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Fieber - Horror

Fieber - Horror

Titel: Fieber - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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Versicherung nicht abgedeckt. Außerdem bin ich gehalten, jegliche Erkrankung energisch zu bekämpfen. Das gehört zu deren Programm der vorbeugenden Instandhaltung. Wenn ich Anzeichen für fortgeschrittenen Zahnverfall entdecke, muss ich alles tun, um das Problem umgehend zu lösen.« Die Assistentin - »Rene«, konnte Beth jetzt auf ihrem Namensschild lesen - reichte dem Zahnarzt eine stählerne Spritze, und sofort bugsierte er sie in Beths Mund; schmerzhaft presste er die Nadel gegen die Innenseite ihrer Wange. »Machen Sie sich keine Sorgen, es wird überhaupt nicht wehtun.«
    Vorbeugende Instandhaltung.
    Diese Formulierung schoss ihr plötzlich durch den Kopf. Genau das hatte Hunt von der Gesellschaft für das Haus eingefordert, bei der sie ihre Hauseigentümer-Versicherung hatten, um die Versicherungsgesellschaft dazu zu bringen, den Austausch des gesamten Daches zu zahlen. Während das Betäubungsmittel sich langsam in Beths Körper verteilte und sich nach und nach alle Muskeln entspannten und damit auch ihre Gedanken, kam sie plötzlich auf die Idee, das hier sei die Rache dafür: Sämtliche Versicherungsgesellschaften hatten sich zusammengetan, um sie und Hunt dafür zu bestrafen, dass sie sich beschwert und ihr Recht eingefordert hatten. Eine heimliche Absprache. War das nicht illegal? Schon jetzt begannen die Gedanken sich aufzulösen und zu zerfasern, Beths Verstand sprang von einem verrückten Gedanken zum nächsten: Die Versicherungen hatten es auf sie abgesehen ... der Verband der Zahnärzte ... die Kreditkartenanbieter ... die Autohersteller ... die Regierung ...
    Bevor Beth vollständig in der Narkose versank, hörte sie - darauf hätte sie schwören können -, wie der Zahnarzt ein sonderbares kleines Liedchen sang: »Möse zum Frühstück, Möse zum Lunch, Möse am Abend und nachts ein Snack.«
    »Ich liebe den Geschmack von Eiern am Morgen«, kommentierte die Zahnarzthelferin irgendwo in weiter Ferne.
    Als Beth wieder zu sich kam, saß sie im Wartezimmer, auf eines der Sofas gestützt. Ihr Schädel hämmerte. Sie öffnete die Augen und starrte mehrere Minuten lang wie betäubt auf das Aquarium. Aus dem Filter stiegen Luftblasen auf, stellte sie fest. Sie blubberten zwischen einem Ober- und einem Unterkiefer hervor, die auf dem blaugefärbten Kies lagen und grotesk auf- und abhüpften, als würden sie lachen.
    Plötzlich stand die Sprechstundenhilfe neben ihr und half ihr aufzustehen. »Kommen Sie, Mrs. Jackson. Sie müssen jetzt gehen.«
    Beth wusste, dass sie unter Drogen stand, und ein winziger Teil ihres Hirns dachte darüber nach, dass es unprofessionell, wahrscheinlich sogar gesetzwidrig war, sie unter solchen Umständen einfach auf die Straße zu setzen, doch Beth hatte weder die Willenskraft noch die Energie, sich auf ein Streitgespräch einzulassen, und so ließ sie sich artig hinausführen. Die Sprechstundenhilfe brachte Beth nicht einmal bis zu ihrem Wagen. Sie führte sie einfach nur auf die kleine Veranda, die unmittelbar vor der Praxis lag; dann ging sie wieder hinein und schloss die Eingangstür hinter sich.
    Mit unsicheren Schritten und noch immer pochendem Schädel ging Beth die Verandastufen hinunter und dann um das Haus herum zu dem kleinen Parkplatz. Ihr Mund war völlig ausgetrocknet, und immer wieder fuhr sie sich mit der Zungenspitze über Lippen und Zähne, doch die Zähne fühlten sich sonderbar an. Zum einen waren sie zu kalt, und dann schmeckten sie irgendwie anders ... und dieser Geschmack kam Beth fast bekannt vor.
    Sie brauchte alle Kraft, um sich zu konzentrieren, musste jede ihrer Bewegungen durchdenken, damit das Betäubungsmittel, das noch durch ihre Adern kreiste, sie nicht mehr völlig außer Gefecht setzte. Wie in Zeitlupe nahm Beth den Autoschlüssel aus ihrer Handtasche; dann schloss sie vorsichtig die Fahrertür auf, stieg ein, setzte sich in den Sitz, klappte die Sonnenblende herunter und öffnete den Mund, um im Schminkspiegel das Werk des Arztes zu begutachten.
    In ihrem Mund funkelte ein silbernes Gebiss wie aus Stahl.
    Beth lag auf dem Bett und weinte, als Hunt nach Hause kam. Sie hatte ihn von unterwegs aus dem Auto angerufen, hatte zwischen heftigen Schluchzern die ganze Geschichte hervorgestoßen, und er hatte ihr gesagt, sie solle bleiben, wo sie sei; er würde früher mit der Arbeit aufhören und sie abholen. Doch Beth wollte nicht einmal in der Nähe der Zahnarztpraxis warten, solche Angst hatte sie, und so hatte sie Hunt gesagt, sie werde nach

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