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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Eine kleine Tür ging auf und aus dem beleuchteten Innern kam eine Frau. Das lange Kleid bis zu den Knien gerafft, eilte sie mit geducktem Kopf an ihm vorbei. In so ein enges Ding wollte er jetzt nicht. Er ging weiter in das dunkle Rund des Amphitheaters, wo der Bühnenaufbau wie eine Häuserruine aufragte, auf die sich ein riesiger Stier aus Pappmaschee verirrt hatte. Von der Feier war hier nichts mehr zu hören. Auf der Straße zwischen Weinberg und Amphitheater, die während der Aufführung für den Verkehr gesperrt gewesen war, knatterte ein Mofa.
    Die Tropfen wurden dichter. Tiefenbach hielt sich links an der Mauer und erreichte die erste Nische. Am liebsten hätte er da hineingepinkelt. Aber die kaum mehr als einen Meter tiefe Grotte wurde tagsüber in den Probepausen von den Kollegen als kühler Rückzugsort genutzt. Er eilte weiter, an zwei dunklen Öffnungen vorbei. Es folgte der Weg zu dem Tunnel, wo er heute Nachmittag mit Hertha und Markus gewesen war. Er tappte hinein, wich dem Stuhl aus und blieb dahinter im Dunkeln stehen. Ein Blitz ließ die kleine runde Öffnung am anderen Ende des Tunnels aufleuchten. Draußen prasselte der Regen. Mit der rechten Hand an der rauen Wand entlang tastend, ging Tiefenbach vorsichtig weiter.
    Es war doch bekloppt, dass er nach all den Jahren bei Premieren immer noch so schlimmes Lampenfieber hatte. Heute war es die Hölle gewesen. Nicht nur die übliche Premiere, es war nach langer Pause sein persönliches Comeback, argwöhnisch belauert von der Presse, und dabei hatte ihm auch seine ganze Erfahrung nicht helfen können.
    Ein leises Summen hallte von dem Gewölbe wider. Tiefenbach genoss die beruhigenden Schwingungen, die wie von selbst tief aus seiner Brust kamen. Wieder erleuchtete ein Blitz den Ausgang. Es war nicht mehr weit bis zu dem Band, das den Graben der Archäologen sicherte. Seine Schritte wurden kürzer. Ein Windstoß ließ ihn den kühlenden Schweiß an den Schläfen spüren. Am Ausgang des Tunnels blieb er an der anderen Seite des Hügels stehen und knöpfte seinen Hosenschlitz auf. Er sah auf die Regentropfen, die auf den Weg prasselten, aber pinkeln konnte er hier nicht, obwohl es so bequem gewesen wäre. Tiefenbach war nicht darauf konditioniert, einfach vor sich auf den Weg zu pinkeln. Er trat hinaus, erst allmählich sickerten die Regentropfen durch sein Haar, liefen ihm hinter den Ohren über den Hals ins Hemd. Er hielt sich nach rechts, ging um das Ende der Mauer herum bis zu dem tiefen Graben der Archäologen. Endlich. Während er seinen Urinstrahl über das Band in die dunkle Grube richtete, genoss er die Erleichterung. Ein kurzes Aufblitzen riss ihn aus seiner Entspannung. Für einen Moment hielt er das Licht für den Blitz eines Paparazzo. Das fehlte noch! Das Adrenalin war noch nicht ganz aus seinen Adern gewichen. Angestrengt starrte Tiefenbach ins Dunkel, aber die Fläche jenseits des Grabens war leer. Dahinter wogten die Bäume im Wind.
    Die Berührung an seinem Bein erschreckte ihn nicht. Es fühlte sich an, als würde sich eine Katze an seiner Wade reiben. Das war er von seinem Kater zu Hause gewohnt. Etwas drückte gegen sein Schulterblatt. Er verlor das Gleichgewicht, kippte nach vorn. Der Druck über seinem Fuß hielt an. Er machte mit dem anderen Bein einen Ausfallschritt. Sein Fuß trat ins Leere. Mit der Hüfte stieß er an das Plastikband der Absperrung. Es dehnte sich und riss. Das andere Bein war immer noch blockiert. Seine Arme suchten wild fuchtelnd nach Halt. Kopfüber stürzte er hinunter.
     
    Als Tiefenbach seine Augen öffnete, wusste er, dass er ohnmächtig gewesen war. Der Regen prasselte unvermindert weiter. Er fragte sich, was ihm da in den Bart lief. War es sein Urin oder Regenwasser? Sonst spürte er nichts, keine Schmerzen. Wieder blitzte es. Diesmal wünschte er, es wäre einer von der Pressemeute. Dann würde auch Hilfe kommen. Er musste kopfunter liegen, denn er sah seine Beine und darüber die von Blitzen erhellten Wolken. Tiefenbach versuchte, sich vorsichtig zu bewegen, aber sein Gehirn schien vom Rest seines Körpers abgeschnitten zu sein. Weder Arme noch Beine, nicht einmal seine Atmung konnte er spüren, als wären alle Nervenbahnen gekappt. Er bewegte seine Lippen, er schluckte. Er wollte schreien. Nur sein Mund ließ sich öffnen, kein Laut drang heraus. Regen und vielleicht auch Blut liefen über sein Gesicht. Er spürte nichts, nicht einmal Angst. Sah so das Ende aus?
    Bei mancher Wagneroper hatte er es

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