äußere Umfriedung inspiziert, Sir.« Er ignorierte Raymond. »Meine Leute ziehen die Sträflinge zur Arbeit heran. Die Lücke in der nördlichen Palisade ist die schlimmste. Sergeant Quare befaßt sich mit ihr.«
    Hardacre sagte: »Ich werde mit Tinah sprechen. Vielleicht kann er helfen.«
    »Nein.« Bolitho wandte sich Hardacre zu, plötzlich froh über dessen Anwesenheit, dessen Kraft. »Wenn wir verlieren, was durchaus möglich ist, wünsche ich, daß sein Volk verschont bleibt. Wenn bekannt wird, daß die Insulaner uns geholfen haben, sind ihre Chancen geringer als jetzt.«
    Hardacre sah ihn ernst an. »Das war sehr tapfer, Captain.«
    »Ich habe es ja gesagt, Sie sind wahnsinnig.« Raymond schüttelte seine Fäuste über dem Kopf, und Speichel rann ihm zum Kinn hinunter, als er schrie: »Wenn das vorüber ist, werde ich ...«
    Hardacre fuhr scharf dazwischen: »Sie haben den französischen Offizier gesehen, Sie verdammter Narr. Es bleibt nichts übrig, was Sie noch hassen oder vernichten können, wenn Kapitän Bolitho uns nicht verteidigen kann.« Er schritt zur Tür. »Ich will sehen, was ich zur Unterstützung der Marinesoldaten tun kann.«
    Swift hüstelte neben der offenen Tür: »Bitte um Vergebung, Sir, aber ich möchte Anweisung für die Plazierung der Drehbassen.«
    »Sofort, Mr. Swift.«
    Bolitho machte auf dem Absatz kehrt. Er fragte sich, ob Prideaux und Swift sich nicht auf Vereinbarung in der Nähe gehalten hatten, weil sie befürchteten, daß er über Raymond herfallen und ihn umbringen würde. Er stellte fest, daß sein Haß auf den Mann verflogen war. Raymond schien Substanz und Realität verloren zu haben.
    In der dunkelsten Ecke der Treppe bemerkte er eine schnelle Bewegung, und eine Mädchenhand griff nach seinem Arm. Als Prideaux sich fluchend dazwischendrängte, glitt die Hand ab, umschlang aber Bolithos Bein und dann seinen Schuh.
    »Lassen Sie das Ding in Ruhe«, sagte er. Er bückte sich und half dem Mädchen auf die Beine. Das arme, geistesgestörte Geschöpf sah ihn mit tränenerfüllten Augen an.
    Bolitho sagte freundlich: »Ich habe sie auch geliebt.« Er brauchte seine ganze Kraft, seine Stimme stetig zu halten.
    »Genau wie du.«
    Aber sie schüttelte den Kopf und preßte ihr Gesicht in seine Hand.
    Allday wartete am Fuß der Treppe. »Sie kann es nicht fassen, Captain.« Er winkte einen Marinesoldaten herbei.
    »Bring sie in Sicherheit, aber rühr' sie nicht an.«
    Bolitho stand in der grellen Sonne, die Augen schmerzten ihn in dem Glast. Flüchtig fiel ihm auf, daß Allday ein blankes Entermesser in der Hand hielt. Er mußte es aus der Scheide gezogen haben, als das Mädchen sich aus dem Schatten auf ihn warf. Um ihn zu verteidigen.
    Bedrückt fragte er: »Und wer wird für sie sorgen?«
    »Ich weiß nicht, Captain.« Er fiel in Gleichschritt mit Bolitho. »Es sollte für jeden Menschen einen Platz geben.«
    Er blickte zur Seite, seine Stimme klang plötzlich belegt.
    »Diese verdammte Welt ist doch wirklich groß genug.« Ärgerlich schob er sein Entermesser in die Scheide. »Ich bitte um Entschuldigung, Captain. Ich habe mich

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