Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
schuldete mir dafür noch drei Tausender.
    Es ging mir also gut. Sicherheit ist Langeweile, Langeweile ist doof, doof ist schlecht. So ähnlich. Mitte September wartete möglicherweise ein weiteres Haus darauf, für zwei Hunderter pro Woche drei Wochen lang gehütet zu werden. Danach? Wachmann, Werkssicherheit, Boote schrubben in einem sardischen Yachthafen, Reisebegleiter (Geleitschutz) für Safarigruppen in Kenia – und wenn ich den Schritt von unregelmäßigen Besuchen in einem Internetcafé zu einem sehr billigen, extrem gebrauchten Laptop machte, fände ich im Netz wahrscheinlich noch ein paar andere hinreißende Möglichkeiten dieser Art.
    Irgendwie rechnete ich nicht damit, von Abromeit zu hören. Sollte er sich doch noch melden und mir einen Job anbieten, hätte ich ein Problem. Na ja, schlimmstenfalls ein kleines; die Sache mit dem nächsten Haus war nur eine lockere Verabredung, noch nicht wirklich festgemacht.
    Ich fragte mich eben, warum jemand in diesem Schlummerkaff sein Haus hüten lassen wollte. Was konnte denn schon passieren? Das Domizil von Dr. jur. Alfried Möller war bereits mein zweites hier; das erste – vielleicht fünfzig Meter Luftlinie entfernt – hatte ich nur dank längerer Besuche bei Mick und Helga in der
Furt
überstanden. Und demnächst das dritte. Ich versuchte auszurechnen, wie lange ich bei drei Wochen je Haus brauchen würde, um jede Hütte dieser Siedlung kennenzulernen. Und jeden Hausbesitzer.
    Die Türklingel erlöste mich von sinnlosen Matheaufgaben; der Retter, den ich mit Vergnügen einließ, war Matzbach. Irgendwie war ich nicht überrascht, als er das Angebot »Kaffee?« annahm; er machte auf mich nicht den Eindruck, ein folgsamer Patient zu sein, und schließlich war ich ja nicht der Hüter seiner Gesundheit. Ich wies ihn auf die Terrasse und beschickte die Kaffeemaschine.
    »Sieht wie eine Reihe lukrativer Jobs aus, was?« sagte er mit einem Blick auf meine Zettel, die er beiseite geschoben hatte, um auf dem Terrassentisch Platz für Kaffee und Zubehör zu schaffen.
    »Diskretion gehört nicht zu Ihren Vorlieben, oder?«
    Er schnaubte. »Was wollen Sie denn? Knete oder Knigge?«
    »Inwiefern Knete?«
    Er kratzte sich den Kopf. »Ich glaube, wir sollten ein bißchen plaudern. Wo steckt die junge Dame?«
    »Hat ihr Auto samt Papieren gefunden und ist nach Hause gefahren.«
    »Höre ich ein gewisses Bedauern?«
    »Sie ist ganz nett«, sagte ich. »Aber.«
    Er nickte. »Eben. Aber.«
    »Worüber wollen Sie denn mit mir plaudern?«
    »Ach, warten wir, bis der Kaffee fertig ist.«
    Wir warteten, bis ich eingegossen hatte; dann warteten wir, bis ich mir einen kleinen Vorrat an Zigaretten gedreht hatte. »Und jetzt?«
    Er trank einen Schluck, schmatzte und seufzte. »Ich könnte ein bißchen Hilfe gebrauchen.«
    »Wobei?«
    »Mein Fleisch ist um und um wurmig und kotig«, sagte er; »meine Haut ist verschrumpft und zunichte worden.«
    Ich lachte. »O weh. Hiob, oder?«
    »Sie sind ja beinahe bibelfest.«
    »Sie brauchen aber keine Hilfe beim Lesen, oder?«
    »Nee, das geht schon noch. Stichwort Hiob.«
    »Ich nehme an, Sie beklagen Ihr Alter und gewisse, na ja, Schwächen.«
    »Ganz recht. Und dieser würdelose Zustand behindert mich. Genauer gesagt, er hindert mich daran, bestimmte Dinge so zu tun, wie ich sie tun möchte.«
    Ich wartete, aber er sprach nicht weiter, sondern starrte in seinen Kaffeebecher.
    »Hören Sie«, sagte ich, »es wäre vielleicht einfacher, wenn Sie mir einfach sagen, was anliegt. Wenn Sie das nämlich in Form von Ratespielen machen wollen, steige ich aus. Ehe ich eingestiegen bin.«
    Matzbach grinste flüchtig. »Sie wissen vermutlich, daß ich mich hin und wieder kriminell betätigt habe.«
    »Kriminell oder kriminalistisch?«
    »Der Unterschied ist nominell. Jedenfalls was mich betrifft. Ich habe etwas zu, sagen wir, sortieren, und mich befällt eine gewisse Skepsis hinsichtlich meiner Möglichkeiten, dies sinnvoll zu tun.«
    »Okay. Sie wollen mich für irgendwas anheuern. Im Moment bin ich dazu angeheuert, dieses Haus zu hüten. Und alles andere müßte damit vereinbar sein. Worum geht es, und was bieten Sie?«
    Er rümpfte die Nase und schwieg einen Moment. Dann sagte er: »Einen Tausender und Spesen, falls welche anfallen. Und worum es geht, kann ich Ihnen erst sagen, wenn Sie sich … verpflichtet haben.«
    »Ist das, was Sie vorhaben, legal? Illegal? Scheißegal? Gefährlich? Interessant?«
    »Nette Auswahl.« Er trank einen weiteren

Weitere Kostenlose Bücher