Finale auf Föhr
Was treibt dich in die Arme der Hamburger Kripo? Ich denke, die haben dich auf Föhr kaltgestellt!« Sein Gesprächspartner klang erfreut.
»Ich wollte nur mal deine Stimme hören und mich um dein Wohlergehen sorgen. Mir geht’s übrigens gut. Auf Föhr lässt es sich gut leben, und kaltgestellt stimmt auch nicht. Wir haben heute mindestens 26 Grad.«
»Komm Junge, ich kenne dich«, war die Antwort. »Du hast in den letzten Jahren immer nur angerufen, wenn PvA, dein alter Kampfgefährte, eine Hamburger Kartoffel aus dem Feuer holen soll. Worum geht’s heute? Um den Siewering?«
Peter van Aertsen war einer der fähigsten Kriminalbeamten, die er in seiner Laufbahn kennen gelernt hatte. Unabhängig im Denken, aber deutlich diplomatischer als er selbst und deshalb inzwischen auch schon zum Polizeioberrat avanciert. »Sag nicht, dass du in der SoKo mit drinsteckst, die seinen Tod untersuchen soll!«, tat Asmussen erstaunt.
»Komm, wer denn sonst? Die haben mir vor zwei Stunden die Leitung aufgedrückt, weil ich Erfahrung mit Wirtschaftssachen habe. Vor drei Stunden saß ich noch friedlich mit meiner Frau an der Alster. – Siewering ist ein ganz hohes Tier in der Hamburger Kaufmannschaft und duzt sich, pardon, duzte sich mit allen, die in Hamburg Rang und Namen haben. Alter patrizischer Adel, vom Feinsten. Da ist jetzt natürlich Druck auf den Ermittlungen.«
Asmussen berichtete über den dürftigen, gerade von Carl etwas verbesserten Stand der Erkenntnisse. »Ich habe gehofft, ihr könnt mir ein wenig mit Informationen über den privaten und den wirtschaftlichen Hintergrund der Familie helfen. Aber ich will ehrlich sein. Hier guckt mich ein Fax der PD Husum an, dass Kiel die Ermittlungen an sich gezogen hat.«
»Ja, das geschieht denen recht«, lachte der Kollege in den Hörer, hustete kurz – die Qualmerei wäre noch mal sein Tod – und setzte fort: »Die konnten ja nicht ahnen, als sie dich abschoben, dass dir die spannenden Fälle gleich hinterherschwimmen! Du kannst dich übrigens schon mal warm anziehen. Oder besser, du nimmst ne Beruhigungspille oder meditierst ne halbe Stunde. Die schicken dir morgen den Seyfried, das ehrgeizigste Arschloch mit Kripoausweis, das ich kenne. Ich konnte da leider nichts machen. Formal leite zwar ich die SoKo, aber die Arbeitsteilung sieht nun mal vor, dass Schleswig-Holstein mit eigenen Leuten vor Ort ermittelt. Ich würde dir raten, dich zurückzuhalten, wenn’s geht. Der hat das Ohr vom ganz großen Boss.«
Asmussen verzog die Mundwinkel. Der ganz große Boss, das war Kühlmann-Steben, der Nachfolger von Staatssekretär Ransau. Dieser wiederum war durch Asmussens hartnäckige Ermittlungen vor etwas mehr als drei Jahren wegen seiner Verwicklung in internationale Waffenschiebereien politisch gestrauchelt und hatte sich ins Ausland abgesetzt. Der Riesenskandal hatte die ohnehin wacklige Landesregierung in den Grundfesten erschüttert und dann nach der Wahl zu einem Regierungswechsel geführt. Asmussen war Leiter der SoKo »StaSe« gewesen und hatte durch eine gezielte Indiskretion verhindert, dass die Verwicklung des Politikers in diese widerwärtigen Geschäfte mit dem Tod vertuscht werden konnte. Das hatte man ihm nicht verziehen.
»Ich habe nicht vor, euch den Fall wegzunehmen, und an Konflikten mit Kiel ist mir wirklich nicht gelegen. Ich möchte einfach nur meine Arbeit tun und dazu beitragen, dass diese merkwürdige Sache geklärt wird«, betonte Asmussen.
»Schon klar. Also ich kann dir nur sagen, dass wir noch dabei sind, die SoKo arbeitsfähig zu machen. Am heiligen Sonntag ist das leider schwierig. Seitdem bin ich hier am Rotieren, ich hab sogar überlegt, ob ich nicht selbst mal nach Föhr komme. Darf man bei euch eigentlich noch rauchen?«
Asmussen lächelte unwillkürlich. »Bei Verstößen werden bis 1000 Euro fällig. Wir haben aber einen Raum, in dem sich arme Abhängige wie du bei offenem Fenster eine reinziehen können. Du bist also jederzeit herzlich willkommen!«
»Mal sehen. Falls ich komme, melde ich mich natürlich. Ich nehme an, dich interessiert das Obduktionsergebnis?« Van Aertsen wartete gar keine Antwort ab, sondern redete gleich weiter: »Wir haben aber selbst noch nichts. Wenn Husum dir nichts schickt, ruf heute Abend nach sechs oder morgen am Vormittag noch mal an. Mit Hinblick auf die prominente Identität des Toten gibt die Pathologie natürlich Gas.«
»Das wird vielleicht auch noch komplizierter«, meinte Asmussen. »Der Sohn
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