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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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lassen.‹« Er hob ratlos die Schultern. »Dann brachte mich Kapitän Lloyd zum Seefallreep, Sir. Tut mir leid, daß ich Ihnen nicht mehr sagen kann.«
    Bolitho starrte ihn mehrere Sekunden lang an. »Sie haben mir eine Menge gesagt.«
    Er zog die Uhr aus seiner Tasche und drehte sie zwischen den Fingern. Viola hatte an den einen Umstand gedacht, der ihn argwöhnisch machen würde. Trotz der Sonnenhitze lief es ihm kalt über den Rücken, als ihm die Wahrheit bewußt wurde. Als seine alte Uhr damals eine Musketenkugel aufgefangen hatte, hatte sie ihn vor einer schweren Oberschenkelverletzung bewahrt. Aber sie war völlig zerschmettert worden. Viola hatte das gewußt und ihm als Ersatz sogar eine andere geschenkt. Beide würden diesen Umstand nie vergessen.
    Bolitho fragte scharf: »War Mr. Raymond anwesend?«
    »Ja, Sir. Aber er stand mit den anderen weiter achtern.«
    »Verstehe.«
    Herrick kam dazu. »Wir sind bereit, Fahrt aufzunehmen. Ich habe Mr. Starling von Ihrer Absicht verständigt, und er wird uns alsbald vorausfahren.« Er spürte Bolithos Stimmung.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Nichts ist in Ordnung.« Bolitho schob die Uhr in die Tasche zurück. Er war wütend, doch gleichzeitig war ihm übel. Zu denken, daß sie dort jenseits des Wassers Gott weiß welchen Qualen ausgesetzt war und trotzdem versucht hatte, ihn durch Keen zu warnen ...
    In Gegenwart ihres Mannes hätte sie sonst die Uhr niemals erwähnt; sie war ihrer beider Geheimnis. Und auf keinen Fall konnte sie vergessen haben, wie es sich in Wahrheit damit verhielt.
    Er sagte: »Dann lassen Sie uns auslaufen, Mr. Herrick.« Er blickte zum Wimpel im Großtopp hinauf. »Der Wind hat um einen weiteren Strich gedreht. Wir wollen von den Inseln klar kommen, ehe er noch stärker wird.« Er blickte den Leutnant an und sagte einfach: »Die Eurota s ist von Meuterern übernommen worden. Wir müssen mit unseren Leuten an Land gehen und angreifen, bevor sie merken, was wir beabsichtigen.«
    Seine Offiziere starrten ihn an, als sei er plötzlich verrückt geworden.
    »Aber – aber...« Herrick rang nach Worten. »Ich habe das meiste gehört, was Mr. Keen berichtet hat, Sir, und konnte darin keinen Hinweis auf eine Notlage entdecken, jedenfalls nicht, nachdem wir die Angreifer vertrieben hatten.«
    »Der wahre Feind befindet sich im Schiff selbst.« Er ließ alle Förmlichkeit fallen und trat zwischen die beiden. »Sie wissen über meine Uhr Bescheid, auch wenn Sie bisher sorgfältig vermieden haben, davon zu sprechen. Sie wissen es beide genau, vor allem Mr. Keen, der nach seiner schweren Verletzung von Viola Raymond gepflegt wurde. Sie war sehr gütig zu Ihnen.« Er sah beide der Reihe nach an. »Glauben Sie wirklich, daß sie eine Tatsache verfälschen und die andere überhaupt nicht erwähnen würde?«
    Keen antwortete: »Nein, Sir, das glaube ich nicht.«
    »Thomas?« Bolitho sah seinen Freund prüfend an, beobachtete den Ausdruck auf seinem offenen Gesicht. »Ich muß es wissen.«
    Herrick biß sich auf die Lippen. »Wahrscheinlich nicht. Aber anzunehmen, daß das Schiff sich in falschen Händen befindet ...«
    Bolitho wandte sich ab. »Kennt denn einer von uns Kapitän Lloyd? Haben wir mit der Eurota s jemals Kontakt gehabt?« Er drehte sich so unvermittelt um, daß Keen zusammenzuckte. »Es kann keinen anderen Grund für eine derart wohldurchdachte Täuschung geben!«
    Herrick rieb sich das Kinn. »Falls das so ist, Sir, dann müssen wir uns beeilen.« Er seufzte. »Aber wenn Sie sich täuschen ...«
    »Und wenn nicht?« Er sah Herrick ernst an. »Was dann, Thomas?«
    Lakey rief: »Achtern alles klar, Sir!« Seine Stimme brach den Bann.
    »Sobald wir die nächste Hauptinsel hinter uns haben«, sagte Bolitho, »lassen Sie die Bramsegel setzen, Mr. Herrick. Schicken Sie Ihre Leute schon jetzt nach oben. Halten wir uns dran.«
    Schwerfällig zunächst, bis die Rahen optimal für den auffrischenden Wind gebraßt waren, krängte die Tempest unter dem Druck und begann, ihren Klüverbaum auf die nächste große Insel zu richten. Hoch über Deck arbeiteten die Matrosen eifrig und sachgerecht, unberührt von der drohenden Gefahr, die Viola Raymonds verschlüsselte Botschaft über sie alle gebracht hatte.
    Am frühen Abend lag die Insel der fünf Hügel in Backbord weit zurück. Ihr Umriß verlor sich in Dunst und reflektiertem Sonnenglast.
    Bolitho saß in seiner Kajüte am Tisch, den unberührten Teller zur Seite geschoben.
    Der Wind hatte noch weiter

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