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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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eine Begegnung mit dem Vogel Greif oder sonst einem Fabelwesen«, rief Ken.
    »Wenn du mich fragst, eher mit dem widerwärtigen Schneemenschen -«
    »Sie! Sie zwei! Sie sind doch sicher Medizinstudenten, oder?«
    »J - ja, Sir.«
    »Dacht’ ich’s doch.«
    Sir Lancelot Spratt, der berühmte Chirurg, strich sich den Bart und durchbohrte sie mit dem starren Blick, der bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand Generationen von Chirurgen des St. Swithin hatte erbleichen lassen.
    »Sind Sie vertraut mit den Schriften des englischen Philosophen des 17. Jhs. Thomas Hobbes?«
    »Nicht gerade intim vertraut, Sir«, sagte Ken, der Mutigere von den beiden.
    »Er beschrieb das Leben des prähistorischen Menschen als armselig, trostlos, viehisch und kurz. Ich habe das immer für eine passende Beschreibung des modernen Medizinstudenten gehalten. Halten Sie sich gerade, Bursche!« röhrte er. »Nehmen Sie die Hände aus den Taschen. Das beleidigt nicht nur das Auge, sondern wird Ihnen außerdem in mittleren Jahren eine Arthritis der Halswirbel eintragen. Wie weit sind Sie denn in Ihrer sogenannten Ausbildung?«
    »Wir machen eben unser zweites Spitalspraktikum«, erwiderten beide hastig.
    »Zum Studieren bleibt ja heute keine Zeit mehr. Ihr müßt demonstrieren und haut dabei unseligen Polizisten mit Transparenten eins über den Kopf. Ich verabscheue Gewalt«, belehrte er sie mit Nachdruck. »Daß in euren Köpfen eine Reihe hoher und hehrer Grundsätze herum schwirrt, ist mir bekannt. Aber wenn ihr einmal etwas gegen die Welt, in die ihr hineingeboren seid, einzuwenden habt, so schreibt doch Leserbriefe! Die Feder ist mächtiger als das Schwert! Darauf fußt die Zivilisation. Aber das werdet ihr wohl nie begreifen.«
    »Ich bin Pazifist, Sir«, sagte Terry.
    »Die werden meist in blutigere Kämpfe verwickelt als alle anderen. Aber ich kann nicht meine ganze Zeit mit euch vergeuden.« Sir Lancelot betrat das Gebäude. »Portier! Wo steckt dieser verdammte Portier? Wahrscheinlich döst er wie gewöhnlich in einer Ecke?«
    In der runden Glasscheibe der Portiersloge tauchte Harrys Kopf auf. Er machte ein Gesicht, als sähe er St. Petrus, der ungeduldig mit den Himmelsschlüsseln rasselte. Aber da er ein wendiger Mensch war, der sich dank seiner raschen Auffassungsgabe zwanzig Jahre lang auf seinem Posten gehalten hatte, gelang es ihm auch jetzt, sein zerfurchtes Gesicht zu einem Lächeln zu verziehen, als er sagte: »Sie sind’s, Sir Lancelot! Was für eine Überraschung! Ich freue mich wirklich, Sie wiederzusehen, Sir.«
    »Sie freuen sich ganz und gar nicht, mich zu sehen«, berichtigte ihn der Chirurg. »Sie haben nämlich verabsäumt, mir die Gewinne meiner allerletzten
    Wette zu überweisen, die Sie auf meine Bitte für mich in Kempton Park placierten, an dem Nachmittag, an dem ich in den Ruhestand trat.«
    »Wirklich, Sir?« Er schien entsetzt. »Das muß mir ganz entfallen sein, weil ich so außer mir war über Ihren Abschied -«
    »Reden Sie keinen Quatsch, Mann. Ist der Dean da?«
    »Laut Diensttafel ja, Sir.«
    »Gut. Dann kommen Sie mit. Los! Ich laufe hier nie ohne Gefolge herum. Und was sollen diese Laufbetten da, die im Gang herumstehen? Räumen Sie die sofort weg. Die Patienten kommen nicht gerne herein und werden auch nicht gerne daran erinnert, daß sie hinaus vielleicht gefahren werden.« Sein Blick fiel auf eine Anschlagtafel. »Seien Sie so freundlich und entfernen Sie dieses Plakat des Ministeriums mit dem Aufruf >Wir wollen Ihr Blut<. Nervöse Patienten könnten das leicht in die falsche Kehle bekommen. Du meine Güte, Schwester, was hat denn die Wäscherei mit Ihrer Uniform gemacht?«
    Eine junge blonde Schwester stand wie versteinert da und schaute ihn mit dem gleichen Entsetzen an wie vorher die beiden Studenten.
    »Ich kann deutlich Ihre patellae sehen«, sagte er zu ihr.
    »Ach ja!« Sie blickte an ihrem Rock herunter. »Die neue Oberschwester, Sir, hat uns erlaubt, unsere Uniformen zu kürzen. Damit wir etwas modischer aussehen, Sir.«
    »Ich hätte eher gedacht, daß hier das Diktat der Harley Street gilt, und nicht das der Carnaby Street«, entgegnete ihr Sir Lancelot von oben herab. Er starrte auf den Schürzenlatz ihrer Schwesterntracht. »Steht da auf dem Schildchen Ihre Diagnose?«
    Sie griff nach dem metallenen Schildchen. »Hier steht mein Name, Sir. Ich bin Schwester Smallbones. Wir alle tragen das jetzt.«
    »Du meine Güte«, murmelte Sir Lancelot abermals. »Meine Zustimmung hätten Sie zu so

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