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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin dodenhoeft
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Restwerttaxierung und eventuellen Verschrottung entgegen. Entsorgt wurde hier nichts, was nicht wenigstens durch drei Instanzen geprüft war.
    Sein Blick fiel auf den Eingangskorb. Ganz oben auf den Papieren lag ein Fax. PD Husum. Die Polizeidirektion hatte nach seiner ersten Meldung offenbar bereits Maßnahmen eingeleitet und per Fax verbreitet: Die Ermittlungen zog das LKA in Kiel direkt an sich. Zwei Beamte aus dem SEK seien extra dafür abgestellt und würden morgen bis zum Mittag auf Föhr eintreffen. Unterstützung sei vorzubereiten. Die Aktivitäten der Inselpolizei hätten sich auf die Spurensicherung und Zusammenstellung allgemeiner Informationen zu beschränken.
    So so, das Landeskriminalamt selbst, und gleich zwei Leute des Spezialeinsatzkommandos! Ein »besonders gelagerter Fall«? Er fand das an sich ungewöhnlich. Normalerweise hätte jemand von der Kripo-Außenstelle in Niebüll entsandt werden müssen, denn zuständig war eigentlich die Bezirkskriminalinspektion Flensburg. So kannte er es auch aus einem früheren Fall. Kapitalverbrechen passierten hier glücklicherweise selten.
    Aber man hatte wohl der gesellschaftlichen Stellung des Toten Rechnung getragen. Ein reicher Reeder aus Hamburg, da reichten die Künste eines kleinen friesischen Kripobeamten, geschweige denn eines Inselpolizisten natürlich nicht aus! Höchstwahrscheinlich hatte man auch die Hamburger Kollegen eingeschaltet. Denn schließlich hatte der Reeder in der Hansestadt gelebt und gewirkt.
    Diese Art von Politik hatte er immer von Herzen gehasst. Die Menschen sind alle gleich, die Toten wie die Lebenden. Aber weil jemand ein »Promi« war, musste natürlich die große Glocke geläutet werden. Nie würde er das billigen können. Das war ihm auch zum Verhängnis geworden, und nun saß er hier fest.
    Nun ja. Auf Föhr ließ es sich leben, auch wenn nichts Spannendes passierte. Wenigstens hatte er sich den Dienstort noch aussuchen können. Er hatte in den vergangenen Jahren so viel Zeit wie nur möglich in seine theoretische Weiterbildung und in Sprachkurse investiert. Eines Tages würde er eine neue Chance bekommen. Sobald die Führung gewechselt hätte. Und falls er künftig den Mund hielt. Auch Europol und Interpol suchten immer fähige, mehrsprachige Mitarbeiter. Und er war absolut unabhängig und mobil, anders als viele Kollegen mit ihren Familien und halb abbezahlten Häusern.
    Das Telefon klingelte. Er hob den Hörer ab. Sein Freund Carl? Man hatte sich gerade vor einigen Stunden am Dunsumer Deich gesehen. Für Privates hatte er jetzt keine Zeit. Aber es ging nicht um die Geburtstagsfeier. Carl kam ohne Umschweife zur Sache: Er würde ihm jetzt wie versprochen einige Fotos von der Leiche und der Wattwanderergruppe per E-Mail zusenden. Asmussen dankte, er selbst hatte ja nichts gesehen. Spätestens morgen Vormittag würde er die restlichen Bilder vorbeibringen. Asmussen war einverstanden. Auch die von anderen Urlaubern gemachten Fotos waren zu sichten. Carl berichtete über sein Gespräch mit Franz Branntwein. Der habe Informationen, die die Polizei vielleicht noch nicht habe. Asmussen notierte: Yacht der Familie Siewering nach unbestätigten Angaben am gestrigen Abend ausgelaufen. An Bord mindestens zwei Personen, Hermann Siewering und sein Sohn Martin, Reeder aus Hamburg. Mit Haus auf der Insel, das wusste er bereits von Hansen, war auch schon bestätigt. Das Boot läge nicht im Yachthafen. War es woanders eingelaufen oder noch auf See?
    Er dankte seinem Freund herzlich, nicht ohne ihn aufzufordern, Augen und Ohren ruhig weiter offen zu halten. Er kannte Carl gut, der würde es jetzt kaum aushalten. So wie er selbst. Jagdinstinkt. Und von Ermittlungen durch Privatleute stand nichts im Fax ...
    Asmussen notierte gedanklich, dass er dem Masseur demnächst einmal auf den Zahn fühlen sollte. Woher hatte der nur immer seine Informationen? Er musste auf der Insel eine Art flächendeckendes »Spionagenetz« betreiben.
    Er griff zum Telefon und wählte eine Nummer, die er trotz zwischenzeitlich langer Funkstille noch immer im Kopf hatte. »Aertsen, Kriminalpolizei Hamburg.« Wie immer klang die Stimme seines Bekannten und früheren Kollegen der länderübergreifenden »Sonderkommission StaSe« so, als hätte er gerade eine Stange Zigaretten verqualmt.
    »Klaus-Henning am Apparat. Sag mal, wolltest du die Qualmerei nicht eigentlich aufgeben und solide werden?«
    »Klaus-Henning, Stütze und Freude gemeinsamer erfolgreicher Ermittlungen!

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