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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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vor, faltete die Hände unter dem Kinn und starrte gebannt auf die Handschrift und den zerrissenen Umschlag, der den Vermerk »Streng vertraulich« trug. Mit wachsendem Entzücken las er ihn immer wieder.
    Der Brief kam von einem der exklusivsten Londoner Klubs, dem in St. Martin’s Lane gelegenen Garlick Club. Sein Inhalt war schlicht:

    Lieber Lionel!

    Halt die Nase in den Wind!
    Dein Willie

    »Es ist also soweit!« Die Augen des Dekans glänzten hinter den dicken Brillengläsern. »Das zeigt wieder einmal, wie nützlich es ist, die richtigen Freundschaften am richtigen Ort zu pflegen. Für den Erfolg zählt nicht, was man kann, sondern wen man kennt. Eigentlich alarmierend, daß das auch schon für die Medizin gilt.«
    Er las die wenigen Worte wieder und wieder, als hätte er ihre Bedeutung noch nicht voll erfaßt. Dann zog er ein Blatt Papier aus dem Fach und malte darauf: »Sir Lionel Lychfield«. Voll Bewunderung blickte er auf die Worte nieder.
    »Guten Morgen, Sir Lionel«, sprach er zu sich. »Wie geht es Ihnen, Sir Lionel? Ihr Wagen ist vorgefahren, Sir Lionel. Spricht dort Sir Lionel Lychfield? Und nun, Studenten, ein dreifaches Hoch auf Sir Lionel!«
    Darunter schrieb er: »Lord Lychfield«. Da er die Wendung elegant fand, fügte er hinzu: »Graf von Lychfield.« Mit einem Lächeln fuhr er fort: »Seine Gnaden, der Herzog von Lychfield.«
    »Gar nicht auszudenken, wo die Ehren aufhören, wenn man erst einmal den Start hinter sich hat«, murmelte er, während er »Seine Majestät, König Lionel I.« kritzelte.
    Die Tür ging auf: »Ah, Dean. Schön, Sie zu sehen.«
    Der Dean sprang auf, zerknüllte Papier und Brief und ließ die Kugel in seine Rocktasche gleiten.
    »Mein... mein lieber Lancelot! Ich hatte ganz vergessen...«
    »So? Haben Sie denn mein Telegramm aus New Delhi nicht erhalten?«
    »O ja, doch! Meine Gedanken waren nur im Moment woanders. Ich habe nämlich heute früh zu meiner größten Freude erfahren, daß ich in Kürze...«
    Voll Entsetzen über seine Geschwätzigkeit unterbrach er sich. Er war mit dem Protokoll bei Hofe nicht vertraut, glaubte aber, wenn die Freudenbotschaft vorzeitig durchsickerte, würde Ihre Majestät so empört sein, daß die Ehrung automatisch entfiele. In seiner Glückseligkeit wäre ihm fast das Wort »Adel« entschlüpft!
    »Ich werde in Kürze...in Kürze«, sagte er betreten.
    »Du meine Güte, Sie werden doch in Ihrem Alter nicht wieder für Familiennachwuchs gesorgt haben?«
    Der Dean schüttelte den Kopf: »Ich werde in Kürze gratis Unterricht im Tanzen nehmen.«
    »Das scheint mir aber kaum ein Grund zum Jubeln zu sein!«
    »Wie war’s im Fernen Osten?« fuhr der Dean hastig fort.
    »Scheußlich!«
    »Oh. Sahen Sie den Tadsch Mahal bei Mondschein?«
    »Ich habe den Tadsch Mahal überhaupt nicht gesehen!« Die beiden nahmen Platz. Mit übereinandergeschlagenen Knickerbockerbeinen meinte Sir Lancelot: »Ich sehe, Sie haben noch immer diesen gräßlichen, sentimentalen Kitsch von Fildes an der Wand. Wissen Sie, wie unser verstorbener Berufskollege und Bühnenautor James Bridie dieses Bild beschrieb? >Ein Mann mittleren Alters, der sich den Bart streicht und fragt, was dem kranken Kind, das er da kurieren soll, wohl fehlen mag<.«
    »Mit gefällt es aber!«
    »Ich muß schon sagen, Dean, ich habe mir meinen Empfang großartiger vorgestellt. Schließlich war ich doch längere Zeit weg von hier, nicht?«
    »Mehrere Mitglieder unseres Spezialistenteams sind unerwartet auf Urlaub gegangen.«
    »Aber sie wußten doch ganz genau, daß ich komme!« Der Dean schwieg.
    »Deswegen sind sie wahrscheinlich weggefahren. Na ja, ich kann nur hoffen, daß sie gutes Urlaubswetter haben. Ist Professor Bingham hier?«
    Der Dean lächelte: »Ich glaube nicht, daß unser neuer Chirurg je Urlaub macht. Jung und auf Draht, wissen Sie! Ein Ausbund an Fleiß und Energie. Ein hervorragender Mann für diesen Posten.«
    Ich wette, daß dieser dynamische Typ schüsselweise unnötig Blut vergießt, dachte Sir Lancelot, aber er sagte nichts. Er war so fair, hinter dem Rücken von Kollegen keine abfälligen Bemerkungen zu machen. Ins Gesicht war er so beleidigend wie nur möglich. »Den Gazetten entnehme ich, daß Sie und der junge Bingham ins Transplantationsgeschäft eingestiegen sind?«
    »Ich bin der Internist, und er ist als Chirurg natürlich der Chef des Teams«, sagte der Dean vorsichtig. »Ein ausgezeichnetes Team übrigens. Wir hatten sehr gute Erfolge.«
    »Ja, ja, auf dem

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