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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Zigarette. »Bist du sicher, daß du rauchst? Erinnerst du dich?«
    Sie gab sich selbst Feuer, zog an der Zigarette, hustete fürchterlich und gab sie mir zurück. »Keine Erinnerung, aber jetzt bin ich sicher, daß ich nicht rauche.«
    »Ist dir denn inzwischen irgendwas eingefallen?«
    »Nee.« Sie runzelte die Stirn und rieb sich mit einem Finger die Nasenspitze. »Ich weiß, ich bin krankgeschrieben, weiß aber nicht, warum. Ich weiß, ich war bei diesem Haus, aber nicht, wie ich da hingekommen bin. Und da gab es Nebel und diesen Oswin, aber auch von dem weiß ich nicht mehr.« Sie seufzte. »Blöd, solche Löcher.«
    »Nicht zwingen«, sagte ich. »Früher oder später kommt alles wieder zurück.«
    »Wenn ich nur sicher sein könnte, daß ich das will, was dann zurückkommt.« Sie gähnte, rieb sich die Augen und stand auf. »Ich bin schon wieder müde. Bestimmt nicht sehr höflich, aber nimm’s mir nicht übel.«
    »Tu ich nicht. Stört’s dich, wenn ich im Salon gleich noch ein bißchen den Fernseher anmache?«
    »Nee, nee, kein Problem, wenn’s nicht zu laut ist.« Sie ging zum Wohnzimmer, blieb aber in der Tür noch einmal stehen. »Ich schlaf nicht ohne Buch ein«, sagte sie über die Schulter. »Im Wohnzimmer gibt’s ein Regal; kann ich mir da was nehmen?«
    »Wenn du was findest.«
    Ich weiß nicht mehr, was ich gesehen habe, vermutlich eine der zahlreichen DVDs des Hauses; die Gedankenaale in der Reuse meiner Erinnerungen wanden und zwirbelten sich. Als ich später in mein Zimmer ging, neben dem von Coralie, sah ich, daß ihre Tür wieder nur angelehnt war, und durch den Spalt hörte ich sie ruhig atmen.

4. Kapitel
    Jemand rüttelte an meiner Schulter, als ich gerade wieder die Videobotschaft betrachtete und dabei zusah, wie die bärtigen Männer sich mit Hamids Genitalien beschäftigten. Ich blinzelte ins Licht und stützte mich auf die Ellenbogen.
    Coralie saß auf meiner Bettkante. »Du hast geschrien«, sagte sie. »›Nein, aufhören‹, so was.«
    »Kann vorkommen.« Meiner Armbanduhr zufolge war es kurz vor vier. »Tut mir leid, daß ich dich damit geweckt hab. Aber … danke.«
    Sie deutete auf meine rechte Schulter, an der sie gerüttelt hatte. »Die Narben«, sagte sie. »Schlimme Träume. Tür halb offen. Und Licht. Alles Afghanistan?«
    »Du scheinst aber auch nicht besonders fest zu schlafen.«
    »Irgendwer ruft im Traum nach mir, bis mein Name keine Bedeutung mehr hat. Dann wach ich auf und frag mich, wer Coralie ist.«
    »Eine aufgeweckte Weckerin.«
    »Ha.« Sie kicherte. »Daß einige lila Zicken eine Anrufbeantworterin haben, wußte ich – aber eine Weckerin? Kraß.«
    »Rutsch bitte mal beiseite.«
    Sie machte Platz, so daß ich aufstehen und ins Bad gehen konnte. Danach tranken wir im Stehen jeder ein halbes Glas Wein in der Küche. Ich weiß nicht, wie schnell Coralie wieder eingeschlafen ist; ich lag noch mindestens eine Stunde wach.
    Gegen neun Uhr warf ich die Kaffeemaschine wieder an und ging duschen. Als ich in die Küche kam, briet Coralie Spiegeleier.
    »Darf ich? Willst du auch welche?«
    »Ja, gern, zwei. Laß dich mal ansehen.«
    Sie hatte ihr Sweatshirt abgeklopft oder ausgeschlagen; nun drehte sie sich zu mir und grinste dabei leicht. »Die Kommentare kenn ich schon alle«, sagte sie. »Falls es um die Reklame geht.«
    Am Vortag hatte ich unter all dem Staub nichts lesen können. Nun sah ich die Umrisse des alten Mucha-Posters und den Schriftzug
B IÈRES DE LA M EUSE
.
    »
Très charmant, Mademoiselle

    »Ich hab ja sonst nichts anzuziehen dabei.«
    »Doof, ja. Ich kann nicht einfach so an die Klamotten des Hauses gehen, aber ich könnte dir ein Hemd oder so was von mir leihen. Zu groß, aber immerhin.«
    Sie hob den Arm und schnüffelte an ihrer Achsel. »Na ja, geht gerade noch. Irgendwann komm ich ja wieder nach Hause.«
    »Weißt du inzwischen, wie du hergekommen bist?«
    Sie schob die Unterlippe vor. »Laß uns erst frühstücken, ja?«
    »Und der Plappergeist?«
    »Hat Hunger und Kaffeedurst.«
    Der von den Untiefen der Eifel ausgespuckte, redselige Kobold ließ sich offenbar schnell sättigen. Ich hatte kaum die Hälfte meiner beiden mit Spiegeleier belegten Brotscheiben bewältigt, als Coralie zu reden begann. Ungefähr so. Ich hab’s ein bißchen sortiert;
stream of consciousness
und ähnlicher Kram haben mich schon im Unterricht und beim Lesen gelangweilt.
    »Irgendwann diese Nacht ist mir alles eingefallen. Also, nicht alles, aber einiges. Schieb mir

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