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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Tropfen durchsickern.
    Bolitho beobachtete, wie das Wasser nach Lee davongurgelte, sich an jedem festgezurrten Geschütz brach, bereit, jeden spuckenden, halbblinden Seemann zu packen und bewußtlos in die Speigatten zu schleudern.
    Er packte das Netzwerk und versuchte nachzudenken, obwohl er von Seegang und Wind halb benommen war.
    Die Eurota s mußte sicher an ihrem geschützten Ankerplatz liegen. Nur wenn ihr Anker nicht hielt, konnte sie abtreiben und selbst dort zerschellen.
    Aber angenommen, daß er sich doch irrte? Daß Keen Viola mißverstanden hatte, oder daß er es erfunden hatte, nur um ihm eine Freude zu machen? Vielleicht hatte sie ihre Nachricht sarkastisch gemeint, was nur er verstehen konnte, damit er sich bei einer Wiederbegegnung zurückhalten und ihr nicht nähertreten sollte.
    Oder vielleicht wollte sie ihn auch nur sehen und glaubte, eine solche Botschaft würde ihn zu ihr zurückbringen?
    Er schob sich das Haar aus den Augen, in die der sprühende Gischt wie Pfeile durch die Webeleinen der Besanwanten schoß.
    Nur wenn er sich in Viola nicht täuschte, war auch sein Urteil über die Eurota s richtig.
    Er bemerkte, daß Herrick neben ihm auftauchte.
    »Mr. Lakey verpfändet sein Wort, daß es bis Mittag so bleiben wird, Sir!« Herrick wartete und blinzelte in die Dunkelheit. »Aber wenigstens können wir dann sehen, wo wir sind. Ich habe den Ausguck verdreifacht, denn wir treiben weiter ab, als hier ratsam ist.« Er war heiser vom Schreien der Befehle. »Vielleicht hätten wir an die Eurotas herangehen und sie entern sollen, und zum Teufel mit dem Wetter!« Er dachte nur laut, aber es klang nach Kritik. »Jetzt erscheint mir nichts mehr sicher.«
    Bolitho entgegnete: »Wenn ich recht habe, Thomas, dann wären beide Schiffe in Gefahr gewesen. Die Passagiere, die Deportierten, und wer weiß, wer noch – sie wären bei dem Angriff getötet worden.«
    Herrick wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. »Ja, das stimmt wohl. Ich vermute, daß die Deportierten jede Beherrschung verloren, als das Schiff auflief, und dann die Macht an sich rissen.« Er drehte sich um und wartete auf Bolithos Meinung.
    »Falls das Schiff überhaupt auflief. An dem allen stimmt etwas nicht, Thomas.«
    Starling, einer der Steuermannsmaaten am Kompaß, rief: »Oben ist was weggeflogen, Sir!«
    Als Bestätigung für seine Warnung polterten zwei Blöcke und etwa fünfzig Fuß Tauwerk wie eine zweiköpfige Schlange auf das Achterdeck herab.
    Starling rief schon nach zusätzlichen Leuten, um in die trügerischen Wanten zu klettern und den Schaden zu beheben. Er war zwar geringfügig, aber wenn er unbeachtet blieb, konnte daraus Schlimmeres entstehen.
    Bolitho hörte dem Steuermannsmaat anerkennend zu. Starling war mit seinem Kutter im letztmöglichen Augenblick an Bord genommen worden, damit sein Lotgast dem Schiff half, so schnell wie möglich von den Riffen klarzukommen. Ein Fehlgriff oder einer, der die Nerven verlor, und der Kutter wäre vielleicht zurückgeblieben. Und diesen Seegang hätte er unmöglich abwettern können. Dennoch hatte Starling, der als Trommeljunge bei einem Infantrieregiment angefangen hatte, ehe er dort davonlief, weil er lieber auf einem Schiff des Königs dienen wollte, wenig Aufregung verraten, als er auf dem Achterdeck seine Meldung machte.
    »Gerade noch rechtzeitig, Sir«, war alles, was er gesagt hatte. Und jetzt war er dabei, die Wache auf dem Achterdeck einzuweisen, als ob nichts Ungewöhnliches geschehen wäre.
    Bolitho sah die Beine und die ausgefranste Hose eines Seemannes hastig auf entern. Seine nackten Füße bewegten sich schnell wie Paddel. Er erkannte in dem Mann Jenner, ehe er im Gewirr der Takelage verschwand. Ein weiteres Beispiel für menschliches Treibgut: Jenner war Amerikaner, der in der revolutionären Marine gegen die Briten gekämpft hatte. Ein guter Seemann, wenn auch ein Träumer, der sich seinen alten Feinden angeschlossen hatte, als langweile ihn bereits die Unabhängigkeit, die zu erringen er mitgeholfen hatte.
    Unmittelbar vor dem Achterdeck war ein weiteres Rätsel: ein riesiger Neger, der sich vor den Seen duckte oder geschickt beiseite sprang, wenn sie die Zwölfpfünder überfluteten. Man hatte ihn halbtot in einem treibenden Langboot aufgefunden, kurz nachdem Bolitho das Kommando übernommen hatte. Er war nackt und von Sonne und Durst böse zugerichtet. Schlimmer noch: als man ihn nach unten zum Schiffsarzt gebracht hatte, hatte Gwyther in seiner präzisen Art

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