Finish - Roman
einen Schluck aus der Wasserflasche, griff die Zügel, und ritt im Zickzack den Abhang hinunter.Moriarty wusste, dass er in Alec Tulloch einen ebenbürtigen Gegner getroffen hatte. Der Schotte war für den Langstreckenlauf geboren: mit federnden, leichten Schritten glitt er über den rauen, unebenen Laufgrund dahin, als wäre er eigens für seine Füße gemacht. Dennoch fühlte Moriarty sich gut; ein Vorsprung von 100 Metern hatte zu diesem Zeitpunkt nichts zu sagen.
In Windeseile hatte Billy Joe den Fuß des El Diablo erreicht und galoppierte an den Wettkampfhelfern und einem kleinen Pulk johlender Zuschauer vorbei.
Er schlug seinem Rappen auf die Hinterbacken: Nur noch rund eine Meile bis zur Markierungsfahne, an der er absteigen musste.
Er erreichte die wackelige Holzbrücke über den Big Wet und führte sein Pferd hinüber. Dann sprang er wieder in den Sattel und jagte auf die weiße Flagge 100 Meter jenseits der Brücke zu. Als er sie passierte, blickte er sich um; der Indianer lag gut 300 Meter zurück. Er würde sein Glück versuchen und früh absteigen, damit Moriarty mehr Zeit im Sattel hatte. Die paar Meter extra würden seinen Beinen nur guttun.
100 Meter hinter der 400-Meter-Flagge stoppte er sein Pferd, sprang aus dem Sattel und band den Rappen an eine Yucca. Dann streifte er seine Long Johns ab, trabte in Unterhosen auf die nur 100 Meter entfernte 200-Meter-Markierung zu und versuchte, seine vom Reiten steif gewordenen Beine zu lockern. Er konnte hören, wie der Indianer auf dem Grauen heransprengte.
20 Meter vor der 200-Meter-Markierung hatte der Indianer Billy Joe eingeholt. Er glitt aus dem Sattel, band sein Pferd jedoch nicht fest. Als Billy Joe ihn zehn Meter vor der Markierung einholte, zog er gerade seine Long Johns aus.
»Okay, Fast Man «, rief er. »Los geht’s!«
50 Meter vor den Zelten von Boyle City rannte der Indianer,als wäre der Teufel hinter ihm her. Billy Joe, der einen Meter hinter ihm lag, heftete sich an seine rechte Schulter, und gemeinsam stoben sie unter dem Gebrüll der Boyle-Anhänger zwischen den Zelten hindurch. Der junge Texaner hängte sich eisern an seinen Mann. Noch nie war er so schnell gelaufen, und seine wirbelnden Beine schienen kaum den Boden zu berühren. Doch der Abstand wollte einfach nicht geringer werden.
In ihrem Rücken lag Moriarty noch immer 100 Meter hinter Tulloch und näherte sich dem Gipfel des El Diablo. Vom Anstieg war er ganz außer Atem, fühlte sich aber nach wie vor gut. Er hoffte, dass Billy Joe registriert hatte, an welchem Punkt er war, und frühzeitig vom Pferd gestiegen war, um ihm mehr Zeit im Sattel zu geben. Selbst 100 Meter zu Pferde würden reichen. Im Zickzack trabte er den Berg hinab, und seine Füße folgten ihrem eigenen Rhythmus. Weiter unten sah er Tulloch, die Meilen-Flagge und eine kleine Gruppe von Wettkampfhelfern und Zuschauern.
Billy Joe und der Indianer liefen durch einen Strudel aus Lärm und Qual, und den in jahrelangem Lauftraining verinnerlichten Reflexen blieben nicht mehr als die wenigen Quadratmeter zwischen den johlenden, tobenden Zuschauern zu beiden Seiten der Straße. 50 Meter vor dem Ziel hatte Billy Joe den Abstand zum Indianer auf 30 Zentimeter verkürzt. Er hatte ihn, er konnte es förmlich riechen!
Doch der Indianer war kein talentierter Amateur, der für Stammtischwetten lief. Er war Spitzenklasse. Unerbittlich hielt er das Tempo, ohne dass seinem hellbraunen Körper die leiseste Erschöpfung anzumerken war. 30 Meter vor dem Ziel hatte Billy Joe weitere 15 Zentimeter herausgeholt; fünf Meter später war er gleichauf. Und dennoch hielt der Indianer stand. Wie miteinander verschmolzen liefen sie in perfektem Gleichschritt nebeneinanderher.
Gemeinsam berührten sie das Zielband, und Billy Joe war sich sicher, das Rennen gemacht zu haben. Doch der Indianer glaubte das Gleiche.
Moriarty, der achtzig Meter hinter Tulloch lag, fand das Pferd wie erhofft zwischen der 400- und der 200-Meter-Markierung vor. Der Rappe war völlig nassgeschwitzt. Moriarty tätschelte sein Maul, holte ein Stück Zucker aus der Satteltasche und schob es dem Tier zwischen die Lippen. Behende schwang er sich in den Sattel und überholte Tulloch bei der 200-Meter-Markierung, als dieser gerade sein Pferd bestieg. Als Moriarty den wimmelnden Start am Buena Vista erreichte, wo Buck und Headley schon bereitstanden, lag er 60 Meter in Führung.
»Wie ist es zwischen Billy Joe und dem Indianer gelaufen?«, keuchte er, als sich Buck
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