Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman
eine jugendliche Mischung aus Willy Millowitsch und Egon Krenz plus Zahnlücke. Das kann ja heiter werden.
Die gefälschte
Moncler
-Jacke sieht aus, als wäre sie aus dem
YPS
Solar Zeppelin genäht worden.
„Hey, warst du auch in der Türkei im Urlaub?“
Er antwortet nicht.
Zwei oder drei
Veltins
später mache ich ihn ein zweites Mal sprachlos, als ich das Gespräch mit einer netten Rothaarigen neben mir an der Bar suche:
"Nabend. Ich heiße Rainer. Rainer mit a, nich mit e. Ich masturbiere regelmäßig. Was machst du so?"
Sie glaubt mir natürlich kein Wort, fällt vor Lachen fast vom Hocker, gibt mir fünf Minuten später ihre Nummer und geht.
Nebenbei kümmere ich mich um die Barkeeper. Fehlanzeige. Sie reagieren komisch auf meine Anwesenheit und wissen angeblich nichts.
Noch zwei oder drei Bier später hat Malte schon ziemlich einen hängen und faselt von „es den Weibern richtig besorgen“ und „alles nur dämliche Ficklöcher“.
Irgendwann fragt er mich, ob ich wie er nicht auch mal „besoffene Schlampen“ knallen würde, die noch Widerstand leisteten. Man könne auch mal K.o.-Tropfen verabreichen, dann wäre Ruhe im Karton und später würde sich niemand mehr erinnern. Dann wäre ja praktisch nix gewesen, meint er.
„Richtig! Und wenn dich nachts auf dem Nachhauseweg zwei Typen mit Schnauzbärten und Lederkäppis abpassen und dir abwechselnd Arsch und Schnauze mit ihren adrigen, dicken Prachtschwänzen stopfen, ist das ja auch kein Problem für dich — solange sie dabei
YMCA
summen und dir danach eine Pille reinjagen, die dich das ganze verrückte Gebumse wieder vergessen lässt, nicht wahr?“
Wie vom Donner gerührt reißt er die Augen auf, sie glubschen mir entgegen. Ich schaue genüsslich einem Äderchen beim Platzen zu. Es ergießt sich in die Bindehaut. Malte ist zum dritten Mal sprachlos.
„Wird nicht das einzige sein, was sich bei dir heute noch ergießt, keine Angst, mein Freund“, kichere ich vor mich hin und klopfe ihm beschwichtigend auf die Schulter.
Die Musik ist zu laut, um mein Gemurmel zu verstehen.
„Komm, lass uns woanders hin. Zu wenig Weiber in dem Schwulenclub hier.“
Er ist einverstanden.
Vorhang, Tür, raus. Die Luft ist kühl, die Straße leer. Wir biegen links ab, Richtung Zeil, der Haupteinkaufstraße Frankfurts.
Ich lege ihm den Arm um die Schulter.
„Wir werden heute noch richtig Spaß haben. Ich stell’ dir gleich noch jemanden vor, genau dein Ding. Schlank, sehr schlank, groß, helles Köpfchen und hart im Nehmen, wenn du verstehst was ich meine …“
Ich grinse, er grinst. Dann ramme ich seinen Kopf mit allem was ich habe gegen die Straßenlaterne direkt vor ihm. Seine Stirn ejakuliert über das Gusseisen. Die rote Suppe bildet einen vorzüglichen Schmierstoff, Malte rutscht mit dem Gesicht an der Stange herunter — bis zum Boden. Schlafend streckt er jetzt nur noch seinen Popo in die Luft. Wie einladend. Und während die Blutlache um den Laternenpfosten immer größer wird, mache ich mich auf den Heimweg.
Nach wenigen Metern werde ich von einem mir unbekannten Kerl eingeholt, der mindestens einen Kopf größer ist als ich. Werde gefragt, was diese Sauerei da soll. Er deutet auf Malte, der stöhnend die Laterne umarmt. Teile ihm mit, was er wissen will. Ich wäre ja wohl kein Stück besser, meint der Kerl und verschwindet, bevor ich ihm Fragen stellen kann.
***
Mittwoch: Von Frauen mit den Beinen umarmt werden verspricht am meisten Spaß, flüchte deshalb in ein Vögeldate mit Mara, der Maßlosen. Die Gattung Frau, vor der Mütter ihre Söhne warnen. Die flucht, über ihre Verhältnisse lebt und keinen besonderen Wert auf eine blitzsaubere Wohnung legt. Die sich eine Zigarette an der nächsten ansteckt. Mit der man ständig Drogen nimmt, weil sie immer welche daheim hat. Die tagelang nichts isst und die dann sonntagmorgens beim opulenten Katerfrühstück in Genuss schwelgt.
„Auch Frauen stehen auf Essen und Sex. Regelmäßig was Warmes im Bauch ist schließlich wichtig“, sagt Mara und kippt mir so viel
GHB
in meine
Coke Zero
, dass selbst Nick Nolte Schweißausbrüche bekommen würde.
Sex mit ihr ist eine Materialschlacht. Kniescheiben, Rückenhaut und Vorhaut kann man danach meistens wegschmeißen.
Sie weiß nichts von irgendwelchen Gerüchten über mich. Ich glaube, es wäre ihr auch vollkommen egal. Nicht egal ist ihr allerdings,
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