Fieses Karma
wird. Dann ist es mit mir vorbei. Ehrlich gesagt, würde es mich nicht überraschen, wenn er unter seinem edlen Rollkragenpullover heimlich ein Tonband laufen lässt.
Das darf doch alles nicht wahr sein. Warum muss von allen Schülern an dieser Schule ausgerechnet Spencer Cooper Hilfe bei den französischen Konjunktivformen benötigen? Ich meine, also wirklich, so schwer sind die doch nicht. Kann er sie nicht von selbst kapieren? Oder falls doch nicht: Können seine Eltern nicht irgendeinem anderen eine Million Dollar pro Woche zahlen, damit der ihrem Sohn Französisch beibringt? Ein echter Franzose zum Beispiel. Vielleicht so jemand wie Audrey Tautou oder Gerard Depardieu?
Ich hole tief Luft und sehe hilflos zu, wie Spencer sein Französischbuch herausholt und die nächste leere Seite in seinem roten Heft aufklappt. Und da wird mir schmerzhaft klar, dass das hier nicht passieren würde, wenn ich in Wilsons Büro die blöde SMS ignoriert und ihm zugehört hätte. Dann würde ich jetzt vor einem Schaukasten voller Silberanhänger stehen und den heraussuchen, der unseren Sieg über Ryan Feldman am besten symbolisiert. Doch stattdessen sitze ich hier mit dem da. Ich bin nur eine der vielen bezahlten Angestellten der Familie Cooper und befinde mich ab jetzt in Gesellschaft ihrer zwei Dutzend Zimmermädchen, Butler, Chauffeure und all der Leute,die sie vermutlich dafür bezahlen, die goldbestickten Taschentücher zu halten, während sie sich die Nase putzen.
Und plötzlich empfinde ich eine bisher ungeahnte Sympathie für die Keine-Handys-im-Gebäude-Regel unserer Schule.
Eine unerwartete
Entschuldigung
Nach einer sehr unangenehmen Stunde, in der ich Spencer erklären musste, wann man den Konjunktiv verwendet und wann die gewöhnliche Präsensform, kann ich endlich zum Schmuckladen auf der Main Street fahren.
Ich bin fünf Minuten zu früh da, und so schlendere ich durch das Geschäft und betrachte die vielen Schmuckstücke, die Trend Girl als »Vintage-Schmuck« bezeichnen würde. Jede Menge Türkise und Peace-Zeichen, die an geflochtenen Halsbändern baumeln. Ich sehe auch ein paar Yin-Yang-Symbole auf Ringen und an Halsketten, doch es fällt mir schwer, mich auf den Schmuck zu konzentrieren. Ich muss dauernd an die Unterhaltung denken, die ich vorhin mit Spencer in der Bücherei geführt habe.
Nach ungefähr fünfzehn Minuten Nachhilfeunterricht sah ich von einer Seite seines Französischbuchs hoch und merkte, dass er mich mit so einem mitleidigen Ausdruck anstarrte – als wäre ich ein Hund, der sich verlaufen hat und darauf wartet, dass jemand kommt und ihn abholt.
»Was ist denn?«, fragte ich ihn und rieb mir verunsichert das Gesicht.
Er schüttelte den Kopf, als würde er aus einer Trance erwachen, und antwortete: »Nichts. Sorry, wo waren wir stehen geblieben?«
Ich sah ihn neugierig an und zeigte auf die Seite. »Die regelmäßigen Verben mit Endung auf - ir .«
»Ach ja, stimmt«, sagte er und verzog das Gesicht. Ich wandte mich wieder dem Buch zu und fuhr mit meinen Erklärungen fort.
Doch als ich zehn Sekunden später erneut aufblickte, um mich zu vergewissern, dass er zuhörte, starrte er mich schon wieder an! Diesmal mit noch mitleidigerem Gesichtsausdruck.
»Was ist denn los ?«, fragte ich ungehalten. Was hatte der Typ eigentlich für ein Problem? Glaubte er vielleicht, andere Leute angaffen zu können, bloß weil seiner Familie die halbe Stadt gehört? Haben seine durch ganz Europa tingelnden Eltern ihm keine Manieren beigebracht? »Was passiert ist, tut mir leid«, sagte er schließlich mit erstaunlich aufrichtig klingendem Mitgefühl. »Das in der Wohnung meiner Eltern. Das mit Mason.«
Mir war auf Anhieb klar, worauf er hinauswollte. Er versuchte nur, Informationen aus mir herauszuholen. Er wollte mich dazu bringen zu sagen, wie fertig mich das gemacht hatte. Zugegeben, mein Leben wird nie mehr so sein wie früher, nachdem Heather Campbell hineingeplatzt ist und mir mein Kostbarstes geraubt hat. Vielleicht wollte er mich sogar zum Heulen bringen. Damit er zu Heather gehen und ihr die Befriedigung geben könnte, mein Leben mit links ruiniert zu haben.
Nun ja, ich war entschlossen, das nicht zuzulassen. Vor allem weil ich wusste, dass Ihre Majestät sich heute früh eine Haarspülung-Vaseline-Mischung mit grüner Lebensmittelfarbe ins Gesicht geschmiert hatte, ohne es zu wissen.
Nie im Leben. Da konnte er, so lange er wollte, mit seinen lächerlichen Mitgefühlsbezeugungen und seinen
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