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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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anderen war die Entscheidung längst gefallen. Dann bekommt man eine E-Mail oder einen Anruf oder gar nichts mehr. Es kann auch belastend sein, sich auf diese schnelle, intime Weise mit Menschen zu konfrontieren. Das Leben wurde plötzlich schnell, ereignisreich und ziemlich anstrengend.
    Zweifel an meinem Vorhaben und dem www hatte ich selber! Wütend aber war ich über das Unverständnis einiger Bekannter, denen ich darüber erzählte. Ich erntete mitleidige Blicke und musste mir anhören: »Ich verstehe die Leute nicht, die so etwas nötig haben! Partnersuche im Internet, also nee!« – »Aus welchem Jahrhundert kommst du denn?«, hätte ich gern zurückgeschrien. *ätz* In den letzten Monaten hatte ich mir darum immer wieder eingehämmert: »Internet ist trotzdem der richtige Weg!« Es ist der einfachste Weg, denn viele, mit eindeutigem Ziel vereinte Singles treffen aufeinander.
    Wo soll ich sonst jemanden treffen? Der Freundeskreis ist seit Jahren stabil, da gibt es kaum attraktive Neuzugänge. Auf der Arbeit? Ich bin immer nur kurze Zeit beim Arbeiten unter möglicherweise interessanten Menschen, im MDR -Studio jeden Samstag von elf bis achtzehn Uhr. Der weit umfangreichere Teil meiner Arbeit findet zu Hause statt. Ich sitze an meinem PC und bereite die Fernsehsendung oder Bühnenshow vor, schreibe Texte und telefoniere. Bei Auftritten mit meiner Comedy-Freundin Andrea sind die Chancen genauso schlecht. Da kommt hinterher keiner von den Zuschauern und spricht mich an.
    Ich sitze immer noch an meinem Schreibtisch. Es ist ziemlich spät, und eigentlich müsste ich müde sein. Bin ich nicht. Ich spüre immer noch die Aufregung des gestrigen Abends, die mich wach hält. Ich fühle mich bereit für eine neue Beziehung. Aber heute nicht mehr. Chica sitzt auf meinem Bett und wartet, dass ich mich zu ihr geselle.

Vorauswahl und Pheromone
    Es ist Dienstag früh, der Morgen danach, und natürlich rufe ich sofort meine Schwester an, um ihr von Carsten zu erzählen. Alexandra chattet gerade und ist trotz meiner euphorischen Berichterstattung über den vergangenen Abend der Ansicht, mich warnen zu müssen.
    »Tati, sei nicht so hysterisch und warte erst mal ab. Nicht, dass du hinterher wieder enttäuscht bist.«
    »Du bist ja ein Spielverderber! Warum sollte es denn nicht klappen?«
    »Weil du den Männern Angst machst. Jawohl!«
    »Super Hilfe, liebe Schwester, habe selber genug Ängste und Aufregungen.«
    »So ein toller Mann wie dein Carsten , der sucht garantiert eine Frau, die ihn ehrfurchtsvoll bewundert. Dass er da bei dir an der falschen Adresse ist, sieht man deinem Eintrag im Internet ja nicht an. Wenn du nämlich die Bühne betrittst, stammen Drehbuch, Bühnenbild, Kostüme, Musik und Regie von dir.«
    »Aber wir waren schon zusammen aus, und er will mich trotzdem wiedertreffen, liebe Schwester! Bei Carsten fahre ich volles Risiko, indem ich genau das sage, was ich denke!«, kontere ich.
    Ich bin verblüfft über die Forschheit meiner Schwester. Was hat sie bloß? Ist sie heute nicht gut drauf? Ehe ich nachfragen kann, sagt sie schon: »Tati, ich mein’s ja nur gut. Sei einfach entspannter und bewundere ihn ein bisschen! Denk mal drüber nach und Aufwiederfernsehen!«
    Sie meint es gut, und ich soll ihn bewundern? Ach du Schreck! Muss ich mich jetzt verstellen? Ich denke an die peinliche Sprachlosigkeit im Restaurant. Da habe ich ihm mädchenhaft lächelnd zugehört und dämlich geblinzelt. Vielleicht hätte ich dazu den Kopf leicht schief halten sollen als Zeichen von Unterwürfigkeit? Das hat bei Angela Merkel gut funktioniert. Auf allen Bildern mit Helmut Kohl schaut sie devot mit geneigtem Haupt, und jetzt ist sie die erste Kanzlerin Deutschlands. Aber wer will schon Kanzlerin werden!
    Ich wünsche mir fürs nächste Treffen mit Carsten mehr Witz, Charme und Coolness. Gestern hatte ich auf dem Gebiet einen Totalausfall. Am besten wäre, ich könnte mich so geben
wie ich bin. Denn wie verschreckt wäre Carsten , wenn er glaubt, in mir eine naive Kuschelmaus gefunden zu haben und ich mich dann ein paar Wochen später als selbstbewusste, unabhängige und nicht zur Hausfrau geeignete Karrierefrau entpuppe? Das wäre … kontraproduktiv. Das wäre einfach blöd.
Wäre! Ich bin aber aufgeregt und kann an nichts anderes denken als an Carsten . In wenigen Tagen sehe ich IHN wieder. Das zweite Date ist wichtig, da entscheidet sich nach meinen Erfahrungen, ob »mehr« daraus wird oder nicht … Mein Kopf brummt

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