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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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des Bestecks. War mir ein Vergnügen, Meister.« Er nickte mir zu. »Und Sie, junge Frau, brauchen Sie noch was? Abgesehen von Dingen, die ich weder liefern noch leisten kann?«
    Sie kicherte. »Nee. Aber kommen Sie wieder? Später? Sie reden so schön wüst.«
    Matzbach tat, als ob er zögerte. »Ich weiß nicht … Morgen, vielleicht. Es könnte ja sein, daß irgendwem bis dahin etwas eingefallen ist.«
    »Was soll uns denn einfallen?« sagte ich.
    »Sachdienliche Hinweise, zum Beispiel. Über explodierende Häuser und früher mal nette Oswins. Derlei.«
    »Ich bin sowieso hier. Finden Sie allein raus?«
    Er nickte, nahm seinen Gehstock und schlurfte zur Haustür.
    Als sie ins Schloß gefallen war, blickte Coralie mich an. »Was ist denn das für einer?«
    »So genau weiß ich das auch nicht.«
    »Ungefähr wenigstens?«
    »Ich will’s versuchen. Matzbach hat genug Knete – angeblich hat er mal im Lotto gewonnen, irgendwas erfunden und jahrelang die Herz-und-Schmerz-Briefe in einer großen Illustrierten betreut. Hieß ›Fragen Sie Frau Griseldis‹.«
    »Griseldis? Ach du liebe Zeit.«
    »Außerdem hat er sich wohl als … wie hat sein Kumpel Yü das noch ausgedrückt? Marodierender Hobbydetektiv? So ähnlich. Jedenfalls hat er ein paar Fälle, sagen wir mal so, aufgeklärt, und weil das meiste daran ziemlich illegal war, hat er dabei auch noch gut verdient. Viel mehr weiß ich nicht. Ich hab ihn vor Jahren flüchtig kennengelernt. Damals hat er schon genauso geredet wie heute, aber er hatte mindestens zwanzig Kilo mehr drauf, hat Zigarren geraucht und, glaub ich, zwischendurch gründlich Wein getrunken. Müßte jetzt um die Siebzig sein oder knapp drüber.«
    »Hm. Eh, Sie haben eben was von Essen gesagt.«
    »Viel hab ich nicht im Haus. Kartoffeln von gestern, zum Braten, ein Kotelett, so was.«
    »Klingt gut. Kann ich helfen?«
    »Bleiben Sie sitzen.«
    Sie blinzelte zu mir hoch, als ich aufgestanden war und einen Moment neben ihr stand. »Und Sie sind ganz sicher, daß ich Sie nicht störe? Ich meine, ich weiß nicht, wie ich hergekommen bin, und morgen geht’s mir vielleicht besser.«
    »Keine Sorge. Wenn Sie nicht zu viel reden und mit Messer und Gabel umgehen können …«
    Beim Essen stellte sie Mutmaßungen darüber an, daß sie möglicherweise Vegetarierin sei – Vegetarierin mit Fleischhunger und Amnesie. Sie redete viel; immerhin war sie mit Messer und Gabel weder für sich noch für mich eine Gefahr.
    Nach dem Essen gähnte sie plötzlich. »Wie spät ist es eigentlich?«
    Ich schaute auf meine Armbanduhr. »Kurz vor drei. Gähnen Sie immer um diese Zeit?«
    »O Mann.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich fühl mich wie durch den Wolf gedreht. Platt. Meinen Sie, ich könnte …?«
    »Kommen Sie.«
    Ich zeigte ihr das Bad, und während sie sich darin aufhielt, bezog ich ein Bett. In der weitläufigen Villa gab es im Parterre das große Wohnzimmer, in dem die Ärztin sie untersucht hatte, ferner Bad und Küche nebst Abstellkammer, ein Büro mit mehreren PCs, in dem der Besitzer vermutlich abends oder am Wochenende arbeitete, und drei Schlafzimmer – Gästezimmer, nach der bloß funktionalen Einrichtung zu urteilen. Monsieur und Madame hatten getrennte Schlafräume mit einer Verbindungstür im oberen Geschoß; ich wußte nichts über die früheren Familienverhältnisse, hatte also auch keine Ahnung, ob die unteren Räume vielleicht einmal Zimmer für Kinder aus einer anderen Liaison gewesen waren.
    Coralie wirkte etwas frischer und zugleich völlig erschöpft, als sie aus dem Bad kam. Ich brachte sie zu dem Zimmer mit dem bezogenen Bett.
    »Falls Sie was brauchen«, sagte ich, »finden Sie mich in der Küche oder auf der Terrasse. Kann sein, daß ich gleich noch kurz verschwinde. Einkaufen. Haben Sie besondere Wünsche, was das Abendessen angeht?«
    »Nee. Irgendwas, bloß kein Aufwand. Wenn ich nachher wach werd, hab ich bestimmt sowieso ein schlechtes Gewissen; da will ich Sie nicht auch noch mit Essenswünschen behelligen.«
    »Machen Sie sich bloß keinen Kopf deswegen.«
    Sie lächelte flüchtig. »Dazu bin ich zu kaputt.«
    Ich räumte die Küche auf, inspizierte die Vorräte, machte eine kleine Einkaufsliste und setzte mich dann kurz auf die Terrasse. Um nachzudenken. Es gab genug zu denken, aber nichts, was dabei herauskommen konnte. Matzbach. Coralie. Die Explosion. Der Mann, der angeblich unter den Trümmern lag …
    Oswin. Kein besonders verbreiteter Name. Zusammen mit der Feststellung, er

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