Fieber an Bord
t über den Silberpfad aus Mondlicht, während die drei Boote gefiert wurden und die Seeleute und Marineinfanteristen an Bord kletterten.
Unter normalen Umständen hätten zwei Boote genügt, aber da zusätzliche Leute erforderlich waren, um sie zum Schiff zurückzurudern, hätten zwei überbesetzte Boote eine volle Stunde länger gebraucht.
Bolitho ging in Gedanken alles noch ein letztes Mal durch. Leutnant Keen, zweiundzwanzig Jahre alt, war nach ihm der Ranghöchste. Steuermannsmaat James Ross, ein kräftig gebauter, untersetzter Schotte mit dunkelrotem Haar, brachte für das Unternehmen nicht nur seine gewichtige Gestalt, sondern auch viel Erfahrung mit. Sergeant Quare von den Seesoldaten und seine sechs Scharfschützen, die alle ohne ihre roten Uniformröcke merkwürdig fremd wirkten, preßten ihre langen Musketen wie Hinterwäldler fest an sich. Midshipmen Swift und Miller und ein Bootmannsmaat waren die weiteren führenden Kräfte der Truppe.
Bolitho atmete tief ein. »Lassen Sie ablegen, Mr. Ross.« Der Steuermannsmaat hob die Faust, und der Kutter begann, sich langsam vom Schiff zu entfernen. Von Deck aus wirkte er überladen. Danach folgte die Barkasse, das größte Langboot, das sich langsam vom Rumpf löste, bis die Strömung es aus dem Sog des Schiffes trieb. Bolitho sah Keen hochaufgerichtet im Heck stehen, sein Hemd reflektierte das Mondlicht. Allday befand sich bereits in der Kommandantengig, wie auch Midshipman Swift und der Rest der letzten Gruppe.
Bolitho griff nach Herricks Arm. »Wenn wir das hinter uns haben, bringen Sie vielleicht mehr Verständnis für Kapitän Cooks Bezeichnung der Inseln auf.« Er lächelte grimmig.
»Seien Sie auf der Hut, Thomas.« Dann ließ er sich an der Bordwand hinunter und sprang in die Gig.
Allday befahl: »Ablegen! Riemen bei! Rudert an!«
Die Gig stampfte heftig in der Dünung, und sobald sie sich vom Schiff entfernt hatten, konnte Bolitho das Brausen der Brandung hören.
Er blickte nach vorn und beobachtete das regelmäßige Heben und Senken der Riemen. Bei dem Gewirr von Armen und Beinen fiel gleichmäßiges Rudern nicht leicht. Er bemerkte, daß seine Besatzung ihre karierten Hemden trug, wie normalerweise bei seinen Dienstfahrten.
Aber dies hier war keineswegs normal, und er fühlte sich gedrängt, ihnen zu danken. Doch niemand sprach. Das einzige Geräusch neben der See war das stetige Knarren der Riemen.
Als er zurückblickte, war die Tempes t nur mehr ein hoher Schatten, dessen killende Marssegel im Silberlicht glänzten. Sobald die Boote wieder sicher an Bord waren, würde das Schiff jeden Fetzen Segel setzen, um sich so schnell wie möglich von der Küste zu entfernen.
Eine abgeblendete Laterne blinkte von dem führenden Boot herüber: Ross hatte die ersten Felsen ausgemacht. Sie mußten ihm durch diese Durchfahrt folgen und dann noch durch eine zweite. Von da an war es hoffentlich nur noch eine Kabellänge bis zum Strand.
»Bleiben Sie genau auf Kurs, Allday. Jetzt kommt das schlimmste Stück.« Bolitho spürte, wie Bewegung die Leute im Boot durchlief. Aber es war am besten, wenn jeder das ganze Risiko kannte, und nicht nur ein paar ausgesuchte Leute.
Die Geräusche der See änderten sich wieder. Die starke Brandung am äußeren Riff rauschte etwas gedämpfter, als die drei Boote sich ihren Weg zwischen den hoch aufragenden, vor Nässe glänzenden Felszacken suchten. Kleine Wasserfälle wuchsen zu reißenden Kaskaden an, wenn das ablaufende Wasser durch die Barriere zurückflutete, Tümpel und Teiche bildete und sie ebenso schnell wieder leerte.
Der Buggast meldete: »Strand direkt voraus.« Und nach einer Pause: »Der Kutter ist bereits dort.«
Als Allday die Gig durch die letzten verstreuten Felsblöcke manövriert hatte und das schmale Stück Strand vor ihnen ansteuerte, hatte der Kutter schon wieder abgelegt und passierte sie auf seiner Rückfahrt.
Der Bugmann sprang ins Wasser und lenkte das Boot über die seichte Strecke vor dem Strand, dann sprangen weitere Leute über Bord und bremsten watend die Fahrt, um zu verhindern, daß das Boot auf dem Strand querschlug.
Bolitho fühlte, wie Allday ihn stützte, als er über den nassen Sand schritt und dann über verstreute Felsbrocken weiter das Ufer hinaufkletterte. Jetzt waren sie von allem abgeschnitten. Und er hatte die Leute hierhergebracht.
»Ich übernehme mit meiner Gruppe die Spitze, Mr. Keen. Sie marschieren erst mit uns nach Süden und wenden sich dann nach Westen, sobald wir
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