Fighting Lory
noch früh. Bis ihr jemand was zu essen bringen würde, konnte es noch dauern. Sie war nicht hungrig, doch Essen war eine Ablenkung. Ihr Abendessen hatte sie am Vortag so lange wie möglich ausgedehnt, doch irgendwann war der Teller leer gewesen, und sie hatte wieder nichts anderes zu tun, als dazusitzen und zu grübeln.
„Schöne Scheiße“, murmelte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
Plötzlich ging die Tür auf und Kordan erschien, mit undurchschaubarer Miene, der ganze Körper angespannt. Lorys Herz begann bei seinem Anblick automatisch, einen Takt schneller zu schlagen. Ärgerlich schalt sie sich selbst im Stillen dafür. Dieser Bastard sollte sie kaltlassen. Leider war es nicht so.
„Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?“, fragte sie ironisch. „Wenn du gekommen bist, um zu streiten – ich bin nicht in Stimmung.“
„Ich werde dich nach Hause bringen“, sagte er ruhig.
„Dein verdammter Planet wird
nie
mein Zuhause sein!“, giftete sie zurück.
„Ich meine nicht meinen Planeten. Ich meinte, dass ich dich zu
deinem
Planeten bringen werde. Zuerst werden wir jedoch nach Moron2 fliegen und einen dort lebenden Astronomen aufsuchen. Wenn jemand uns helfen kann, deinen Planeten zu lokalisieren, dann er.“
Lory blieb der Mund offen stehen. Hatte sie eben richtig gehört? Er wollte sie zur Erde zurückbringen?
„Woher soll ich wissen, dass du nicht lügst?“, fragte sie misstrauisch.
„Wozu sollte ich? Wenn ich dich nach Karrx7 brächte, würdest du die Lüge ganz schnell erkennen. Also, was sollte mir das nützen? Ich habe keinen Grund, nicht ehrlich zu dir zu sein.“
„Warum auf einmal dieser Sinneswandel?“, fragte Lory mit klopfendem Herzen.
„Weil ich dich zu sehr liebe, um damit zu leben, dass du mich hasst“, sagte Kordan rau und verließ den Raum, ehe Lory etwas erwidern konnte.
Ungläubig starrte sie ihm hinterher und Tränen traten ihr plötzlich in die Augen. Ihr wurde mit einem Mal klar, dass sie gar nicht nach Hause wollte. Sie wollte diesen, ihren allerletzten Nerv raubenden Alien nicht verlieren. Vielleicht hatte Ellyod sie doch angelogen. Kordan hatte recht. Er hatte nichts davon, sie anzulügen. Sie war ihm ohnehin ausgeliefert, wenn er es wollte. Falls seine Droge es vermochte, sie in ein liebeskrankes Püppchen zu verwandeln, warum biss er sie nicht einfach? Das ergab keinen Sinn, es sei denn, Kordan sprach die Wahrheit und er liebte sie wirklich. Er würde sie gehen lassen, nur weil er dachte, dass sie ihn hasste. Dabei lag diese Annahme so fern von der Wahrheit, wie es ferner nicht ging. Sie liebte ihn. Alles in ihr hatte dagegen angekämpft. Doch es war die Wahrheit. Sie liebte ihn und sie brauchte ihn. Und wenn eine verdammte Droge daran schuld sein sollte, dann scheiß drauf! Sie konnte nicht mehr ohne ihn leben.
Entschlossen stand sie auf und ging ins Bad. Dort holte sie die Nagelfeile aus dem Schrank und machte sich daran, ihre verdammte Halsschelle zu öffnen. Sie hatte bereits am Vortag mit dem Gedanken gespielt, das zu tun, aber dies aus demselben Grund verworfen, aus dem sie bis jetzt nicht den jungen Offizier, der ihr das Essen brachte, als Geisel genommen hatte.
Es erwies sich als schwierig, das Schloss zu öffnen, da sie im Spiegel ja alles verkehrt herum sah. Nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, und etlichen Fehlversuchen machte es endlich klick und die Schelle sprang auf.
Sie nahm die Nagelfeile mit zur Tür, für den Fall, dass sie die Tür kurzschließen musste, um hier rauszukommen. Doch wider Erwarten hatte Kordan die Sicherheitsstufe der Tür nicht verändert und sie ging auf ihr Kommando hin auf.
„Auch gut“, murmelte sie und ließ die Nagelfeile auf einem kleinen Tischchen neben der Tür liegen.
Auf dem Flur war niemand zu sehen. Sie fragte sich, wo Kordan hingegangen sein könnte, und schaute unschlüssig nach links und rechts. Nach einigem Überlegen entschied sie sich für links und lief den Gang entlang zum Aufzug. Vielleicht war er in der Bar. Das war ein Platz, wo Männer hingehen würden, wenn sie ein Problem hatten, das am besten mit Alkohol betäubt werden konnte.
Die Bar war leer bis auf einen Tisch. Kordan und Amano saßen dort über ihre Drinks gebeugt und starrten Löcher in die Luft. Anscheinend hatte auch Amano das Problem mit Charly bisher nicht lösen können. Nun, darum konnte sie sich kümmern, wenn sie ihre eigenen Angelegenheiten ins Reine gebracht hatte. Sie ging auf den Tisch der
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