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Finkenmoor

Finkenmoor

Titel: Finkenmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myriane Angelowski
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Kilian.
    »Ich muss unbedingt einen Brief aufgeben, und du?«
    »Ich hab hier mein Konto.«
    Diane seufzte. »So ein verdammter Mist, der Brief sollte heute unbedingt noch weg.«
    »Zieh doch eine Marke im Automaten.«
    »Gute Idee.«
    Aber sie hatten beide kein Kleingeld. Diane steckte den Brief seufzend in ihre Tasche. Kilian sah auf seine Armbanduhr. »Hast du noch was vor?«
    »Eigentlich nicht, Maxi ist ja nicht da.«
    Kilian nahm all seinen Mut zusammen. »Kommst du mit ins ›Nautiko‹?«
    Er registrierte ein leises Zucken ihrer Mundwinkel.
    »Los, komm, es ist Freitag, du kannst morgen ausschlafen, und Maxi kommt erst am Sonntag wieder.«
    »Nein, lange schlafen kann ich leider nicht. Ich habe Frühschicht an der Promenade von Duhnen und muss pünktlich sein, um den Eintritt für den Strand zu kassieren.«
    »Nur auf ein Bier!«
    Diane ließ sich nicht lange bitten und folgte ihm, zu seiner Überraschung.
     
    Aus den Lautsprechern dröhnte Alice Cooper. An einem der Tische saß eine Gruppe Frauen, die Bier tranken und sich lautstark unterhielten. Im Hintergrund warfen zwei Typen Dartpfeile. Kilian und Diane setzten sich an die Theke und bestellten Krombacher.
    »Kommst du öfter her?«, fragte Diane dicht an Kilians Ohr.
    »Gelegentlich. Ich finde es cool hier. Die Leute sind okay.«
    Diane hatte die Beine übereinandergeschlagen und wippte im Takt von »Lost in America«.
    Kilian ging im Kopf sämtliche Gesprächsthemen durch. Lass dir was einfallen, Alter. Du sitzt hier mit der tollsten Frau des Universums. Los, vermassel es nicht. »Deine blonden Haare haben mir besser gefallen.«
    Diane antwortete einsilbig.
    Mecker doch nicht an ihr rum, du Blödmann. Versuch es mit Komplimenten. Jede Frau fährt darauf ab . »Du hast wirklich schöne Augen«.
    Diane lachte. »Entspann dich! Lust auf eine Runde Billard? Wer verliert, zahlt die nächste Runde.«
    Diane beherrschte den Kö, doch gegen Kilian hatte sie keine Chance. Eine Runde nach der nächsten ging auf ihr Konto. Als der Wirt sie schließlich rauskehrte, hatten sie ziemlich getankt.
    »Wir müssen die Autos stehen lassen«, bestimmte Diane vor der Tür. »Ich kann nicht mehr fahren und du erst recht nicht.«
    Kilian widersprach nicht, er spürte den Alkohol deutlich.
    »Du kommst mit zu mir«, entschied Diane und hakte sich bei ihm unter. »Ich klappe die Couch aus.«
    Sie torkelten Arm in Arm. Kilian versuchte, jeden Augenblick zu genießen, und schmiegte sich an Diane. Sie alberten herum, lachten und erreichten spät in der Nacht ihre Wohnung in der Schillerstraße.
    Abermals übernahm sie das Regiment, schickte ihn ins Bad und bezog in der Zwischenzeit die Schlafcouch. Kilian war ein wenig enttäuscht, als er das gemachte Bett vorfand. Natürlich hatte er gehofft, sie würde ihn unter ihre Decke lassen, aber so betrunken war Diane nicht.
     
    Am nächsten Morgen weckte ihn die Sonne. Der Geschmack von Bier und Zigaretten lag pelzig auf Kilians Zunge. Sein Magen rumorte, ihm war schlecht.
    »Diane«, rief er, so laut er konnte, »bist du wach?«
    Keine Antwort. Seine Jeans lag auf dem Boden, und die Lederjacke hing über der Lehne des Stuhls. Kilian rief noch einmal nach Diane, aber in der Wohnung blieb es still.
    Schlaftrunken taumelte er ins Bad, entleerte Blase und Darm.
    Die Übelkeit verschwand, als er in der Küche ein Glas Wasser getrunken hatte. Kilian schaltete sein Handy an. Eine SMS. »War nett gestern. Mach dir Kaffee und zieh die Tür ins Schloss, wenn du gehst. Wir sehen uns Sonntagabend, LG Diane«
    Im ersten Moment war er unschlüssig. Eigentlich hatte er es nicht eilig, und wer weiß, wann sich noch einmal die Gelegenheit ergeben würde, sich in Dianes Wohnung umzusehen.
    Das Schlafzimmer zog ihn magisch an.
    Er öffnete die Tür und blieb wie angewurzelt stehen. Die Wände waren mit Babybildern tapeziert. Weich gezeichnete Poster, riesige Porträtaufnahmen eines wirklich süßen Kindes. Auf manchen Bildern lächelte Diane zusammen mit dem Säugling in die Kamera, hielt das Kind im Arm, lag neben ihm auf der Couch.
    Kilians Mund wurde trocken, er konnte kaum atmen, musste das Zimmer verlassen. Er schloss die Tür und stieß sie sofort wieder auf. Maxi. Fotos seiner Schwester hingen zwischen denen des anderen Kindes. Um sicherzugehen, trat Kilian näher. Kein Zweifel. Die Wände waren gespickt mit Aufnahmen von Maxi. Kilian nahm das verstört zur Kenntnis.
    Mit klopfendem Herzen ging er in die Küche und stellte die Kaffeemaschine an.

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