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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Schwarz war Weiß geworden und aus Weiß Schwarz.
    »Erteile den Befehl in zwei Minuten, damit ich noch Zeit habe, das Gebiet der Moschee zu verlassen«, befahl Adil seinem Bruder, dann hörte man in der Leitung ein Rauschen, und das Gespräch brach ab.
    Major Nick Feldon vom Black-Watch-Regiment stand in Gedanken versunken da und schrak erst hoch, als er das Wort »Sir« zum zehnten Mal hörte. »Der Generalstab. General Portman«, sagte eine kleine Sergeantin, die das Feldtelefon auf dem Rücken trug und so schnaufte, als wäre sie aus Bagdad hierher gerannt.
    Feldon nahm ihr den Hörer aus der Hand.
    »Jemand versucht, die Imam-Ali-Moschee zu sprengen. Das darf nicht gelingen. Auf gar keinen Fall! Sonst bricht eine Hölle aus, deren Feuer nichts mehr löschen kann«, brüllte der britische General.
    Feldon sah, wie die Teile des Puzzles ihren Platz einnahmen. Jetzt begriff er, was im Norden des Moscheegeländes im Gange war: Die Männer mit den Raketen wollten die Moschee sprengen. »Du stürmst mit der zweiten und dritten Kompanie die Moschee, sobald ich den Befehl gebe«, sagte er dem Hauptmann, der sich den Schweiß abwischte, und schwang sich neben den Fahrer in seinen Jeep. »Zum Nordende.«
    Wenig später hielt der Wagen vor einem weißen zweigeschossigen Haus, wo zwei Gruppen des Regiments Black Watch auf Feldon warteten. Über ihnen dröhnten die Rotorblätter der Hubschrauber, und die Panzer hatten ein paar Dutzend Meter entfernt Stellung bezogen.
    »Alle Männer auf dem Dach müssen getötet werden, zuerst jene, die Raketen tragen«, befahl Feldon den Gruppenführern und folgte den Soldaten, während die Männer an der Spitze schon ins Treppenhaus stürmten.
    Feldon stieg noch die Stufen hinauf, als auf dem Dach der erste Schuss zu hören war, dann eine Salve eines Sturmgewehrs, und danach hallte das Rattern der Maschinenpistolen durch das ganze Treppenhaus. Er beschleunigte sein Tempo, nahm drei Stufen auf einmal, sprang mit einem Satz hinaus aufs Dach und richtete seine Waffe auf den einzigen Araber, der noch stand – und ins Visier einer abschussbereiten Rakete vom Typ Trigat MR schaute.
    Adil erstarrte, als die Moschee schwankte und draußen das Geräusch einer Explosion zu hören war, dann einer zweiten und einer dritten. Die Wände erbebten. Noch nicht! Sonst würde er es nicht schaffen, hier herauszukommen, bevor die Raketen einschlugen. Er warf einen Blick auf Umar, der an den Handschellen zerrte, dann waren seine Muskeln endlich bereit, ihm zu gehorchen, und er hastete aus dem Mausoleum hinaus.
    In der Moschee wimmelte es von Menschen, manche der Betenden lagen immer noch auf den Knien, aber der größte Teil drängte voller Angst zu den Türen. Adil rannte an der Wand der Moschee entlang, bei jedem Schritt war eine neue Explosion zu hören, er musste es bis auf den Innenhof schaffen, er sah schon Licht durch die Tür …
    Adil stürzte hinaus in den höllischen Lärm, er lief weiter weg von der Moschee, wich dabei den Menschen aus und blieb dann mitten auf dem Innenhof stehen. Aus der Angst wurde Freude: Die Rotorblätter der britischen Hubschrauber dröhnten, und die Menschen, die zum Mittagsgebet gekommen waren, schrien und schimpften. Plötzlich teilte sich die Menschenmasse vor ihm, und er sah Hunderte Black-Watch-Soldaten hereinstürmen. Wenn die Moschee jetzt explodierte, dann würden alle glauben, dass die Briten sie absichtlich gesprengt hatten.
    Er könnte noch Zeuge sein, wie die Moschee zerstört würde, und sehen, wie die Wut und der Hass der Massen hell aufloderten. Adil wandte den Blick zum nördlichen Ende des Innenhofes der Moschee, zum Dach des Gebäudes, von dem Sadiqs Krieger ihre Raketen abschießen würden. Doch da stockte ihm der Atem. Adil fiel auf die Knie in den Sand, er konnte auf dem Dach nur britische Soldaten erkennen … und einen der Männer Sadiqs. Auf seiner Schulter lag eine Rakete. In Adil regte sich die Hoffnung. Er sah, wie eine Fackel aufleuchtete und die Rakete losflog, aber die Freude, das nun doch alles gelingen würde, schlug um in Todesangst, als er begriff, dass die Rakete direkt auf ihn zu kam …

DONNERSTAG
58
    Die Fahrstuhltür öffnete sich in der dritten Etage des Hauptquartiers der Sicherheitspolizei, Arto Ratamo erblickte den schönen weißen Kachelofen, trat auf den Flur hinaus, und sah, dass in der Ratakatu Hochbetrieb herrschte. Kollegen hasteten den Gang entlang, an den Türen gab man sich die Klinke in die Hand.
    Es war schon fast

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