Fieber - Horror
verbliebenen Muskeln waren völlig überanstrengt und wund. Einige Sekunden lang schloss Edward die Augen und hoffte, einschlafen zu können, doch es ging ihm zu schlecht, um auch nur zu dösen, und so schlug er die Augen wieder auf. Mit einem tiefen Seufzen spürte er den stechenden Schmerz im Brustkorb.
Das würde ein verdammt langer Nachmittag werden.
Ungefähr zum millionsten Mal blickte er sich in seinem umfunktionierten Wohnzimmer um. Er war diesen Raum leid, er war seine Möbel leid, er war seine ganze Einrichtung leid! Sobald er wieder auf den Beinen war, würde er das ganze verdammte Haus von Kopf bis Fuß renovieren.
Die Dinge sind nicht, was sie zu sein scheinen.
Er schloss die Augen wieder. Nein, nicht das jetzt.
Die Dinge sind nicht, was sie zu sein scheinen.
Dieser Gedanke war ihm in den letzten Wochen immer wieder durch den Kopf gegangen ... und jedes Mal schien er an Gültigkeit zu gewinnen.
Die Dinge sind nicht, was sie zu sein scheinen.
Edward wusste, dass dieser Gedanke verrückt war, paranoid, und doch wurde er das Gefühl nicht los, etwas an seinem Haus sei anders als früher. Irgendetwas stimmte einfach nicht. Er erinnerte sich daran, einmal eine Geschichte gelesen zu haben, in der mitten in der Nacht sämtliche Besitztümer einer Familie gegen vollkommen identische Gegenstände ausgetauscht worden waren - und genau so fühlte es sich an.
Nur ...
Nur dass es nicht ganz stimmte. Das hier waren seine Besitztümer, das wusste er, nur kam es ihm so vor, als wären sie irgendwie ... verdorben.
Ja. Genau das war es. Natürlich hatte Edward keinen sechsten Sinn, konnte keine Flecken sehen oder riechen oder fühlen, die diese Hut tragenden Schreckgespenster auf seinen Möbeln hinterlassen hätten - auf seiner ganzen Einrichtung. Doch das Filmplakat zu Teufelskerle auf heißen Feuerstühlen an der Wand erschien ihm jetzt regelrecht bösartig, und Edward war überzeugt, dass die Schubladen in seiner Kommode mehr enthielten als nur Kleidung.
Er dachte an die Männer, die er im Baum und rings um die Leiter gesehen hatte.
Die Zähne.
Er erinnerte sich an die Zähne.
Edward war dankbar, als Hunt und Joel ihn besuchen kamen.
»Wie kommt es eigentlich, dass man in letzter Zeit immer wieder das Wort ›Pferderosshaar‹ hören muss?«, fragte er, als die beiden die Haustür aufschlossen und hereinkamen. »Die bewerben im Fernsehen Bürsten mit echtem ›Pferderosshaar‹! Es gibt Pferdehaar und Rosshaar, aber von Pferderössern habe ich noch nie gehört. Wie kommt man auf so einen Schwachsinn? Meinen die Werbefritzen, das würde besser klingen?«
Hunt lachte, während er den Haustürschlüssel wieder unter die Fußmatte schob. »Ich sehe, du nutzt deine Zeit zum Philosophieren.«
»Ich kann mir ja nicht den ganzen Tag bloß Daily Soaps ansehen.«
Joel ging in die Küche und holte ihnen allen Bier. Eines davon warf er Edward zu. »Wie läuft's mit den Übungen?«
Er zuckte mit den Schultern. Oder versuchte es zumindest. »Geht so.«
»Irgendwelche Fortschritte?«
»Diese ausgesucht hübsche Maus, die sie mir für die Physiotherapie vorbeischicken, behauptet Ja. Aber um ehrlich zu sein, ich merke keine.«
»Was meinst du, wie lange es noch dauert, bis du dich wieder alleine bewegen kannst?«, fragte Hunt nach.
»Viel zu lange«, seufzte Edward. »Viel zu lange.«
Sie sprachen über alles Mögliche. Hunt fasste die neuesten Gerüchte zusammen, die beim Landschaftspflegeamt kursierten, und Edward erzählte, am vorangegangenen Abend habe Jorge noch bei ihm vorbeigeschaut.
»Ich hab ihn auch gesehen«, sagte Hunt. »Ist kurz bei uns vorbeigekommen und hat gesagt, dass er nächste Woche wieder zur Arbeit kommt. Gott sei Dank. Ich glaube nicht, dass es gut für ihn ist, den ganzen Tag mit Ynez und dem Baby nur zu Hause zu sitzen und immer nur zu grübeln. Seien wir doch mal ehrlich: Es muss schon hart genug sein, so etwas durchmachen zu müssen, und dann kommen noch all das Gerede und die ganzen Verdächtigungen dazu, und zu guter Letzt droht sogar noch eine ganze Klageflut.«
Edward senkte die Stimme. »Habt ihr ... das Baby schon gesehen?«
»Nein.« Hunt schüttelte den Kopf. »Ich schätze, er wird ihn ... sie uns zeigen, wenn die beiden so weit sind.« Er zuckte mit den Schultern. »Oder vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht.«
»Wir wussten nicht mal, wie wir reagieren sollten«, gab Joel zu. »Sollte man ihm gratulieren oder sein Mitleid ausdrücken? Stacy ist dann auf die Idee
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