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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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dichte, »A little bit of Steffen in my live, a little bit of Tino on my side, a little bit of Carsten lalalala, a little bit, tralalalalala!«
    »Hatschi!«, ich suche nach einem Taschentuch in meiner Handtasche auf dem Beifahrersitz. Nichts! Meine Nase läuft. Super Voraussetzung fürs erste Date, denke ich und wühle angestrengt mit einer Hand in den engen Hosentaschen meiner Jeans. Heute bin ich anders als sonst bei meinen »first Dates« gekleidet. Berlin ist einfach zu arktisch in diesem Winter. Darum hatte ich keine Lust auf den körperbetonenden roten Pulli und meine Lieblingslackpumps. Ich entschied mich für Jeans, Rollkragenpulli, beige-braun kariertes Jackett mit Kapuze und die braunen Fellstiefel.
    Vielleicht ist diese ungewohnte Verhüllung der Grund für die seltsame Stimmung, die gar nicht zu mir passt. Vielleicht habe ich aber auch schon zu viele Männer getroffen und will mir nun bloß nicht eingestehen, dass ich die Hoffnung auf den »einzig Richtigen«, den »Mann fürs Leben«, aufgegeben habe. Mag sein, ich habe so wenig Aufwand betrieben, unbewusst, weil ich nach viel Mühe und Aufhübscherei eine Ablehnung schlechter verkraften würde.
    Und doch! Meine Stimmung schwankt zwar in letzter Zeit bedenklich zwischen »Null-Bock« und frivolem Selbstansporn à la »bis der Richtige auftaucht, kann man sich die Zeit auch gut mit vielen Falschen vertreiben«. Trotzdem ist sie immer noch da, auch wenn sie sich inzwischen mehr und mehr zu verflüchtigen droht – die Hoffnung auf den »Traumprinzen«, einen Mann, der kämpfen und lieben, der kochen und Regale aufbauen kann. Der verständnisvoll ist und weiß, was er will. Der mir Aufmerksamkeit schenken und mir ein Leben lang Partner und Geliebter sein möchte.
    *schmacht*
    Ich vermute, das ist zu viel verlangt.
    Und wenn schon, das Singleleben ist auch nicht schlecht! In den vergangenen Monaten begab ich mich im Internet auf die Suche und habe diverse Erfahrungen mit unterschiedlichsten, nicht selten von Midlifecrisis geplagten Männern gemacht. Ich hatte viel Spaß dabei. Zum ersten Mal im Leben habe ich mich so richtig ausgetobt. Besser spät als nie, kann ich nur sagen!

Beziehungsweise
    Die erste erwähnenswerte partnerlose Zeit meines Lebens begann vor drei Jahren. Bis dahin versetzte mich die Vorstellung vom Alleinsein immer in Angst und Schrecken. Seit meinem neunzehnten Lebensjahr hatte ich ununterbrochen zwar nicht mit demselben Mann, aber immer in Zweisamkeit gelebt. Jedes andere Lebenskonzept kam mir fremd und unnatürlich vor.
    Nach jeder Trennung suchte und fand ich sehr schnell, manchmal sofort oder parallel, einen neuen Willigen, mit dem ich für durchschnittlich vier Jahre das Projekt »Vertrauen und Verständnis« in Angriff nahm. Immer wieder.
    Jede Trennung war ein emotionales Desaster, nicht zuletzt für meine Eltern. Sie schämten sich für mein »mangelndes Durchhaltevermögen«.
    Ein wenig konnte ich sie verstehen. Noch vor fünfundzwanzig Jahren wurde über alleinerziehende, geschiedene oder bekennende Single-Frauen argwöhnisch und abfällig getuschelt. Daran änderten auch die sozialen Bedingungen in der DDR nichts: die staatliche Unterstützung alleinstehender Mütter, die in ausreichender Menge vorhandenen Krippen- und Arbeitsplätze und die Vielzahl der geschiedenen Paare.
    Als ich mich Mitte der achtziger Jahre vom Vater meiner Tochter trennte, stieß ich sogar bei Freunden, Bekannten und bei der Kindergartenerzieherin auf moralisches Unverständnis. Meine Eltern waren entrüstet.
    Sie alle unterstellten mir Selbstsucht, weil ich als Tänzerin arbeiten und mein Kind allein großziehen wollte. Sie fanden eine Scheidung moralisch verwerflich und – peinlich!
    Ich wurde mit dem Grundsatz erzogen: »Wenn man mit einem Mann ins Bett geht, dann heiratet man und bleibt mit ihm zusammen.«
    Schon als ich schwanger war, sagte meine Mutter zu mir: »Das Kind braucht seinen Vater!« Ich wollte meinen Eltern eine gute Tochter, meinem Kind eine gute Mutter sein. Also heiratete ich und zog nach Potsdam zu meinem Mann, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was ich selber wollte. Ich war gut darin, alle aufkeimenden Zweifel einfach zu ignorieren.
Ich hinterfragte die Dogmen meines Unterbewusstseins nicht. Ich versuchte, sie zu leben, und wollte es allen recht machen.
    Nach der Scheidung war mein eigenes schlechtes Gewissen mein größter Feind. Durch meine Arbeit als Tänzerin im Show-Tanz-Trio »Cora« war ich zwar

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