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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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länger. Trotzdem sollten wir gegen drei Uhr zu ihm stoßen. Was meinst du, Tom?«
    Blissett hob die Schultern. »Anzunehmen, Sergeant. In den Schluchten bin ich auf ein paar Feuerstellen gestoßen, aber es waren keine neuen dabei.« Die letzten Worte fügte er hastig hinzu, weil sich einige Matrosen in Hörweite plötzlich beunruhigt aufrichteten. »Hier waren seit langem keine Eingeborenen mehr.«
    Bolitho hängte sein Fernrohr wieder um und winkte Swift.
    »Setzen Sie die Leute in Marsch, gleicher Abstand wie bisher. Sie übernehmen mit zwei Mann die Nachhut und vergewissern sich, daß wir nicht verfolgt werden.« Auf dem von der Sonne ausgedörrten Abhang gab es keine Deckung. Für einen Hinterhalt war diese Stelle ideal.
    Er spürte die Blicke der Männer auf seinem Rücken. Atemlos und von dem ungewohnten, rauhen Gelände schon müde, würden sie ihn nie wieder respektieren, wenn sich herausstellte, daß er sie zu einer sinnlosen Jagd führte. Er schnallte seinen Gürtel enger. Doch lieber er als Herrick; Herrick hatte um seinetwillen schon genug einstecken müssen.
    Bolitho konzentrierte sich auf das Gelände vor ihm. Er ging stetig vor und versuchte dabei, sich die andere Seite des Berges vorzustellen.
    Morgen würde die Tempest , wenn der Wind günstig war, wieder die südlichste Landzunge umrunden. Falls dort Wachtposten standen, mußten sie das Schiff sofort sehen. Wichtiger war, daß Bolithos Kundschafter diese Posten entdeckten. Alles sollte ganz natürlich erscheinen. Schließlich verstand sich nicht nur der Anführer der Meuterer aufs Täuschen.
    Nach einem so schweren Sturm mochte von einem Schiff des Königs erwartet werden, daß es in die Bucht zurückkehrte, und sei es nur, um sich zu vergewissern, daß die Eurota s unbeschädigt geblieben war.
    Allday unterbrach seine Gedanken. »Ein Kundschafter gibt Signal, Captain. Ich glaube, er hat die andere Gruppe entdeckt.« Er grinste ungerührt. »Mein Gott, Mr. Keens Leute werden fluchen, wenn sie den Berg sehen, den sie noch erklettern müssen.«
    Sergeant Quare verschwand schnell über den Rand einer weiteren Schlucht. Gleich darauf tauchte er an einem geröllbedeckten Abhang wieder auf, während über ihm ein Seesoldat wie ein Taubstummer gestikulierte.
    Heftig atmend kehrte Quare zurück. »Wir sollen warten, Sir.
    Ein Mann von Mr. Keen stößt gleich zu uns.« Er wischte sich über Gesicht und Nacken. »In dem Gelände wird er seine Zeit brauchen.«
    Bolithos Gruppe kauerte sich dankbar wieder zwischen das Gestrüpp und wartete auf den Melder. Es dauerte eine ganze Stunde, bis er schließlich aus einer Schlucht auftauchte, offenbar am Rande der Erschöpfung.
    Es war Bootsmannsmaat Miller, der zwar gewandt bei Sturm an Deck arbeitete oder mit seinen Leuten auf die schwankenden Rahen hinauskletterte, aber den Anforderungen dieser Insel kaum gewachsen war.
    »Lassen Sie sich Zeit.« Bolitho unterdrückte seine Ungeduld, fragte sich aber besorgt, weshalb Keen ihn geschickt hatte und sie damit auf der schwersten Etappe aufhielt.
    Miller schnaufte laut. »Mr. Keens Empfehlung, Sir, und er ...« Er schnappte nach Luft wie ein gestrandeter Fisch. »Wir haben Leichen gefunden.« Er deutete in die Richtung. »In einer kleinen Höhle, mit durchschnittenen Kehlen.« Plötzlich sah er aus, als würde ihm bei der Erinnerung übel.
    »Ich glaube, es waren Offiziere.«
    Bolitho beobachtete ihn. Er wollte ihn nicht unterbrechen. Aber Quare fragte schroff: »Du glaubst ?«
    Miller blickte an ihm vorbei. »Ja, George. So was sieht man immer noch.« Ein Schauder überlief ihn. »Mr. Ross meint, daß sie schon seit Tagen tot sind. Sie waren voller Fliegen.
    Sind es noch.«
    Bolitho nickte. Trotz ihres Entsetzens hatten entweder Keen oder Ross klaren Kopf behalten und nicht getan, wozu es jeden gesitteten Menschen trieb: die unbekannten Toten zu bestatten. Aber es waren gar keine Unbekannten. Vermutlich handelte es sich um die Offiziere der Eurotas, die ermordet worden waren, nachdem man sie in die abgelegene Höhle verschleppt hatte. Bolitho fragte sich, ob Keen der gleiche Gedanke gekommen war. Als er dem Mann, den er für den Kapitän des Schiffes gehalten hatte, die Hand schüttelte, war er einem Mörder in der Uniform seines Opfers gegen-übergestanden.
    Die Erkenntnis überfiel ihn mit Macht: Viola hatte versucht, ihn zu warnen, sie konnte deswegen ebenso grauenhaft ums Leben gekommen sein.
    »Gehen Sie zu Mr. Keen zurück«, befahl er, »so schnell Sie können.

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