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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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fehlschlug, würden die Besatzungen beider Boote abgeschlachtet, noch ehe sie eine Hand an den Rumpf des Schoners legen konnten.
    Einen Augenblick später meldete Fitzmaurice: »Das Boot hat das Land erreicht, Sir.«
    Bolitho nickte. »Bemannen Sie Ihre Boote, Mr. Herrick.
    Bleiben Sie mit ihnen auf der abgewandten Bordseite, bis das Feuer brennt.«
    Er zwang sich, ein paar Schritte auf- und abzugehen. Seine Füße stiegen ohne bewußte Anstrengung über Beschläge und Poller hinweg. Es würde zehn Minuten dauern, bis die Nachricht die behelfsmäßige Signalstation erreichte.
    Er hörte die Männer lärmend in die Boote steigen, das Klirren ihrer Waffen.
    »Bereiten Sie das Signal vor, Mr. Fitzmaurice.«
    Bolitho wischte sich über das Gesicht. Er schwitzte stark, aber ohne daß ihm warm war.
    »Das Boot hat wieder abgelegt, Sir.« Die Nachricht war weitergegeben. Bolitho befahl: »Hissen Sie das Signal.«
    Die Flagge entfaltete sich unter der Großrah, zufällig im gleichen Augenblick, als das schwere Geschütz des Schoners den nächsten Schuß abfeuerte.
    Bolitho richtete sein Glas auf die Halbinsel und die dahinter aufragenden Hügel. Zunächst dünn begann an einer Stelle, die noch im Schatten lag, Qualm zum Himmel aufzusteigen, dann fing eine Rauchwolke an, vor dem Wind bergab zu rollen. Das schmutzige Gemisch aus Fett, altem Werg und Abfällen, das sie auf das zundertrockene Gras und Reisig gehäuft hatten, drückte den entstehenden Rauch, der sich wie ein undurchdringliches, erstickendes Leichentuch ausbreitete, nach unten aufs Wasser.
    Der Marinesoldat Billyboy übertraf selbst die verwegensten Hoffnungen; eine scharfe Explosion, die vom Abhang herüberhallte, trug zu der Täuschung noch bei. Sie würde auch auf dem Schoner gehört werden, und dort mochte man glauben, es sei ein explodierendes Magazin.
    Herrick fragte ruhig: »Kann ich ablegen, Sir?«
    Bolitho sah auf die beiden längsseit liegenden Boote hinunter, deren Besatzungen wie Fremde zu ihm heraufspähten. Jeder einzelne war ausgesucht, und mancher zählte zu den besten Leuten der Besatzung. Wenn das Schlimmste eintrat, wurde die Tempes t so vieler guter Kräfte beraubt, daß ihr Gefechtswert halbiert war.
    Er hielt Herricks Blick fest. Dieser war der Beste von allen, dachte Bolitho. Aber er konnte keinem anderen das Kommando über den Angriff anvertrauen. Jetzt brauchten sie jede Unze an Selbstvertrauen, jedes Körnchen an Erfahrung, und für die Besatzung des Schiffes besaß Herrick das in hohem Maß.
    Kam heute der Tag, vor dem er sich schon so lange fürchtete? Einmal mußte er kommen. Aber doch nicht hier, in diesem gottverlassenen Winkel der Welt, wo schon so viel Leid ertragen worden war.
    Doch als er das dachte, wußte er auch, daß es überall eintreten konnte.
    »Seien Sie vorsichtig, Thomas«, sagte er. »Halten Sie die Drehbassen schußbereit. Ziehen Sie sich zurück, wenn Sie entdeckt werden, ehe Sie entern konnten.«
    Herrick zog seinen Uniformrock aus, nahm seinen Hut ab und reichte beides einem Marinesoldaten. Auch in den Booten waren keine Rangabzeichen zu finden. So hatten sie es geplant.
    Herrick drehte sich um, um die sich ausbreitende Rauchwolke zu beobachten. Sie hatte bereits das Riff erreicht, und die Umrisse des Schoners verschwanden plötzlich in der künstlich geschaffenen Deckung.
    Dieser Schutzschirm hätte erst später eingesetzt werden sollen. Falls die Narva l sich die Einfahrt in die Bucht erzwang, sollte der Rauchschleier ihre Kanoniere so behindern, daß die Tempes t zum Nahkampf an die französische Fregatte herankommen konnte, so lange sie sich in der Nähe der Riffe befand. Doch das war der Plan gewesen, ehe der Schoner erschien. Allerdings hätte der Wind die Richtung ändern und damit diesen Vorteil ins Gegenteil verkehren können.
    Herrick sagte: »Fortuna ist mit uns, Sir.«
    Nach einem Gruß zum Achterdeck kletterte er in die große Barkasse hinab. Die beiden Boote legten sofort ab, und der Schlag der Riemen zeigte an, daß die Zeit drängte und es ums Überleben ging.
    Im Kutter kauerte Bootsmannsmaat Jack Miller an der Pinne. In seinem Gürtel steckte ein Enterbeil.
    »Gott helfe den Kerlen, die an den geraten«, sagte Allday.
    Die beiden Boote würden eine halbe Stunde brauchen, um in die Nähe des Schoners zu gelangen. Bis dahin mußte der Qualm unverändert dicht bleiben. Auch durfte die Besatzung des verankerten Schiffes nicht argwöhnen, daß irgend etwas Unvorhergesehenes eintreten könnte.
    Bolitho

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