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Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Titel: Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kolja Alexander Bonke
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Konsum legaler oder illegaler Rauschmittel verhindert meist zuverlässig, dass man sich später mit heißen Erinnerungen noch mal anwärmen kann.
     
    Wo ich so an mir heruntersehe: Auch der Rest meines Penis macht einen ziemlich jämmerlichen Eindruck. Irgendwie dehydriert. Auszuzelt, wie der Österreicher sagt. Könnte an einer anstrengenden Nacht mit Nadja liegen. Vielleicht werde ich auch langsam alt. Oder es liegt daran, dass schlaffe Penisse genau wie Nacktmulle nicht zu den schönsten Kreationen gehören, die Mutter Natur hervorgebracht hat.
     
    Als — Gott hab ihn selig — Peter Steele, Sänger der New Yorker Kultband
Type O Negative
, sich für das Magazin
Playgirl
auszog, tat er das nur unter einer Bedingung: Hart sollte er auf den Fotos sein, der Willi. Er begründete seine Einstellung mit der Tatsache, dass er im entspannten Zustand untenrum ähnlich attraktiv sei wie ein lang verschrumpelter Pilz.
     
    Statt Penissen huschen an meinem geistigen Auge nun die ersten Fetzen dunkler Erinnerung vorbei. Endlich! Der gestrige Abend scheint gegen halb 12 in der
Pik Dame
begonnen zu haben — einer Animierbar im Frankfurter Nuttenviertel, die mich anscheinend zu einer zünftigen Feierorgie ermuntert hat. Irgendwann später hatte ich wohl tatsächlich Sex. Mit einer Frau, wie mir scheint. Zum Glück. Ich erinnere mich an Teile der Figur und an eine oder zwei Szenen des Aktes. Nur ihr Gesicht fehlt …
     
    Vorerst genügt mir das an Information. Ich durchwühle Nadjas Schlafzimmer und finde nacheinander Schuhe, Hose und Hemd. Merke schnell, dass das Anziehen in dieser Reihenfolge äußerst schwer fällt. Beim zweiten Versuch läuft es besser, die Sachen passen ganz gut, könnten also durchaus meine sein. Handy und Geldbeutel erkenne ich dann immerhin sofort.
     
    Ab in den Flur, vorbei an bösen grünen Augen in der dunklen Küche, Haustür auf und raus. Nehme im Treppenhaus zwei Stufen auf einmal, knicke um, pralle gegen das Geländer und atme kurz darauf fast unverletzt frische Luft auf der Berger Straße in Bornheim. Meine Welt wird sonnig.
     

2. Paranoia
     
    Den angebrochenen Samstag verbringe ich ruhig. Etwas Schönheitsschlaf, kosmetische Behandlungen wie Augenbrauen zupfen und Intimrasur.
     
    Bei meinem Wellness-Programm unersetzlich: Die Nasendusche. Über die Jahre ist sie mir schon richtig ans Herz gewachsen, das gute Stück. Eine treue Begleiterin durch kalte Winter, die dank ihr nur noch selten mit Schnupfen oder Entzündungen der Nasennebenhöhlen verbunden sind. Sehr empfehlenswert auch bei ausuferndem Kokaingebrauch. Pollenintensive Sommer haben durch sie ebenfalls ihren Schrecken verloren. Medikamente gegen Erkältungen oder Heuschnupfen muss ich durch regelmäßige Nasenduschen nur noch selten konsumieren. Mit Drogen soll man schließlich nicht übertreiben, nicht wahr.
     
    Meine Leselampe am Bett geht nicht mehr. Ich nehme die Birne mit in den Supermarkt, finde eine ähnliche und lasse die alte dort unauffällig in einem Mülleimer verschwinden — obwohl Energiesparlampen eigentlich Sondermüll sind. Daheim schraube ich die neue ein, doch die Lampe geht trotzdem nicht. Der Stecker war nicht richtig drin gewesen …
     
    Später leichtes Workout mit Unterstützung durch einige Klassiker der Pornofilmgeschichte, um mich besonders zu motivieren. Ohne gleichzeitig Erwachsenenunterhaltung zu konsumieren, trainiere ich so gut wie nie. Pornos erhöhen den Testosteronspiegel während des Trainings und machen unempfindlicher gegen Schmerzen. Ein Trick, den ich mir von Christian Bale als Patrick Bateman in American Psycho abgeschaut habe.
     
    Der Kratzer auf der Backe ist harmlos, steigert aber meine animalische Ausstrahlung, wie ich finde.
     
    Abends fehlt mir von letzter Nacht immer noch mehr als die Hälfte, entscheidende Fragen bleiben ungeklärt. An das Gesicht meiner Sexpartnerin kann sich meine Grütze beim besten Willen nicht erinnern.
     
    Mit praller Wodka-Vorlage und einem Viagra-Überlebenspaket gegen meine berüchtigte Erektionsschwäche bei fremden Frauen geht es ins
Velvet
, einen Frankfurter Club in der Nähe des Eurotowers.
     
    Einige Gin Tonic später treffe ich in einer dunklen Ecke im unteren Stock des Ladens auf ein Mädchen, das ich letzte Woche an gleicher Stelle kennen gelernt habe. Ihren Namen habe ich mir schon damals nicht merken können. Dieses Mal versuche ich es erst gar nicht.
     
    Nach kurzer, aber würziger Unterhaltung zieht sie mich ins gemütliche Herrenklo

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