Finnischer Tango - Roman
Teil einer perfekten Inszenierung, eines Tricks, der ein neues Zeitalter in der Geschichte einleiten wird.« Eeva schaute die SUPO-Mitarbeiter an. »Das hat Adil so gesagt.«
Riitta Kuurma fasste Eevas Hand fester an. »Was für eine Inszenierung? Du musst dich daran erinnern, oder Tausende Menschen werden sterben. Versuch es.«
»Imam Ali hat die Schiiten und Sunniten getrennt, schon bald wird derselbe Mann sie vereinen. Aus seinem Grab heraus. Oder genauer gesagt, mit seinem Grab.« Die SUPO-Mitarbeiter schauten Eeva konsterniert an.
Wrede schnaufte. »Was zum Teufel soll das denn bedeuten? Wer ist Imam Ali?«
Jetzt brannte bei Eeva die Sicherung durch. »Woher soll ich das wissen!«, rief sie. »Ich wiederhole nur, was Adil gesagt hat, und das war ganz verworrenes Zeug.«
»Auf der ›Pride of Britain‹ hat es eine Explosion gegeben. Das Schiff wurde schwer beschädigt, aber die finnische Polizei konnte die vollständige Zerstörung noch rechtzeitig verhindern. Das Schiff sinkt nicht, und die Passagiere sind wohlauf«, verkündete Melissa Tufton mit lauter Stimme in der operativen Zentrale im Thames House, dem Hauptquartier des MI 5, und die etwa zwanzig britischen Beamten der Krisengruppe des JTAC ließen ihrer Freude freien Lauf. Jubelschreie hallten durch das Großraumbüro, undPapier wirbelte durch die Luft. Sie hatten es geschafft, der Terroranschlag war verhindert worden!
George Langdon lächelte über das ganze Gesicht. »Herzlichen Glückwunsch. Euch allen. Der Terroranschlag wurde verhindert, aber Umar Hussain muss noch gefunden und gefasst werden. Mit allen Mitteln. Versucht noch durchzuhalten.«
Als Melissa die guten Nachrichten gehört hatte und spürte, wie das bedrückende Gefühl der Angst verschwand, wurde ihr klar, wie müde sie war. Auch das Kind bewegte sich in ihrem Bauch unruhiger als sonst. Sie arbeiteten schon über zwei Tage lang fast pausenlos. Aber der Chef hatte recht. Wenn sie Umar Hussain nicht fanden, würde Takfir in den nächsten Monaten neue Anschläge versuchen, und irgendwann hätten sie ganz sicher Erfolg. »Die Taube« hatte vor einer Stunde eine riesige Menge von Dokumenten über Umar Hussain und Takfir wal Hijra an die E-Mail-Adresse des JTAC geschickt: Die Organisation beabsichtigte, in den folgenden Monaten weltweit Dutzende Passagierflugzeuge zum Absturz zu bringen. Das musste man unbedingt verhindern, Umar und Takfir mussten unschädlich gemacht werden.
Melissa schrak aus ihren Gedanken auf, als sie das kleine Kuvert auf ihrem Monitor sah. Sie öffnete die E-Mail. Der Absender war »die Taube«. Die Anspannung kehrte wie auf Knopfdruck zurück. »Umar Hussain ist um 13.00 Uhr Ortszeit in Nadschaf in der Imam-Ali-Moschee.« Melissa schaute auf die Zeitangabe unten rechts auf ihrem Bildschirm, es war zwei Minuten nach zehn. Drei Stunden Zeitunterschied. Verdammt, Umar war eben jetzt in der Moschee. Wie lange hatte die Nachricht darauf gewartet, gelesen zu werden? Und wie schnell würde das Verteidigungsministerium die Soldaten von Black Watch in die Moschee schicken können?
»Chef!«, rief Melissa.
George Langdon hörte sich Melissas Zusammenfassung der Nachricht an und befahl ihr, sie vor der ganzen Krisengruppe zu wiederholen. In der operativen Zentrale verstummten alle anderen für einen Augenblick, aber als Melissa fertig war, brach ein heftiges Stimmengewirr los.
Melissa wollte gerade vorschlagen, dass Black Watch die Moschee stürmen sollte, als ihr Riitta Kuurmas letzte Nachricht einfiel. »Auch jemand anders hat die Imam-Ali-Moschee erwähnt«, sagte sie zögernd. »Die finnische Frau, dieses Gedächtniswunder, das von der SUPO verhört wurde. Wo ist denn der Bericht?« Schließlich musste Melissa Riitta Kuurmas Nachricht auf ihrem Computer suchen.
»Adil al-Moteiri sprach von einem Trick und behauptete, Imam Ali werde die Moslems der ganzen Welt aus seinem Grab heraus vereinigen. Oder mit seinem Grab.« Melissa las der Krisengruppe den Auszug aus Eeva Hallamaas Verhör vor.
Der Beamte des Innenministeriums im pinkfarbenen Hemd schien verwirrt zu sein. »Mit seinem Grab. Was bedeutet das? Will al-Moteiri ein Wunder inszenieren … oder droht er damit, die Moschee zu sprengen?«, sagte er und runzelte die Stirn. »Die Grabmoschee Imam Alis ist sowohl den Schiiten als auch den Sunniten heilig. Wenn jemand sie bedrohte, dann würden die Moslems das Grab bis zum letzten Mann verteidigen.«
»Warum sollte al-Moteiri einen der heiligsten Orte der Moslems
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