Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
hatte.
    Schluchzend hatte sie gesagt: »Ich wußte, daß du in diesem Teil der Welt warst, Richard. Ich habe deine Karriere verfolgt, die Gazett e auf jede Ernennung und Versetzung studiert. Als ich den jungen Valentin Keen an Bord kommen sah, wußte ich, daß dein Schiff eingetroffen war.«
    Sie berichtete auch, daß der Anführer der Piraten damit gedroht hatte, daß beim geringsten Versuch, die Besatzung des fremden Bootes zu alarmieren, das Pulvermagazin auf der Stelle in die Luft gesprengt und alle getötet würden.
    »Ich konnte nicht untätig danebenstehen, Richard. Dieser Schuft ließ einfach eine Handvoll Passagiere an Deck bringen, damit alles normal aussah. Er und einige andere hatten Uniformen der Handelsgesellschaft angezogen. Es war so viel gemordet worden, so viel Schreckliches geschehen.« Sie hatte das Kinn gehoben; das Leuchten in ihren Augen überglänzte ihren spontanen Trotz. »Wenn es ein anderes Schiff als deines gewesen wäre, Richard, hätte ich nichts tun können. Aber die Uhr – ich wußte, daß du dich daran erinnern würdest.«
    »Es war ein schreckliches Risiko.«
    Da hatte sie gelächelt. »Aber es hat sich gelohnt.«
    Bolitho sah sich in der Kajüte um. Hierher war Viola gebracht worden, um dem eigentlichen Anführer der Piraten gegenübergestellt zu werden. Ihre Beschreibung des Mannes war sehr treffend: ein Riese mit brustlangem Bart, der Tuke hieß und Engländer war. Jedenfalls hatte es diesen Anschein.
    Viola hatte gesagt: »Ein Mann ohne Barmherzigkeit und ohne die geringsten Skrupel. Seine Sprache war so ordinär wie er selbst. Er demütigte mich, vergewaltigte mich mit Worten. Er weidete sich an meiner Hilflosigkeit und meiner völligen Abhängigkeit von ihm, ob ich am Leben bleiben oder sterben würde. Aber wegen der Bedeutung meines Mannes als ihre Geisel blieb ich vor dem Los der anderen bewahrt.«
    Unwillkürlich beschleunigten sich Bolithos Schritte, und sein Magen zog sich zusammen, als stünde er bereits im Nahkampf mit diesem Piraten.
    Der Schoner und sein Begleitschiff, falls er eines hatte, hielten sich wohl irgendwo versteckt. Sicher genossen sie hämisch ihren Erfolg und die Frauen, die sie bei ihrer ersten Fahrt verschleppt hatten. Eine nicht allzuweit entfernte Insel oder Inselgruppe kam dafür in Frage. Die Karte hatte Bolito nichts verraten, und die gefangenen Piraten kaum mehr. Sie waren typisch für ihr Gewerbe, durch Mord und ein hartes Leben brutalisiert. Ihre Anführer mochten Beute machen und reich werden, aber Männer wie sie lebten von der Hand in den Mund und wie die Wilden, die sie waren.
    Selbst Drohungen ließen sie unberührt. Sie wußten, daß sie auf jeden Fall am Galgen sterben mußten. Gefoltert werden würden sie nicht, und ihre Angst vor Tuke war sogar im Schatten des Henkers größer als vor allem anderen.
    Einschließlich des unglückseligen Haggard, der dem Hai zum Opfer gefallen war, hatte Bolitho drei Leute verloren. Wenn man die Dunkelheit und die unbekannten Verhältnisse auf dem Schiff in Betracht zog, war dies ein Wunder. Und es sah so aus, als ob die Verletzten sich in wenigen Wochen erholen würden. Das Risiko war gerechtfertigt gewesen.
    Die Außentür der Kajüte wurde geöffnet, und James Raymond trat ein. Er trug ein frischgewaschenes, sauberes Hemd und einen anständigen grünen Rock und zeigte kaum Spuren des Durchlittenen. Einige Sekunden lang blieb er stehen und blickte Bolitho ausdruckslos an.
    Er war etwa im gleichen Alter wie der Kommandant, aber sein Gesicht, früher einmal gut geschnitten, wurde durch ein ständiges Stirnrunzeln entstellt. Übellaunigkeit, Mißmut, Anmaßung, alles verriet sich darin.
    Raymond trat auf, als ob das Schiff ihm gehörte, seit er aus seinem winzigen Gelaß befreit worden war. Fünf lange Jahre war Bolitho ihm nicht mehr begegnet. Die ganze Zeit über hatte er angenommen, Raymonds Weg nach oben sei durch dessen Tätigkeit in Indien gefördert worden, durch seinen Verrat an dem Gouverneur, den zu beraten sein Auftrag gewesen war.
    Jetzt erschien alles in einem anderen Licht. Während Bolitho auf See gewesen war, unzufrieden, weil er den Schauplätzen großer Ereignisse ferngehalten wurde, war Raymond schmählich zur Bedeutungslosigkeit abgeglitten. Die Position, die er jetzt übernehmen sollte, schien sogar noch geringfügiger zu sein als jene, die er vor fünf Jahren innegehabt hatte. Doch eine Reaktion auf diesen Sachverhalt ließ sich nicht erkennen.
    Raymond bemerkte kühl: »Sie

Weitere Kostenlose Bücher