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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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stolzer Unterton schwang in den Worten von Polizeipräsident Stiermann mit.
    Walde versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. »Und was hat der Stier da oben zu bedeuten?«
    »Hmh.« Stiermann scharrte mit einem seiner staubigen schwarzen Lackschuhe über den feinkörnigen Belag des Weges. »Ich nehme mal an, das ist, wenn ich die Interpretation des Bühnenbildners recht verstehe, ein Machtsymbol.«
    »Oder ein Ungeheuer aus der griechischen Mythologie?« Walde blickte auf den gegenüberliegenden Rang, in dem sich die Dekoration mit muräneartigen Köpfen auf langen Hälsen fortsetzte.
    Stiermann schaute auf seine Uhr. »In knapp einer Stunde ist die Pressekonferenz.«
    Walde nickte. Er betrat die Unterführung, die ihm bei Tage viel kürzer vorkam als in der Nacht.
    Er grüßte die beiden uniformierten Polizisten am anderen Ende. Das Band war hier durch mobile Sperrgitter ersetzt worden, von denen die beiden Kollegen nun eines zur Seite schoben, damit er auf die Steinquader zwischen der hohen Mauer und der Grabung gelangen konnte. Er wollte nicht hinunter blicken, um unnötigen Schwindel zu vermeiden, tat es dann aber doch. Eigentlich wollte er nur nach den Kollegen schauen. Nur eine Person war unten im Graben. Es machte ihn stutzig, dass die schwarze Folie fehlte. Er konnte erst nicht verstehen, was er da sah. Walde blieb stehen. Er lehnte sich an die Wand, seine Handflächen lagen flach auf den von der Sonne erhitzten Kalksteinen. Auf dem grauen Boden zeichneten sich zwei menschliche Skelette ab. Sie lagen dicht nebeneinander. Die Knochen erhoben sich nur leicht über die graue Erde, die Schädel etwas mehr. Der Boden musste fein weggekratzt worden sein. Ihm fiel auf, dass beiden Skeletten die Fußknochen fehlten. Neben den Gräbern lagerte in einer Mulde eine Fülle von Knochen.
    »Eine Knochenansammlung und zwei Einzelgräber.« Gabi trat unter dem Holzverschlag hervor, der das andere Ende des Grabens überdachte.
    »Die habt ihr..?« Walde setzte seinen Weg auf den Steinen entlang der Grube fort. »Also, das kann ja nicht sein.«
    »Die hat Sattler erst heute Morgen gefunden«, sagte Gabi. »Auf die Knochengrube muss Tiefenbach gestürzt sein, wahrscheinlich kopfüber.«
    Während er sich mit einer Hand am Dach des Wetterschutzes, den die Archäologen über dem ersten Teil der Grube errichtet hatten, abstützte, stieg Walde von den Quadern herab.
    »Wir haben das in dem Licht gestern Abend nicht realisiert, dass es sich nicht nur um einzelne Knochen handelt.«
    Sattler kletterte aus der Grube heraus. Seine Hände waren schmutzig. Mit dem Rücken des Handgelenks schob er sich die heruntergerutschte Brille hoch. »Das wird die Archäologen unter Umständen überhaupt nicht freuen.« Er grinste. »Aber wir müssen ja herausfinden, wodurch Tiefenbachs Kopfverletzung entstanden ist.«
    »Wie weit bist du?«, fragte Walde.
    »Vorläufig fertig«, antwortete Sattler. »Es sei denn, es ergibt sich noch was bei der Obduktion.«
    »Das heißt, wir können das Amphitheater wieder freigeben und lassen nur diesen Bereich gesperrt?« Walde schaute Gabi an. »Wir sollten nur die Absperrung vor den Tunnel setzen.«
    »Ganz so einfach ist das nicht.« Gabi steckte sich eine Zigarette an. »Nebenan ist noch ein Tunnel, der ganz bequem hierher führt.«
    »Aha! Und warum mache ich dann jedes Mal diese Gratwanderung?«
    Gabi ging nicht auf die Frage ein. »Und die Absperrung da vorn brauchen wir noch für die Pressekonferenz.«
    »Wie bitte?«
    »Die findet hier im Amphitheater statt.«
    »Nicht im Präsidium?«, wunderte sich Walde.
    »Was liegt näher, als die PK hier vor Ort zu veranstalten?«, war die Stimme des Polizeipräsidenten zu vernehmen. »Dieser bedauerliche Unfall ist mit dem Ort eng verbunden. Und Infrastruktur ist auch vorhanden. Bei allem Unglück ist das doch eine Gelegenheit, auch etwas für den Tourismus in unserer Stadt zu tun.«
    »Ob es sich wirklich um einen Unfall handelt, wissen wir frühestens nach der Obduktion«, sagte Gabi.
    »Ja, natürlich. Ich möchte es auch nicht versäumen, Ihnen ausdrücklich für Ihre umsichtige Vorgehensweise zu danken. Aber die Obduktion betrachte ich nur noch als abschließende Formsache.«
    Gabi trat den Stummel ihrer Zigarette aus. »Wissen Sie denn nichts von der Drogengeschichte und dem bevorstehenden Prozess?«
    »Doch, aber ich sehe keinen Zusammenhang zu dem gestrigen Geschehen. Warum sollte ausgerechnet hier nach René Tiefenbachs grandiosem

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