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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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worden war. Nach Sayers Meinung konnte eine Versetzung in die Südsee niemals als Beförderung angesehen werden. Eher als Strafversetzung.
    Aber Tuke kannte er. Mathias Tuke hatte wie viele seines Gewerbes seine Laufbahn auf See als englischer Kaperkapitän begonnen. Für ihn mußte es nur natürlich gewesen sein, den nächsten Schritt zu tun und auf eigene Rechnung zu handeln – gegen jede Flagge und mit allen Mitteln, über die er verfügte. Dem Galgen war er oft nur um Haaresbreite entgangen, und die Geschichten von seinen gräßlichen Untaten kannte man auf beiden Ozeanen. Er hatte diese Gewässer schon früher heimgesucht und sich dann eine Basis näher bei den ergiebigeren Routen in der Karibik und den spanischen Häfen auf dem amerikanischen Kontinent geschaffen.
    Grausam, erbarmungslos, selbst von Seinesgleichen gefürchtet, hatte er schon viele Admirale vor die problematische Frage gestellt, wo er als nächstes zuschlagen würde. Und jetzt war er hier.
    Sayer hatte gesagt: »Ich habe einen umfassenden Bericht über die Ereignisse auf der Eurotas , Sir. Ohne Kapitän Bolithos sofortiges Eingreifen, mit keinem geringen Risiko für seine eigene Person und seine Gruppe, fürchte ich, wäre alles verlorengegangen und alle Menschen an Bord wären kaltblütig hingemetzelt worden.«
    »Gewiß.« Der Gouverneur hatte in den Papieren auf seinem großen Schreibtisch gekramt. »Ich bin außer mir über die Dummheit des Kapitäns der Eurotas . Bei so vielen Sträflingen und zu wenigen Wachen an Bord in Santa Cruz noch zusätzliche Passagiere aufzunehmen!« Verzweifelt hob er die Hände über den Kopf. »Nun, er hat dafür büßen müssen, der arme Teufel.«
    Sayer hatte nichts dazu gesagt. Schon seit einiger Zeit wußte er, daß die Kapitäne von Handelsschiffen im Dienst der Regierung zusätzlich Passagiere aufnahmen, um ihre Einkünfte zu verbessern. Sie brachten gutes Geld, und mancher Handelskapitän konnte sich reich zur Ruhe setzen. Diese Aussicht hatte Kapitän Lloyd nun nicht mehr.
    »Es versetzt mich in eine teuflische Situation.« Der Gouverneur ging trotz der drückenden Hitze heftig auf und ab. »Mr. Raymond hat eine wichtige Aufgabe auf den Levu-Inseln zu erfüllen. Es ist alles arrangiert. Jetzt, da die Eurota s praktisch völlig waffenlos ist und fähige Offiziere und eine neue Besatzung braucht, kann ich ihn nicht ohne eine Eskorte dorthin reisen lassen.«
    Sayer hatte weiter geschwiegen. Die Levu-Inseln, nahe bei den Freundschaftsinseln gelegen, wo Tuke die Eurotas versteckt hatte, standen schon seit vielen Monaten zur Diskussion, fast schon seit der Zeit, als die Kolonie in Neusüdwales gegründet worden war. Die meisten Häuptlinge der Inselgruppe waren freundlich gesonnen und zum Handel bereit.
    Die Eingeborenenstämme haßten sich gegenseitig, das trug zur Sicherheit der Briten bei. Die Hauptinsel bot einen guten Ankerplatz, frisches Wasser und reichlich Holz. Immer wieder war die Inselgruppe von Kapitänen auf der Suche nach Wasser und frischen Lebensmitteln beansprucht worden, indem sie dort die Flagge mit ihren Landesfarben hißten.
    Jetzt aber, da sich die Spannungen zwischen Großbritannien und Spanien verschärften, bedeutete die Insel mehr als nur eine Erweiterung des britischen Einflußgebietes. Sydney und der Rest der großen Kolonie wuchsen und breiteten sich jeden Monat weiter aus. Die neueröffneten Handels- und Versorgungsrouten und die Flanken der Kolonie mußten geschützt werden. Die Levu-Inseln konnten leicht Kriegsschiffen als Stützpunkt dienen, die von Südamerika her und um Kap Horn patrouillierten.
    Sayer konnte sich nicht vorstellen, wie ausgerechnet Raymond dort eine wichtige Position ausfüllen sollte. Dazu wirkte er durch ein angenehmes Leben zu verweichlicht. Gewiß verfügte er über eine gewisse Härte, aber das war eher Hartherzigkeit als Charakterstärke.
    Raymond hatte bestätigt: »Ja, ich muß eine Eskorte haben.« Er hatte Sayer angesehen. »Sie befehligen doch das Geschwader hier.« Es klang wie eine Beschuldigung. Daran war Sayer gewöhnt, aber es ärgerte ihn trotzdem. »Das werden Sie wohl arrangieren können, oder?«
    »Ich verfüge über ein paar Schoner, einige bewaffnete Kutter und die Brigg Quail. « Er hatte aus dem Fenster gedeutet. »Jetzt habe ich auch die Tempest , Gott sei Dank, unter einem Kommandanten, der die Erfahrung und die Energie besitzt, sie gut und wirkungsvoll einzusetzen.«
    Der schnelle Blickwechsel zwischen den beiden war Sayer nicht

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