Finale Mosel
Tatbestand gegen mich ergeben sollte?«
»Ich gehe davon aus, dass Sie besagtes Foto nicht persönlich aufgenommen haben.«
»Nein, natürlich nicht«, antwortete Fürst.
»Wenn das der Fall ist, weiß ich nicht, wo das Problem liegt.«
»Wir befinden uns hier in den Redaktionsräumen eines Senders, wo es selbstverständlich auch sensible Daten von Informanten gibt.«
»Der Ort unserer Besprechung ist reines Entgegenkommen. Wir können dieses Gespräch auch im Polizeipräsidium oder in der Staatsanwaltschaft fortsetzen.« Roth ließ beide Handflächen auf den Tisch fallen. »Ich habe mit dem zuständigen Richter gesprochen. Wir können auf der Stelle einen Beschluss vorlegen und Ihnen Ihre sensiblen Redaktionsräume auf den Kopf stellen.« Roth hob die Finger beider Hände und trommelte zweimal parallel mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte. »Aber wir möchten, wie gesagt, nur das Originalfoto und den Namen der Quelle.«
»Was heißt schon Originalfoto bei einer Digitalaufnahme?«
»Herr Fürst.« Roth schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Wenn Sie hier Spielchen abziehen wollen, brechen wir das Gespräch mit den zuvor geschilderten Konsequenzen ab.«
Fürst holte tief Luft, sagte aber nichts. Drei entschlossen blickende Augenpaare waren auf ihn gerichtet. Er schwieg weiter.
Roth war stehen geblieben. »Sie hatten, bevor Sie diesen Sender gegründet haben, eine andere Firma?«
»Was tut das zur Sache?« Fürst war auf der Hut.
»Nichts«, antwortete Roth. »Zumindest nicht direkt.«
»Ja dann …«
»Ich glaube, ich komme auf Ihr Angebot zurück, uns mal kurz unter vier Augen zu unterhalten.« Roths Stimme war leiser geworden, was ihr dennoch ein entschlossenes Timbre verlieh.
»Sie wollen doch nicht mit den alten Kamellen kommen?«
Roth verschränkte seine Arme und schwieg.
»Scheiße, das wird mir nun wirklich zu blöd.« Ganz langsam steckte Fürst seine rechte Hand in die Hosentasche und zog einen USB-Stick an einem dünnen Band heraus. Er legte ihn auf den Tisch und schob ihn zu Roth hinüber. »Es sind sechs Megabyte. Das Foto kommt von der Münchner Agentur Bild & Motiv. Wir mussten es vor der Veröffentlichung bezahlen. Inhaber ist ein Andreas Gorzinsky. Von der Firma habe ich vorher noch nichts gehört. Die Adresse steht ebenfalls drauf.«
Gabi riss den Stick vom Tisch und stand auf: »Und dafür dieser ganze Zauber!«
Roths Wagen verschwand so schnell vom Parkplatz, wie er gekommen war. Walde gab die Adresse der Münchner Agentur, die er sich in seinen Block notiert hatte, telefonisch an seinen Kollegen Grabbe im Präsidium weiter.
»Informanten, sensible Daten, Redaktionsräume«, Gabi war immer noch in Rage. »Dieser Fürst muss in seiner Kindheit und Jugend so was von übersehen worden sein, anders kann ich mir dieses eitle Geltungsbedürfnis nicht erklären.«
»Kannst du noch ein bisschen lauter schreien?«, fragte Walde.
»Das können die da drin ruhig hören«, schimpfte sie, während sie ihre Zigarette austrat. »Wir müssen den Paparazzo finden!«
»Oder die Paparazza.«
»Es sind meistens Männer, die so was machen. Du hast doch sicher auch schon mal in eine Täterkartei geschaut.«
*
»Das ist eine Ein-Mann-Agentur, spezialisiert auf Prominentenfotos«, sagte Grabbe. »Laut Referenzen auf der eigenen Homepage gehören dazu auch Familienfeiern und Porträts. Gar nicht mal so übel fotografiert, finde ich.«
Gabi war gleich zu ihrem Schreibtisch gegangen, während Walde bei seinem Kollegen stehen blieb und auf dessen Monitor schaute. Kleine Fotos reihten sich dort dicht an dicht. »Hat er was über Theater, Oper oder Film gemacht?« Walde beugte sich nach vorn und stützte sich neben der Tastatur ab.
»Nur indirekt. Ein paar Schauspieler sind dabei.«
»Wo steckt er?«
Grabbes Gesichtsausdruck spannte sich. »Er hat leider gleich aufgelegt.«
»Hast du dich mit Kripo Trier gemeldet?«, fragte Gabi.
»Ich konnte doch nicht ahnen …«
»Wir müssen sofort die Münchner Kollegen um Amtshilfe bitten. Wir benötigen alle Fotos aus der Serie. Der hat bestimmt nicht nur eins geschossen.«
»Nicht nötig.« Grabbe begann zu grinsen. »Ich habe ein bisschen rumtelefoniert.«
»Und?« Gabi verdrehte die Augen. »Wie ging es weiter?«
»Ich war kreativ und habe mich als Verein der Opernfreunde Mosel, Saar Ruwer e.V. gemeldet.«
»Was ist das denn?«, fragte Gabi.
»Was Besseres ist mir nicht eingefallen«, maulte Grabbe. »Aber es hat was gebracht.
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