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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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einer Glocke, anschließend das Klatschen von nackten Füßen, als die Wache wechselte.
    Ross oder Keen konnten jeden Augenblick kommen.
    Er sagte: »Sei vorsichtig, Viola. Du hast dir deinen Mann zum erbitterten Feind gemacht.«
    Sie hob die Schultern. »Dazu hat er sich selbst gemacht. Er rührte keinen Finger, um mich zu beschützen.«
    Allday kam laut polternd die Treppe herunter und warf ihnen einen kurzen Blick zu.
    Viola fragte ruhig: »Und was sehen Si e voraus, Allday?« Sie lächelte ihm zu. »Auch noch mehr Probleme?«
    Allday kratzte sich am Kopf. Viola Raymond war Teil einer Welt, der er nie angehört und nur selten getraut hatte.
    »Sturmböen, Ma'am. Ich sehe sehr viele kommen. Aber ich habe keinen Zweifel, daß wir es schaffen.«
    Bolitho blickte ihm prüfend nach. »Jetzt hat es ihm die Sprache verschlagen. Das passiert wirklich selten.«
    Sie gingen nach vorn, an dem großen Doppelrad des Ruders vorbei, hinaus auf das breite Deck.
    Nach der stickigen Kajüte schmeckte die Luft frisch, und am Stand der Marssegel erkannte Bolitho, daß sie gute Fahrt machten. Er überlegte, ob Herrick ihn wohl durch sein Glas beobachtete und sich die gleichen Sorgen wie Allday machte.
    Viola schob die Hand unter seinen Arm und sagte zur Begründung: »An Deck geht es sich sehr schwer, nicht?« Dann sah sie zu ihm auf, ihr Blick war herausfordernd, bittend.
    Etwas leiser fragte sie: »Drei Wochen, sagst du?«
    Er spürte, wie ihre Finger seinen Arm drückten.
    »Nach so langem Warten könnte ich es nicht ertragen«, fuhr sie fort.
    Keen stand mit Ross auf der Leeseite und beobachtete die beiden verstohlen.
    Der Steuermannsmaat fragte: »Was halten Sie davon, Mr.
    Keen? Der Käpt'n scheint hier ebensoviel zu riskieren wie in der Schlacht.« Er lachte verhalten. »Mann, er ist ihr ganz schön verfallen, daran besteht kein Zweifel.«
    Keen räusperte sich. »Ja. Gewiß.«
    Der große Schotte blickte ihn verwundert an. »Mr. Keen, Sir, Sie werden ja rot!« Er ging davon, amüsiert über seine Entdeckung, und ließ den Leutnant verwirrt zurück. Midshipman Swift, der sich in der Nähe aufhielt, fragte: »Kann ich etwas für Sie tun, Sir?«
    Keen funkelte ihn an. »Ja: Kümmern Sie sich um Ihren Dienst, verdammt noch mal.«
    Die beiden an der Luvreling hörten davon nichts. Die Wildheit des Nahkampfes und alles, was vorher geschehen war, versank angesichts der dunkler werdenden blauen See. Und die Zukunft lag weiterhin in Ungewisser Ferne. Vielleicht war von Anfang an alles hoffnungslos gewesen; dennoch fühlte Bolitho sich wie erlöst.
    Kommodore James Sayer trat erschöpft von den hohen Heckfenstern zurück, um der grellen Sonne zu entgehen, die in die Kajüte strahlte, als sein Flaggschiff vor Anker stark schwojte.
    Er war gerade aus der Residenz des Gouverneurs zurückgekehrt und trug noch seine Paradeuniform. Unter dem Hemd war seine Haut kalt und klamm, selbst nach der Fahrt im offenen Boot.
    Durch die Heckfenster konnte er gerade die Fregatte Tempes t sehen; das dicke Glas verzerrte ihre Umrisse, als läge sie im Dunst. Im ersten Morgenlicht hatte sie Anker geworfen, und auf Sayers Signal war Kapitän Bolitho an Bord des Flaggschiffes gekommen und hatte seinen schriftlichen Bericht vorgelegt, aber auch eine mündliche Darstellung der Plünderung und Morde auf der Eurotas gegeben.
    Der wichtigste Passagier, James Raymond, hatte das Flaggschiff nicht besucht, sondern sich direkt zum Sitz des Gouverneurs begeben.
    Sayer atmete langsam aus, als er daran dachte, wie er dort empfangen worden war. Im allgemeinen kam er mit dem Gouverneur gut aus, wenn man die übliche Distanz zwischen Regierung und Marine berücksichtigte. Deshalb war er überrascht, als er ihn diesmal siedend vor Zorn antraf.
    »Als ob nicht alles schon schlimm genug wäre! Jetzt haben wir auch noch diese Bestie Tuke auf dem Hals. Er hat die Eurota s ausgeplündert, und Gott allein weiß, was er mit ihrer Artillerie unternehmen wird. Ich schicke die Brigg Quai l mit meinen Depeschen sofort nach England. Wir brauchen hier Verstärkung. Man kann von mir nicht verlangen, daß ich alle diese deportierten Sträflinge aufnehme, für ihre Unterkünfte sorge, ihren Schutz übernehme und außerdem auch noch unsere Handelsrouten überwache.«
    Kommodore Sayer war Raymond nie begegnet und wußte nicht, was er zu erwarten hatte. Er hatte gehört, daß Raymond, bisher Regierungsberater bei der East India Company, auf seinen gegenwärtigen Posten hier draußen versetzt

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