Fieber an Bord
Gruppe an Land zu setzen. Es ist bereits alles angeordnet.« Er sah Herrick nicken. »Das Wichtigste kommt danach.«
Prideaux sagte schroff: »Ich halte es für besser, alle Seesoldaten überzusetzen, Sir. Eine Demonstration der Stärke bewirkt gewöhnlich Wunder.«
Bolitho sah ihn an. Prideaux war sehr entspannt und genoß die Situation. Offenkundig hielt er diese ganze Diskussion für überflüssig und unsinnig, schien zu meinen, daß der Kommandant weder seinen Plan noch dessen Ausführung überblickte.
Bolitho erwiderte, ohne sich gezielt an jemanden zu wenden: »Wir nehmen dreißig Mann, und die ausgesuchten Marineinfanteristen sollten Ihre besten Scharfschützen sein, Captain Prideaux. Einer davon wird der Sergeant sein, der sechs weitere bestimmt. Ich will unsere Stärke nicht demonstrieren. Wenn meine Befürchtungen zutreffen, werden wir schnell handeln müssen – und verstohlen.«
Es klopfte, und der Midshipman der Wache trat ins Lampenlicht.
»Mr. Borlase meldet mit Respekt, Sir, daß die Boote bereit sind, zu Wasser gelassen zu werden.« Seine Augen wanderten über die Versammelten, während er sprach. Midshipman Pyper war siebzehn und sah sich vermutlich schon als Kapitän.
»Ist gut.« Bolitho beugte sich über die Karte, wohl wissend, daß der Kreis jede seiner Bewegungen beobachtete. »Sobald das Landekommando abgesetzt ist, kehren die Boote zum Schiff zurück. Hier sind mehr Späher zu erwarten, als mir lieb sind, und ich möchte keine Hinweise auf unser Vorhaben geben. Die Tempes t segelt dann nach Süden und um die südliche Hauptinsel herum. Mr. Herrick weiß, was dort von Ihnen erwartet wird, und wird zur gegebenen Zeit seine Befehle erteilen. Der Landetrupp teilt sich; die eine Hälfte untersteht Mr. Keen, die andere folgt mir. Wir werden die Insel in Richtung der Bucht überqueren.« Er zog seine Uhr und klappte den Deckel auf: zwei Uhr morgens. Die Dämmerung brach in diesen Gewässern früh und schnell herein. Jetzt blieb ihm keine Zeit mehr für Zweifel.
»Danach, meine Herren, werden wir die weiteren Schritte bedenken.«
Alle erhoben sich, und Bolitho fügte hinzu: »Und erklären Sie den Leuten genau, was wir unternehmen. Schärfen Sie ihnen ein, daß der Schutz von Menschenleben ebensosehr Aufgabe der Marine ist, wie in der Schlacht zu töten!«
Sie gingen zur Tür, in Gedanken schon bei ihren eigenen Aufgaben in dem Unternehmen. Nur Herrick blieb zurück und ergriff das Wort, wie Bolitho es von ihm erwartet hatte.
»Meiner Ansicht nach sollte ich das Kommando an Land übernehmen, Sir.« Es klang sehr ruhig, aber auch entschlossen. »Es ist mein Recht, und überdies ...«
»Überdies halten Sie es für tollkühn, daß ich selbst gehe, Thomas, wie?« Bolitho lächelte ernst, als Allday aus dem Schatten trat und den alten Degen von dem Balken über der Tür herunternahm. »Es ist aber mein e Entscheidung. Viele von Ihnen halten sie wahrscheinlich für falsch, bei manchem habe selbst ich meine Zweifel.« Er wartete, bis Allday ihm den Degen umgegürtet hatte. »Aber ich werde ruhiger sein, wenn ich selbst in dem von mir angeordneten Chaos stehe, als mich hier an Bord zu sorgen, daß Sie durch meine Schuld fallen könnten.« Er hob die Hand. »Es ist entschieden, Thomas. Ich weiß, daß Sie leidenschaftlich gern diskutieren, aber warten wir damit, bis ich zurückkomme.« Er klopfte Herrick auf die Schulter. »Und jetzt verabschieden wir uns.«
An Deck war die Luft etwas frischer. Bolitho ging zur Steuerbordreling und sah auf die Leute nieder, die unten eingeteilt wurden und deren Bewaffnung und magere Verpflegung Bootsmann Jury überprüfte.
Bolitho bemühte sich um Gelassenheit, versuchte, jeden einzelnen dieser schweigsamen Männer zu erkennen. Sobald die Boote vom Strand abgelegt hatten, waren sie völlig sich selbst überlassen. Auf der Insel gab es kein Wasser, wie Lakey bereits festgestellt hatte. Und sie waren nur eine Handvoll bescheiden ausgerüsteter Männer, die einem unbekannten Feind gegenüberstanden.
Er hörte ein Flüstern: »Donnerwetter, der Käpt'n geht selbst mit. Da muß es wichtig sein!«
Ein anderer entgegnete rauh: »Wird sich nur mal die Beine vertreten wollen.«
»Ruhe an Deck!« Das war Jury.
Borlase griff grüßend an seinen Hut, im Mondlicht wirkte er riesig. »Alles klar, Sir.«
Bolitho blickte Herrick an. »Lassen Sie beidrehen. Und dann die Boote zu Wasser.« Er berührte den Degen an seiner Seite.
Mit laut schlagenden Segeln glitt die Tempes
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