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Finkenmoor

Finkenmoor

Titel: Finkenmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myriane Angelowski
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Kuverts niemals entdeckt hätte. Andererseits spürte er grenzenlose Wut. Wie schaffte es diese gestörte Tussi, mit diesem minderwertigen Subjekt eine wie auch immer geartete Beziehung einzugehen und gleichzeitig Maxi in den Arm zu nehmen? Abschaum, unterste Schublade, mehr fiel Kilian dazu nicht ein. Er war so wütend, dass er am liebsten ihre ganze Wohnung auseinandergenommen hätte.
    Was hatte diese Lügnerin gestern an der Post gemacht? Wollte sie diesem Arsch den nächsten Liebesbrief schicken? Kilian rannte in den Flur, durchwühlte ihre Handtasche. Nichts. Auch in der Küche und im Arbeitszimmer wurde er nicht fündig. Drecksschlampe.
    Außer sich stopfte er den Brief aus dem Gefrierschrank in seine Hosentasche, machte die Kaffeemaschine aus und stürmte aus Dianes Wohnung.

Cuxhaven-Duhnen
    Diane stand vor dem gelben Strandkorb im Eingang Wehrbergsweg und kontrollierte die Karten der Kurgäste. Menschen mit Wohnsitz in Cuxhaven winkte Diane schnell durch, sie brauchten nur ihren Personalausweis vorzulegen. Mit den Kurgästen gab es in den allermeisten Fällen keine Probleme. Viele besuchten seit Jahren diesen Küstenstreifen und kannten die Gepflogenheiten, wonach das Betreten des Strandbereiches nur mit gültiger Kurkarte möglich war.
    An diesem Vormittag war der Andrang auf den Strandbereich groß, auch wenn die herbstlichen Temperaturen die Menschen in warme Kleidung zwangen.
    Das Meer hatte sich zurückgezogen. Die Sicht war hervorragend. Pferdewagenkolonnen, besetzt mit Kurgästen, machten sich zur Insel Neuwerk auf. Ihr Lachen schallte bis zum Strand. Kinder buddelten trotz Kälte im Sand oder spazierten an der Hand eines Elternteils durch den aschbraunen Schlick.
    Diane sah Kilian kommen. Er rempelte einige Touristen an, die in der Schlange standen, um ihre Karten vorzulegen, baute sich vor Diane auf und hielt ihr ein ordentlich gefaltetes Blatt Papier unter die Nase. »Kannst du mir das erklären?« Er schrie ihr die Worte entgegen.
    »Kilian! Was soll –?«
    Er fasste sie mit einer Hand grob an der Schulter. »Wie kannst du nur? Du schreibst diesem Schwein! Diesem Dallinger!«
    »Du hast in meinen Sachen rumgeschnüffelt?«
    »Ist doch scheißegal!«
    »Entschuldigung«, sagte ein junger Mann in dicker Daunenjacke, der ein Baby im Arm hielt. »Könnten wir kurz vorbei?«
    Diane zog Kilian zur Seite, damit der Kurgast weitergehen konnte, und ließ auch den Rest der Schlange durch, dann drehte sie sich zu ihm um. »Wir können das unmöglich hier besprechen. Ich –«
    Kilian schnellte vor und packte Diane mit beiden Händen am Hals. Ihr blieb für einen Augenblick die Luft weg. Seine Pupillen waren geweitet, er machte ihr Angst.
    »Was gibt es da zu besprechen! Die Fakten sprechen für sich! Ich verstehe nur nicht, wie sich eine Frau wie du auf einen Mörder einlassen kann! Was kompensierst du da? Den Tod deiner Tochter? Du bist doch krank!«
    Diane japste nach Luft. »Lass mich los!«
    Kilian drückte fester zu. »Welche Faszination geht von so einem Arschloch aus? Ist es der Reiz, nie zu wissen, was in seinem kranken Hirn vorgeht? Eine Art Adrenalinkick gratis! Ich habe –«
    »Hör auf, Kilian. Es ist nicht so, wie du –«
    »Ach nein? Wie ist es dann?«
    Diane sah sich hilfesuchend um. Einige Passanten drückten sich am Eingang vorbei, andere blieben kopfschüttelnd stehen. Eltern schirmten ihre Kleinen vor der Szenerie ab.
    Kilian packte Diane an ihrem Pullover und riss sie mit sich.
    »Lassen Sie die Frau los«, mischte sich nun eine Blondine auf High Heels ein.
    »Können Sie Ihre Streitereien nicht zu Hause erledigen?«, protestierte ein dicker Glatzkopf in Regenjacke und Gummistiefeln.
    Kilian warf Diane zu Boden, stürzte sich auf sie, malträtierte sie mit den Fäusten und schlug ihr ins Gesicht. »Frauen wie du gehören in die Klapse! Und wehe du näherst dich noch einmal meiner Familie!«
    Ein Mann sprang herbei, versuchte Kilian von Diane wegzuziehen, er schaffte es nicht. Kilian wehrte sich, trat dabei Diane gegen den Kopf und in den Magen. Zwei weitere Passanten waren nötig, um ihn von seinem Opfer wegzuziehen.
    Sie hielten ihn fest, bis die Polizei kam.
    »Du solltest dich schämen, eine Frau zu verprügeln«, rief ein alter Mann mit Wollmütze und spuckte Kilian ins Gesicht, als die Beamten ihn zum Streifenwagen eskortierten.

Cuxhaven-Wernerwald
    An diesem Tag arbeitete Phyllis wie eine Besessene und widmete sich dem Verschluss der Kiste – erstaunt darüber, wie leicht

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