Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
Vom Netzwerk:
sagte ich zu ihm: ›Ich will, daß ein Dampfer gebaut wird, und er soll sofort gebaut werden, und ich will, daß dieses Boot das schnellste und schönste und tollste ist, daß Sie je gebaut haben, verstanden? Und jetzt schaffen Sie mir ein paar Ingenieure heran, Ihre besten. Es ist mir egal, ob Sie sie aus irgendeinem Hurenhaus drüben in Louisville herausholen müssen, ich will sie heute abend noch sehen, damit wir endlich anfangen können. Und dann holen Sie mir die besten verdammten Zimmerleute und Anstreicher und Kesselbauer und den ganzen verdammten Rest, denn wenn ich nicht wirklich die allerbesten bekomme, dann wird Ihnen das verdammt noch mal noch leid tun.‹« Marsh lachte. »Sie hätten ihn sehen sollen. Wußte gar nicht, was er machen sollte, mir zuhören oder das Gold auf seinem Tisch anstarren, er schien richtige Angst zu haben. Aber er hat es geschafft, hat es so gemacht, wie wir es wollten.« Er wies mit einem Kopfnicken auf das Dampfboot. »Natürlich ist das Prachtstück noch nicht fertig. Die Innenteile müssen noch gestrichen werden, vorwiegend in Blau und Silber, damit es zu all dem Silber paßt, das Sie im Salon haben wollten. Und wir warten noch immer auf die Luxusmöbel und die Wandspiegel, die Sie in Philadelphia bestellt haben, und andere Dinge. Aber im wesentlichen ist das Boot fertig, Joshua, ist der Bau beendet. Kommen Sie, ich zeigen es Ihnen.«
    Arbeiter hatten eine Laterne auf einem Holzstapel unweit des Bootshecks stehengelassen. Marsh riß ein Streichholz an seiner Hose an, entzündete die Laterne und hielt sie mit auffordernder Geste Brown hin. »Da, tragen Sie das«, sagte er grob. Stampfend ging er über eine lange Bohle auf das Hauptdeck, die anderen folgten ihm. »Vorsicht, wenn Sie etwas anfassen«, warnte er. »Stellenweise ist die Farbe noch feucht.«
    Das unterste, oder Haupt-Deck war mit Maschinen und Geräten vollgestellt. Die Laterne gab ein klares, stetiges Licht, aber Brown bewegte sie hin und her, so daß die Schatten der schweren Maschinen sich zu verformen und umherzuspringen schienen, als wären es lebendige Wesen. »He, halten Sie das Licht still«, kommandierte Marsh. Er wandte sich zu York um und begann ihm Einzelheiten zu erklären, wobei er mit seinem Stock herumfuchtelte und wie mit einem langen Hickoryfinger auf die Kessel wies, mächtige Stahlzylinder, die den vorderen Teil des Decks säumten. »Achtzehn Kessel«, sagte Marsh voller Stolz, »drei mehr als die Eclipse . Durchmesser dreißig Inch, jeder achtundzwanzig Fuß lang.« Sein Spazierstock wechselte die Richtung. »Die Feuerlöcher sind mit Schamottsteinen und Eisenplatten ausgekleidet und stehen auf Stelzen über dem Deck, so daß die Brandgefahr eingeschränkt ist.« Er folgte dem Verlauf der Dampfleitungen über ihnen, die die Kessel mit den Maschinen verbanden, und sie wandten sich alle dem Heck zu. »Wir haben SechsunddreißigInch-Zylinder, Hochdruck, mit einem Hub von elf Fuß, genauso wie die Eclipse . Dieses Boot wird den alten Fluß ganz schön aufwühlen, das kann ich Ihnen flüstern.«
    Brown plapperte, Smith plapperte, und Joshua York lächelte.
    »Kommen Sie mit rauf«, sagte Marsh. »Ihre Freunde scheinen sich für die Maschinen nicht sonderlich zu interessieren, aber ich denke doch, daß es ihnen oben bestens gefallen wird.«
    Der Treppenaufgang war breit und reich verziert, polierte Eiche mit elegant kannelierten Geländern. Er begann oben am Bug, seine Breite verbarg die Dampfkessel und die Maschinen von den Logierpassagieren, dann teilte der Aufgang sich und schwang auf beiden Seiten in einem eleganten Bogen hinauf zum zweiten oder auch Kesseldeck. Sie wählten ihren Weg über die Steuerbordseite, wobei Marsh mit seinem Spazierstock und Brown mit der Laterne vorausgingen und die Stiefel der Besucher auf dem Hartholzboden des Promenadenganges knallten, während sie die feinen gotischen Details der Säulen und der Reling betrachteten, all das sorgfältig modellierte Holz, das mit Schnitzereien von Blumen und Girlanden und Eicheln bedeckt war. Kabinentüren und -fenster erstreckten sich in einer langen Reihe vom Bug bis zum Heck; die Türen bestanden aus dunklem Walnußholz, die Fenster aus farbigem Glas. »Die Kabinen sind noch nicht eingerichtet«, sagte Marsh, öffnete eine Tür und betrat einen Raum; »aber wir bekommen ausnahmslos nur das Allerbeste geliefert, Federbetten und -kissen, einen Spiegel und eine Öllampe für jede Kabine. Unsere Kabinen sind auch geräumiger als

Weitere Kostenlose Bücher