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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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üblich - wir werden zwar nicht so viele Passagiere aufnehmen können wie andere Boote von dieser Größe, aber dafür haben sie bei uns mehr Platz.« Er lächelte. »Überdies können wir höhere Preise verlangen.«
    Jede Kabine besaß zwei Türen; eine führte auf das Deck, die andere ins Schiffsinnere, in den großen Salon, die Hauptkabine des Raddampfers. »Die Hauptkabine ist auch nicht annähernd fertig«, erklärte Marsh, »aber Sie können sie sich trotzdem einmal anschauen.«
    Sie traten ein und blieben stehen, während Brown die Laterne hochhob, um die enormen Ausmaße, ihre gesamte Länge möglichst auszuleuchten. Der große Salon erstreckte sich über die ganze Länge des Kesseldecks, offen und nicht unterteilt bis auf eine Gangway mittschiffs. »Im vorderen Teil befinden sich die Toiletten für die Herren, im hinteren Teil die Erfrischungsräume für die Damen«, erklärte Marsh. »Sehen Sie sich um. Noch ist das alles nicht fertig, aber es wird sicherlich die reinste Pracht. Die Bar aus Marmor dort drüben ist vierzig Fuß lang, und dahinter wird ein Spiegel aufgehängt, der genauso lang ist. Bestellt ist er schon. Auch an jeder Kabinentür werden Spiegel angebracht, mitsamt einem Rahmen aus Silber, und ans hintere Ende in die Damentoilette kommt ein Spiegel, der zwölf Fuß hoch ist.« Er wies mit seinem Stock nach oben. »Im Augenblick kann man es nicht sehen, weil es schon dunkel ist, aber die Oberlichter bestehen aus farbigem Glas und sind über den gesamten Raum verteilt. Dann legen wir einen dieser großen Brüsseler Teppiche aus, und auch die Kabinen bekommen ihre Teppiche. Wir haben einen silbernen Wasserkühler mit Silberbechern, der auf einem prachtvollen Holztisch aufgestellt wird, und wir verfügen auch über einen Flügel und nagelneue Samtstühle und Tischdecken aus reinem Leinen. Allerdings ist das alles noch nicht geliefert worden.«
    Auch ohne Teppich, Spiegel und Möblierung vermittelte die langgestreckte Kabine einen Eindruck von Eleganz. Sie schritten sie langsam ab, schweigend, und im umhertanzenden Licht der Laterne tauchten Details ihrer gediegenen Pracht aus der Dunkelheit auf, um gleich wieder hinter ihnen zu verschwinden: die hohe gewölbte Decke mit ihren gebogenen Balken, die mit Schnitzereien versehen waren so fein wie geklöppelte Spitze. Lange Reihen schlanker Säulen flankierten die Kabinentüren und wiesen die feinste Kannelierung auf. Die Bar aus schwarzem Marmor mit seiner kräftigen farbigen Äderung. Der warme ölige Glanz des dunklen Holzes. Die Doppelreihe Kronleuchter, jeder mit vier großen Kristallkugeln ausgestattet, die von einem feinziselierten Gitterwerk aus Schmiedeeisen herabhingen. Es waren nur noch Öl und eine Flamme und all jene Spiegel nötig, um den gesamten Salon mit strahlendem, prachtvollem Licht zu erfüllen.
    »Die Kabinen erschienen mir etwas klein«, meinte Katherine plötzlich, »aber dieser Raum wird grandios.«
    Marsh sah sie stirnrunzelnd an. »Die Kabinen sind groß, Ma’am. Acht Fuß im Quadrat. Sechs sind üblich. Dies ist ein Raddampfer, müssen Sie wissen.« Er wandte sich von ihr ab und wies mit seinem Spazierstock durch den Saal. »Das Büro des Zahlmeisters liegt ganz vorne, die Küche und die Waschräume befinden sich bei den Radkästen. Ich weiß auch schon, welchen Koch ich hole. Er hat früher auf meiner Lady Liz gearbeitet.«
    Das Dach des Kesseldecks war gleichzeitig das Sturmdeck. Sie stiegen eine enge Treppe hinauf und betraten die nächste Etage vor den mächtigen schwarzen Eisenschornsteinen, dann kam eine weitere kürzere Treppe hinauf zum Texasdeck, das von den Schornsteinen bis zu den Radkästen reichte. »Die Kabinen der Mannschaft«, erklärte Marsh, ohne seinen Rundgang auf diesen Bereich auszudehnen. Das Ruderhaus stand auf dem Texasdeck. Er führte seine Begleiter hinauf und ließ sie eintreten.
    Von dort aus konnte man die gesamte Werft überschauen; all die kleineren Boote waren in Nebel gehüllt, dahinter die schwarzen Fluten des Ohio River und sogar die fernen Lichter von Louisville, die als geisterhaftes Funkeln durch den Nebel erkennbar waren. Das Innere des Lotsenhauses war großzügig und gediegen eingerichtet. Die Fenster waren aus dem besten und klarsten Glas hergestellt, mitsamt ihren Verzierungen aus farbigen Glasstreifen. Überall schimmerte dunkles Holz, und poliertes Silber erstrahlte fahl und kalt im Laternenlicht.
    Und dort war das Ruderrad. Nur die obere Hälfte war zu sehen, so groß war es,

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