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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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«, sagte er laut, um den Geschmack der Worte auf seiner Zunge zu kosten. Aber seltsamerweise, zum erstenmal, klang der Name in seinen Ohren irgendwie falsch, enthielt er Gedankenverbindungen, die ihm gar nicht behagten. Er fröstelte, für einen kurzen Moment empfand er eine unerklärliche Kälte, dann schnaufte er und suchte sein Zimmer auf, um zu Bett zu gehen.

KAPITEL VIER
 
An Bord des Raddampfers Fiebertraum Ohio River, Juli 1857
     
     
    D ie Fiebertraum verließ New Albany nach Einbruch der Dunkelheit an einem schwülen Abend Anfang Juli. In all den Jahren auf dem Fluß hatte Abner Marsh sich nie so lebendig gefühlt wie an diesem Tag. Den Morgen verbrachte er damit, die letzten wichtigen Kleinigkeiten in Louisville und New Albany zu regeln; er stellte einen Friseur ein, traf sich mit den Werftarbeitern zum Lunch und brachte einige Briefe zur Post. In der Hitze des Nachmittags zog er sich in seine Kabine zurück, machte einen letzten Rundgang auf dem Raddampfer, um sich zu vergewissern, daß alles in Ordnung und startbereit war, und begrüßte einige der Kabinenpassagiere, als sie sein Schiff betraten. Das Abendessen wurde zu einer eiligen Angelegenheit, und danach begab er sich auf das Hauptdeck, um den Maschinisten und seine Handlanger beim Überprüfen der Dampfkessel zu beaufsichtigen und um den Maat dabei zu beobachten, wie er das Verladen der letzten Frachtstücke kontrollierte. Die Sonne schickte unbarmherzig ihre sengenden Strahlen auf die Szenerie, und die Luft war schwer und lastend, so daß die Haut der Schauerleute vor Schweiß glänzte, während sie Kisten, Ballen und Fässer über die schmalen Ladeplanken auf das Schiff schleppten, während der Maat sie unaufhörlich zur Eile antrieb. Marsh wußte, daß auf der anderen Seite des Flusses in Louisville andere Boot ebenso beladen wurden und sich auf die Abfahrt vorbereiteten: die große, mit Niederdruckmaschinen ausgerüstete Jacob Strader der Cincinnati Mail Line, die schnelle Southerner von der Cincinnati & Louisville Packet Company sowie ein halbes Dutzend kleinerer Boote. Er hielt sorgfältig Ausschau, ob eines der Schiffe flußabwärts fuhr, und fühlte sich trotz der Hitze und der Moskitoschwärme, die nach Sonnenuntergang vom Fluß aufgestiegen waren, ausgesprochen wohl.
    Das Hauptdeck war vorn und hinten mit Fracht vollgestopft; sie nahm den Raum ein, der nicht von den Dampfkesseln und Feuerungen und Maschinen besetzt wurde. Das Schiff transportierte hundertfünfzig Tonnen in Ballen gepackten Blattabak, dreißig Tonnen Stabeisen, zahllose Fässer mit Zucker, Mehl und Brandy, Kisten mit Luxusmöbeln für einen wohlhabenden Empfänger in St. Louis, zwei Salzblöcke, einige Ballen Seide und Baumwollstoff, dreißig Fässer Nägel, achtzehn Kisten mit Gewehren; eine Anzahl Bücher und Papier und sonstige Waren. Und Schweineschmalz. Ein Dutzend große Fässer vom besten Schweineschmalz. Aber das Schmalz war keine Fracht, genaugenommen; Marsh hatte es selbst erworben und befohlen, es an Bord zu bringen.
    Auf dem Hauptdeck drängten sich aber auch Passagiere, Männer und Frauen und Kinder; dicht wie die Flußmoskitos schwärmten und wimmelten sie inmitten der Fracht. Etwa dreihundert Menschen waren zusammengekommen, jeder bezahlte einen Dollar für die Passage nach St. Louis. Die Passage war auch das einzige, was ihnen zustand; sie verpflegten sich davon, was sie an Bord mitgenommen hatten, und die Glücklichen unter ihnen hatten auf dem Deck sogar einen Platz zum Schlafen gefunden. Es waren vorwiegend Fremde, Iren und Schweden und kräftige Holländer, die sich in Sprachen lautstark untereinander verständigten, die Marsh nicht kannte, die tranken und mit ihren Kindern schimpften und sie mit Schlägen zur Ordnung riefen. Ein paar Trapper und einfache Arbeiter waren ebenfalls dort unten, zu arm, um sich bei Marshs Frachtraten mehr als nur die Deckspassage leisten zu können.
    Die Kabinenpassagiere hatten ganze zehn Dollar bezahlt, zumindest diejenigen, die bis nach St. Louis mitfuhren. Fast alle Kabinen waren ausgebucht, und das sogar bei dem Preis; der Zahlmeister meldete Marsh, daß einhundertsiebenundsiebzig Kabinenpassagiere an Bord seien, was Marsh, angesichts der vielen Siebenen, für eine glückliche Zahl hielt. Die Passagierliste enthielt ein Dutzend Plantagenbesitzer, den Direktor einer großen Pelzfabrik in St. Louis, zwei Bankiers, einen reichen Briten und seine drei Töchter sowie vier Nonnen auf dem Weg nach Iowa. Sie hatten auch

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