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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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schreiben wohl noch an Ihren Berichten, Captain?«
    »Ja, Sir.« Bolitho sah ihn fest an und versuchte, den Zorn zu verbergen, den er gegen diesen Mann empfand. »Hinter der Sache steckt mehr, als ich zunächst vermutet habe.«
    »Tatsächlich?« Raymond ging zum Fenster und blickte zu der Fregatte hinüber.
    »Dieser Tuke . . .« Bolitho hielt inne; schon einmal hatte er Raymond zuviel anvertraut. Er sagte: »Schon allein mit der Beute aus diesem Schiff kann er sich königlich ausstatten.«
    »Soso.« Raymond drehte sich um, sein Gesicht lag im Schatten. »Ein Jammer, daß Sie ihn und seine verdammte Bande nicht stellen und vernichten konnten.«
    »Das stimmt.«
    Bolitho beobachtete, wie Raymond die Hände an seinen Seiten öffnete und schloß. Er war weniger gelassen, als er scheinen wollte. Was würde geschehen, wenn sie erst den Hafen erreichten, welche Darstellung der Ereignisse würde Raymond geben? Nach allem, was Bolitho bisher erfahren hatte, hatte Raymond kläglich um sein Leben gefleht, als Tukes Leute die Eurota s in Besitz nahmen.
    Man mußte hoffen, daß Raymond um seiner persönlichen Sicherheit willen keine Geheimnisse preisgegeben hatte. Die Südsee zog die Flaggen von einem Dutzend Ländern an, die immer auf der Suche nach mehr Handel, mehr Einfluß, mehr Territorien waren.
    Vielleicht wußten die Verantwortlichen in Sydney mehr, als sie gesagt hatten. Bolitho hoffte es, denn solange nur die Tempes t und die überalterte Hebru s die Autorität des Königs repräsentierten, konnte jede zusätzliche Bedrohung in diesen ausgedehnten Gewässern verhängnisvoll sein.
    Raymond sagte klagend: »Ich habe sehr viel Geld eingebüßt. Diese verdammten Schurken...« Er brach ab, seine Enthüllungen brachten ihn offenbar selbst aus der Fassung.
    »Ich werde dafür sorgen, daß sie alle hängen!«
    Viola Raymond öffnete die Tür und stützte sich mit einer Hand am Rahmen, als das Schiff stark überholte.
    Bolitho bemerkte die steife Haltung ihrer Schultern und spürte wieder den Zorn in sich aufwallen. Tuke hatte die Spitze eines erhitzten Messers gegen ihre nackte Haut gedrückt: sein Brandmal. Es mußte ein gräßlicher Schmerz gewesen sein.
    Viola fragte: »Wen willst du an den Galgen bringen, James?« Und ihre Verachtung offen zeigend: »Als Mann der Tat kann ich mir dich nicht vorstellen.«
    Raymond entgegnete schroff: »Hör auf. Deine Dummheit hätte uns alle das Leben kosten können. Wenn du ... «
    »Wenn sie nicht so klug reagiert hätte, wären die meisten Gefangenen und alle loyalen Männer bei lebendigem Leib mit diesem Schiff verbrannt.« Bolitho wandte sich Raymond zu. »Vielleicht hätte man Sie ja verschont, das kann ich nicht sagen. Aber den Tod so vieler gegen Geld und privaten Plunder abzuwägen, erscheint mir höchst unangemessen.«
    Er blickte fort, spürte Raymonds Haß und Violas Mitgefühl.
    »Auch ich habe ein paar gute Leute verloren. Haben Sie schon an die gedacht? Wissen Sie, ob der junge Haggard, der einem Hai zum Opfer fiel, nicht eine Familie oder eine Witwe in England hinterläßt?« Er hob die Schultern.
    »Vermutlich sollte ich diese Gleichgültigkeit allmählich gewöhnt sein, aber sie drückt mir immer wieder die Kehle zu.«
    Rauh sagte Raymond: »Eines Tages, Bolitho, werde ich dafür sorgen, daß Sie Ihre Unverschämtheiten bedauern. Ich bin nicht blind und auch kein Narr.«
    Viola fragte: »Begleiten Sie mich an Deck, Captain?« Und zu ihrem Mann: »Für einen Tag habe ich genug ertragen.« Als sie hinausgingen, schlug Raymond die Tür mit solcher Gewalt zu, als wolle er sie aus den Angeln reißen. Im Dämmerlicht des Ganges blieb Bolitho stehen und faßte nach Violas Handgelenk.
    »Schon drei Tage! Ich kann es nicht ertragen, dich mit ihm zusammenzusehen. Vielleicht hätte ich auf mein Schiff zurückkehren und einen Leutnant hier mit dem Kommando betrauen sollen. Es wird noch drei Wochen dauern, ehe wir Land sehen.«
    Ihre Haut unter seinem Griff war weich und warm.
    Sie sah zu ihm auf, ihr Blick war fest. »Und ich habe fünf Jahre lang gewartet und gehofft. Wir haben es falsch gemacht. Wir hätten es wagen, mit den Konventionen brechen sollen.« Sie hob die Hand zu seinem Gesicht. »Ich habe nichts vergessen, nicht einmal den besonderen Geruch, den du an dir hast: nach Schiffen und Salz. Ich hätte mich eher zu den Haifischen, die deinen armen Matrosen umgebracht haben, ins Wasser gestürzt, als mich diesem Ungeheuer Tuke zu unterwerfen.«
    Bolitho hörte das Schlagen

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