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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Menschenkorridor Richtung Stadtrand und Brennanville. Dahinter liefen Moriarty und Tulloch geschmeidig nebeneinander her, als wären sie in einer anderen Welt. Der Weg war lang. Am Rande der Zeltstadt lag Billy Joe 50 Meter vorn und raste durch die jubelnden Menschen, derweil 200 Meter dahinter Moriarty und Tulloch noch immer Seite an Seite liefen.
    Richter Haynes war mehr als gründlich gewesen. Entlang der Strecke hatte er Apachen mit Spiegeln postiert, die einander der Reihe nach Nachrichten zumorsen würden, bis zu ihrem Häuptling Grey Horse, der mit einem Megafon bewaffnet auf dem Dach des Buena Vista stand, um den letzten Zwischenstand in die Straße hinunterzurufen. So würden die gespannten Bürger von Yuta City stets im Bilde bleiben. Als die Reiter sich nach einer Meile dem Big Wet näherten, lautete Grey Horses erste Meldung, dass BillyJoe 100 Meter vor dem Indianer lag und die Läufer rund 800 Meter dahinter noch immer nebeneinanderherliefen. Was das bedeutete, war klar: Sollte Billy Joe den Vorsprung bis zur anderen Seite des El Diablo halten können, wäre er dem Indianer so weit voraus, dass der finale 200-Meter-Sprint keine Rolle mehr spielte.
    Ohne das Tempo zu drosseln, stürzte sich Billy Joes Rappe in den gut 50 Zentimeter tiefen Big Wet. Schlamm und Kies aufwirbelnd, pflügten Ross und Reiter durch das Wasser, und mit einem übermütigen Grinsen ließ Billy Joe die kühl aufspritzenden Tropfen auf sich niederregnen. Nach halber Strecke warf er einen Blick zurück.
    Gut 100 Meter hinter ihm erreichte der Indianer das Wasser. Als Billy Joe das andere Ufer hinaufstob und durch den Kies galoppierte, konnte der dort postierte Apache vermelden, dass der Texaner gut 150 Meter vorn lag.
    800 Meter dahinter trabten Moriarty und Tulloch mit 16 Stundenkilometern, ruhigem Atem und flachen Schritten auf dem Grasstreifen in der Mitte des Feldwegs nebeneinanderher. Ihre Zeit war noch nicht gekommen.
    Den Blick auf den El Diablo gerichtet, der in der flirrenden Hitze schroff und braun vor ihm aufragte, jagte Billy Joe seinen Rappen den gewundenen Wüstenpfad am Ufer entlang. Vor dem Aufstieg musste er dem Indianer möglichst weit voraus sein, denn die Bergstrecke würde hart werden.
    Brennan und Boyle, die inzwischen auf dem Balkon des Buena Vista standen, wurden per Spiegel in Kenntnis gesetzt, dass Billy Joe nach zwei Meilen nun den Fuß des El Diablo erreicht hatte, inzwischen 400 Meter vorn lag und sich an den Aufstieg machte. Das Duell zwischen Billy Joe und dem Indianer schien bereits entschieden zu sein. Es würde keinen Sprintzweikampf auf den letzten 200 Metern geben, denn Billy Joe war der bessere Reiter. Eine Meile weiter hinten trotteten Moriarty und Tulloch noch immer stumpf nebeneinanderher.
    Am Fuß des Bergs machte Billy Joe seinen einzigen Fehler. Statt die felsige Steigung in gleichmäßigem Tempo zu nehmen, sprintete er sofort drauflos und zerrte den schwitzenden Rappen hinter sich her.
    Nach 300 Metern waren seine Beine am Ende, seine Schenkel schwer und kraftlos. Keuchend blickte er den Abhang hinunter. In ruhigem, gleichmäßigem Tempo trabte der Indianer die Steigung hinauf. Billy Joe lief weiter, doch jeder Schritt war eine Qual. 200 Meter später war seine Atmung hinüber, sein Schritt ein torkelndes Stolpern. Er hatte noch mehr als 1200 Meter steiler, felsiger Bergstrecke vor sich. Er konnte nur hoffen, dass er ein Stück zu Pferde vorankam.
    Mühsam schwang er sich in den Sattel und schlug dem Rappen die Fersen in die Seite. Nach 200 Metern wurde der Pfad so steil, dass das Pferd passen musste. Fluchend stieg Billy Joe ab, klammerte sich am Schweif des Pferdes fest und kraxelte mühsam gen Gipfel. Der Indianer rückte Schritt für Schritt näher. Das Straucheln seines Kontrahenten schien ihm neuen Schwung zu geben.
    Mit vor Schmerz schreienden Gliedmaßen stolperte Billy Joe die letzten 200 Meter zum Gipfel hinauf.
    Er wagte kaum, sich umzublicken, doch oben angelangt, tat er es. Der Indianer war höchstens 100 Meter hinter ihm und kam unerbittlich näher. Billy Joe bestieg abermals sein Pferd, nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche, band das Fernglas vom Sattelknauf und blickte in die Ebene hinunter. Moriarty und Tulloch hatten den Big Wet durchquert. Und Tulloch lag vorn – ungefähr 100 Meter. Gut möglich also, dass Billy Joe schon früh aus dem Sattel steigen musste, 40 oder 50 Meter vor der 200-Meter-Markierung, damit Moriarty Gelegenheit hatte aufzuholen. Er nahm noch

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