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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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geschralt, deshalb würde es einige Zeit dauern, ehe sie die nördliche Spitze der kleinen Insel umschiffen konnten, die sie verlassen hatten. Aber dieser Wind würde auch die Eurota s am Auslaufen hindern. Er dachte an die angreifenden Kriegskanus. Ein zufälliger Zusammenstoß oder der Versuch, eine alte Rechnung zu begleichen? Doch ohne ihr Auftauchen hätten sie den Ankerplatz der Eurota s vielleicht nie entdeckt. Ihr Kapitän – wer er auch war – hätte an Land Ausgucks postiert, denen die geduldige und hartnäckige Suche der Tempes t zwischen den Inseln nicht entgangen wäre. Wenn er nicht mit Kanonen auf die Kanus geschossen hätte, sondern stumm geblieben wäre, hätte die Tempes t die kleine Insel möglicherweise völlig übersehen.
    Aber es gab zu viele ›Wenn‹. Bolitho ging ruhelos zum Fenster und suchte nach der Rückenflosse dicht unter dem Heck. Zwischen den beiden Schiffen bestand insgeheim ein enger Kontakt, von dem der fremde Kapitän keinesfalls wissen konnte. Bolitho tastete nach der Uhr in seiner Tasche. Er befürchtete, daß Violas tapfere Geste sie schon das Leben gekostet hatte.

Nach dem Sturm
    Ganz so, wie der Steuermann vorausgesagt hatte, begann sich das Wetter bald nach Mitternacht schnell zu verschlechtern. Der Wind nahm an Stärke zu, blieb aber heiß und feucht, und als Mond und Sterne hinter tiefhängenden, schnell vor dem Wind treibenden Wolken verschwanden, bereitete sich die Tempes t auf ihren Kampf mit dem Sturm vor.
    Selbst Bolitho fand das Erlebnis gespenstisch. Nach Hitze und gleißender Sonne, nach langsamem und geduldigem Kreuzen gegen wenig Wind, wirkten nun diese gewaltsamen Bewegungen und das überlaute Dröhnen von Sturm und Wellen unnatürlich. Ihre Welt war wieder geschrumpft, beschränkte sich auf vertraute Gegenstände und Haltepunkte an Deck, während das Wasser jenseits des Schanzkleides brodelte wie in einem riesigen Kessel, ehe es in der alles einhüllenden Dunkelheit verschwand.
    Bolitho fand reichlich Zeit, die Männer zu bedauern, die hoch oben auf den bebenden Rahen und in den Wanten arbeiteten. Gelegentlich, bei einem kurzen Nachlassen des schauerlich stöhnenden Windes, hörte er die Männer sich schreiend und mit verzerrten Geisterstimmen verständigen. Herrick taumelte auf dem schrägliegenden Achterdeck heran und rief: »Alles dicht, Sir!« Er winkte mit einem Arm, was im fliegenden Gischt aber kaum zu erkennen war. »Wenn alles hält, sollten wir das Wetter gut überstehen.« Er duckte sich fluchend, als eine schäumende See sich in Luv über den Finknetzen brach und alles in Reichweite durchnäßte. »Bei allem Respekt vor dem toten Captain Cook, Sir, aber ich finde, es war ein Irrtum von ihm, diesen Archipel ›freundlich‹ zu nennen. Gott verdamme diese Inseln, würde ich sagen.«
    Bolitho kämpfte sich nach achtern zu Lakey, seinen Maaten und den drei Rudergängern, die sich an das Rad gebunden hatten und in einer dichten, keuchenden Gruppe auf und nieder schwankten. Er blickte auf den Kompaß, der im Licht seiner kleinen Lampe unnatürlich hell erschien, und versuchte, nicht daran zu denken, was diese Verzögerung bedeuten konnte. Er hielt sich sein stampfendes und rollendes Schiff vor Augen, dessen Spieren und Tauwerk stärkstem Druck ausgesetzt waren. Er hätte vor dem Sturm herlaufen und damit selbst jetzt noch dem Schlimmsten ausweichen können. Doch wenn der Wind weiter an Stärke zunahm, konnte die Tempes t viele Meilen nach Norden verschlagen werden; dann bestand nur noch wenig Hoffnung, die Insel rechtzeitig wieder zu erreichen. Auf diese heftigen Tropenstürme folgten häufig anhaltende Windstillen, und dann hatten sie keine Aussicht auf eine schnelle Rückkehr. Im Augenblick lag das Schiff jedenfalls so gut am Wind, wie erwartet werden durfte: nur unter dem gerefften und ständig beobachteten Großsegel beigedreht, trieb sie wie ein schwankender, glänzender Wal im Wasser.
    Er hörte das gelegentliche Rasseln der Pumpen, wußte aber, daß sie nur übergenommenes Spritzwasser lenzten, das in Luv über Deck fegte und wie Brandung das Batteriedeck entlangdonnerte, ehe ein Teil davon seinen Weg unter Deck fand. Jede andere Fregatte, die Bolitho kannte, hätte bei dieser See schwer zu kämpfen gehabt, und ihre Pumpen wären doppelt bemannt und während jeder knochenzermürbenden Minute in Betrieb gewesen. Die Tempes t aber war bei all ihrer Schwerfälligkeit so dicht wie ein Pulverfaß, und ihre starken Teakholzplanken ließen kaum einen

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