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Finger weg Herr Doktor!

Finger weg Herr Doktor!

Titel: Finger weg Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Sir Lancelot!«
    Er lächelte. Zweier Charakterschwächen war er sich immer bewußt gewesen: der Neigung, allzu leichtfertig einen Bauch aufzuschneiden, und einer Vorliebe für das weibliche Geschlecht. Zum Glück, sagte er sich, gelang es ihm oft, beide Fehler unter Kontrolle zu halten.
    »Tut mir leid, Sir, daß ich vorhin nicht am Tor war, um Sie zu begrüßen. Hab’ dieser Tage so schrecklich viel zu tun.«
    Die galante Unterhaltung wurde durch das Erscheinen von Professor Bingham unterbrochen. Er trug einen weißen Mantel und hatte den langen Lochstreifen einer Computeraufzeichnung in der Hand. Sir Lancelot blickte seinen Kollegen keineswegs freundlich an. Zugegeben, er selbst hatte, als der junge Mann noch bei ihm studierte, die Überzeugung gehabt, daß Jimmy Bingham als Professor der Chirurgie enden würde. Aber er hatte gehofft, daß Binghams Lehrstuhl in Sydney, Vancouver oder einem anderen recht entlegenen akademischen Zentrum stehen möge.
    »Morgen, Bingham. Ein paar Neuerungen im Spital, wie ich sehe.«
    »Selbst eine so verehrungswürdige Institution wie St. Swithin muß dem Fortschritt des zwanzigsten Jahrhunderts Rechnung tragen.« Der Professor schob seine Brille über die Nase hinauf, eine Gewohnheit, die Sir Lancelot schon irritiert hatte, als er mit dem Mann zum erstenmal, anläßlich seines Eintritts in die Ärzteschule, gesprochen hatte. »Der Umbau wurde dadurch erleichtert, daß in letzter Zeit so viele Mitglieder des alten Fachärzteteams in den Ruhestand traten.«
    »Hm«, machte Sir Lancelot. Zweifellos die gleiche Geisteshaltung, dachte er, deren sich Macbeth erfreute, nachdem er Duncan und Banquo beseitigt hatte. Nun, wenn’s ums Spuken ging, verfügte er über lebenslange Erfahrung, wie man den Leuten eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Er sagte nichts vom Stiftungsbrief. Es würde unterhaltender sein, einfach einen oder zwei Patienten zu schnappen und Bingham nachträglich draufkommen zu lassen. »Was ist das komische Ding dort in der Ecke?« fragte er, »ein elektrisches Lotto?«
    Binghams Gesicht nahm einen wissenschaftlichen Ausdruck an, den Sir Lancelot unerträglich fand. »Dieses komische Ding, wie Sie es zu nennen belieben, ist mit dem zentralen Computer verbunden. Vorbei die Zeit, da wir die Patienten mit bloßen Händen untersuchten, die Fakten in unseren Köpfen sammeln und eine Diagnose stellen mußten. Einfach nicht mehr zeitgemäß, wie Gänsekiel und Tintenfaß. Jetzt machen wir die erforderlichen chemischen Untersuchungen, füttern den Computer auf Lochkarten und erhalten binnen Sekunden die Diagnose. Jetzt gibt’s keinen Irrtum mehr, dem doch alle menschlichen Wesen unterliegen, sogar Sie, Sir Lancelot, nicht wahr?« Bingham schmunzelte. »In wenigen Jahren wird das gang und gäbe sein.«
    »Keine Verwendung mehr für fade alte Ärzte aus Fleisch und Blut, wie, außer um Krankenberichte zu schreiben und den Brechnapf zu halten? Und was haben Sie, wenn ich fragen darf, mit dem schmutzigen großen Loch vor, da, wo früher die Chirurgie war?«
    Binghams Brillen blitzten vor Stolz: »Das wird eine neue sterile Einheit, die ausschließlich der Transplantationschirurgie gewidmet sein wird.«
    »Du meine Güte«, murmelte Sir Lancelot.
    »Soll das heißen, daß Sie das Projekt nicht billigen?« fragte Bingham gequält.
    »Natürlich nicht. Die ganze Welt ist verrückt auf Transplantationen. Jede Sensationsgier ist verwerflich, in der Chirurgie ist sie unverzeihlich. Nebenbei bemerkt, ist das alles für meinen Geschmack noch zu sehr im Versuchsstadium.«
    »Sie können den Fortschritt der Wissenschaft nicht aufhalten«, sagte Bingham und schüttelte weise sein Haupt.
    »Wenn Sie mich fragen: verpulvern Sie doch das Geld für etwas Nützlicheres, wie zum Beispiel eine Behandlung für den gewöhnlichen Schnupfen. Woher kommt denn überhaupt der Goldregen? Die Mittel sind doch, weiß Gott, heutzutage recht beschränkt. Unser Land kann sich nicht einmal ein schottisches Regiment und eine anständige Autostraße nach Wales leisten.«
    »Der Dean managt das alles. Ich kann mir nicht erlauben, mir auch noch rein finanzielle Fragen aufzuhalsen. Jedenfalls müssen wir nicht nach Whitehall betteln gehen. Der Blaydon Trust unterstützt unseren Fonds, und zwar großzügig, soweit ich informiert bin.«
    »So, so, der Blaydon Trust?« Etwas schien Sir Lancelot zu erheitern. »Gut, gut.«
    »Lord Blaydon dürfte nicht mehr am Leben sein, aber die Millionen, die er mit Ploughboy-Bier

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